FOTO: beigestellt Keine Grenze für Investments Schwellenländer sind praktisch allen Anlegern ein bekannter Begriff, aber worum handelt es sich genau bei Frontier Markets? Die Antworten gibt Spezialist Witold Bahrke von Global Evolution. Können Sie bitte zunächst kurz das Unternehmen Global Evolution vorstellen? Global Evolution wurde 2007 gegründet und betreut globale Kunden von Niederlassungen in Kolding (Dänemark, Anm.), London, New York und Singapur aus. Im Juni 2020 erwarb Conning Holdings, eine Tochtergesellschaft von Generali Investments, eine Mehrheitsbeteiligung an Global Evolution. Wir agieren weiterhin als unabhängige Boutique, und investieren ausschließlich in Anleihen aus Schwellenländern bzw. Frontier Markets. Wobei wir Assets in Höhe von rund 15 Milliarden Dollar verwalten, ein Viertel davon entfallen auf Frontier Markets. Wo liegt nun der Unterschied zwischen Emerging und Frontier Markets? Auch Frontier Markets sind Emerging Markets, ihre Volkswirtschaften weisen aber einen geringeren Reifegrad auf, und es handelt sich überwiegend um kleinere Staaten. Der wirtschaftlichen Reife entsprechend, sehen wir dort auch ein dynamischeres Wachstumspotenzial. Als Frontier Markets definieren wir zum Beispiel: Nigeria, Ägypten, Malawi, Costa Rica, Sri Lanka, Mongolei, Kasachstan oder Kirgisistan. Das Exposure der Investorenwelt in Frontier Markets ist noch relativ gering, auch gibt es wenig Research dazu, diese Lücke schließen wir und betreiben aktives Management. „Klassische“ Emerging Markets sind dagegen etwa Brasilien, Mexiko oder Südafrika. Die Palette ist also sehr breit gefächert, in unserem Anlageuniversum befinden sich ungefähr 100 Länder, investiert sind wir im Durchschnitt in 30 bis 40 davon. Haben wir es bei solchen Märkten nicht mit einer erhöhten Volatilität zu tun? Und wie hoch sind die Ausfallsraten? Das mag überraschen, aber die Antwort zur erhöhten Volatilität lautet: Nein. Sie liegt auf dem Niveau von Staatsanleihen aus den G7 Ländern, die Rendite präsentiert sich hingegen ähnlich der von US HighYieldBonds. Die Ausfallsrate liegt ebenfalls überraschend niedrig. Bei herkömmlichen Emerging Markets mit entsprechendem Rating, sprechen wir mit Blick in die Historie von 3,5 Prozent. In Frontier Markets fällt sie mit einem Prozent noch geringer aus. Das liegt daran, dass unser Portfolio ca. 60 bis 80 Prozent Anleihen in Lokalwährung enthält, die meisten Ausfälle ereignen sich hingegen in Hartwährungen. Für welche Anleger sind Emerging-Markets-DebtInvestments geeignet? Vor allem für solche Investoren, die nach relativ hoher Rendite bei gleichzeitiger Diversifikation suchen. Wobei gerade der Streuung oft zu wenig Beachtung geschenkt wird und sich Schwellenländer, vor allem Frontier Markets, sehr gut für diesen Zweck eignen. Letztere weisen nämlich eine relativ geringe Korrelation zu geopolitischen Risken wie zum Beispiel dem Zoll und Handelsstreit auf. Frontier Markets sind stärker von lokalen Entwicklungen und Ereignissen abhängig. Aber sind diese Länder selbst nicht oft von politischer Instabilität gekennzeichnet? Politische Risiken in diesen Märkten haben laut unserer langen Erfahrung keine stärkere Auswirkung auf die Renditeentwicklung insgesamt. Außerdem können wir durch unsere breite Streuung mögliche negative Einzelereignisse gut abfedern. Stichwort Rendite: Wie hoch fällt diese aus? Wir blicken bei HartwährungInvestments auf eine Rendite bis zur Fälligkeit von 8,8 Prozent pro Jahr zurück; in den Frontier Markets sind es sogar über 13 Prozent per anno. Unsere GesamtrenditeErwartung liegt bei acht bis zehn Prozent. Welche Rolle spielt die Inflationsentwicklung für Emerging Markets? In den Industriestaaten ist das Inflationsrisiko in den letzten Jahren gestiegen, in Schwellenländern hingegen nicht. Die Industrieländer übertreffen sich ja gerade im großzügigen Geldausgeben: Fiskalischer Regimewechsel, Konjunkturprogramme, DeficitSpending etc. In den Schwellenländern ist das nicht so der Fall. Und das Wirtschaftswachstum in den Emerging Markets liegt um rund zwei Prozent über den G7 Staaten. www.globalevolution.com Witold Bahrke, Senior Macro and Allocation Strategist bei Global Evolution Ausgabe Nr. 3/2025 – GELD-MAGAZIN . 59 SOMMERGESPRÄCH . Witold Bahrke, Global Evolution
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