EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt Biomedizin: Neue Innovationen und Anlagechancen Das Jahr 2024 war für den Sektor Biotechnologie nicht einfach, auch der Start 2025 fiel eher holprig aus. Warum jetzt aber viele Ampeln auf grün stehen, verrät Experte Van Weyenberg. Der Bereich Biotechnologie performte im Vorjahr ernüchternd, warum soll es jetzt besser werden? Dafür sprechen mehrere Argumente wie zum Beispiel die soliden Fundamentaldaten und eine Erholung bei den Umsatzzahlen. Weiters wichtig ist: Die Bewertungen der Biotech-Unternehmen befinden sich auf einem historisch gesehen sehr attraktiven Niveau; Biotech-Small-Caps bilden innerhalb des gesamten Gesundheitsbereichs den günstigsten Sektor. Vor allem für Langzeit-Investoren sehe ich jetzt sehr interessante Zeiten gekommen. Zum „big picture“ sollte man auch hinzufügen, dass nach dem CovidBoost der Bedarf an Biotech-Produkten und Lösungen nach 2022 zurückgegangen ist, hier ist aber eine Erholung zu beobachten - der Rebound läuft. Wie wirkt sich der Zollstreit auf den Sektor aus? Hersteller von Generika und Biosimilars werden voraussichtlich von den Zöllen ausgenommen, da diese Produkte für den Zugang zu erschwinglichen Medikamenten entscheidend sind. Für globale Pharmaunternehmen ist die Situation differenzierter. Allgemein wird erwartet, dass diesen Unternehmen Zeit zur Anpassung eingeräumt wird. Viele von ihnen planen bereits jetzt, ihre Produktionsstätten in die USA zu verlagern. In der Biotechnologiebranche haben mehr als 80 Prozent der Unternehmen ihren Sitz in den Vereinigten Staaten, sodass die Auswirkungen von Zöllen nicht sehr gravierend sind, selbst wenn einige Komponenten aus Asien bezogen werden. Neben den Zöllen ist Donald Trump auch bei der FDA umtriebig, hat das Folgen? Der Einfluss der neuen FDA-Leitung ist noch nicht vollständig abschätzbar. Die ersten Äußerungen von FDA-Kommissar Makary waren bemerkenswert konstruktiv. Daher wird erwartet, dass die FDA eher eine Phase der allmählichen Evolution als des radikalen Wandels durchlaufen wird, während sie sich an neue administrative Prioritäten anpasst. Welche Innovation waren zuletzt aus dem Sektor zu vermelden? Die Innovationen befinden sich auf einem Höhepunkt - und es kommt noch mehr in den nächsten Jahren. Die Forschungs- und Entwicklungspipeline ist prall gefüllt, das Spektrum an Therapeutika verbreitert sich. Und Künstliche Intelligenz (KI) hat das Zeug dazu, die Arzneiforschung zu beschleunigen, wobei bekanntlich die Entwicklung für Medikamente zeitaufwendig und kostspielig ist. Es dauert acht bis zehn Jahre von der Forschungsphase bis zur Zulassung eines Präparates. KI hat großes Potenzial, hier für mehr Effizienz zu sorgen. Welchen Krankheiten wird - nicht nur mit KI - der Kampf angesagt? Alzheimer, Parkinson und natürlich Krebs sind sehr wichtige Felder mit großem medizinischem Bedarf. Ein Beispiel für Innovationen: BioNTech erzielt Fortschritte bei RNA-basierten Krebsimpfstoff-Programmen. Aber auch Seltene Krankheiten, sogenannte „orphan diseases“ bergen großes Potenzial. Der letzte Punkt klingt zunächst etwas widersprüchlich - wie können Krankheiten, die selten auftreten, hohes Potenzial aufweisen? Das lässt sich so auflösen: Medikamente gegen „orphan diseases“ sind sehr teuer und die Margen liegen hoch. Das ökonomische Potenzial ergibt sich also aus der Gefährlichkeit dieser Krankheiten und den sehr hohen Preisen. Die Bedeutung wurde auch bereits von den großen Pharmaunternehmen erkannt, Medikamente gegen Seltene Krankheiten befinden sich in deren Pipeline. Können Sie zum Abschluss Zahlen zur Größenordnung der Biotech-Industrie nennen? Es handelt sich um kein Nischensegment, sondern um eine 1,3 Billionen Dollar schwere Industrie. Zu ihr gehören weltweit führende Unternehmen, die medizinische Durchbrüche erzielen. Wir gehen davon aus, dass Übernahmen in der Branche zunehmen werden, auch das birgt Investmentpotenzial. www.candriam.com Ken Van Weyenberg, Head of Client Portfolio Management Fundamental Equity, Candriam Ausgabe Nr. 3/2025 – GELD-MAGAZIN . 35 SOMMERGESPRÄCH . Ken Van Weyenberg, Candriam
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