Österreichische Post AG | MZ 03Z035262 M | 4profit Verlag GmbH, Rotenturmstraße 19/1/29 B, 1010 Wien | Ausgabe Nr. 3/2025 | 6,90 Euro Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Blockchain + Alternative Investments + Versicherungen DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE Börse Wien Viele Aktienkurse sind bereits stark gestiegen. Welche Titel jetzt noch weiteres Potenzial haben. Technologie-Boom Rund um das Thema KI legen die Kurse gewaltig zu. Mit welchen Investments Sie daran profitieren. AUSBLICK AUF DAS 2. HALBJAHR 2025 + FONDSTABELLE 6.700 Investmentfonds im Härtetest! Hier die allerbesten Aktien- und Anleihenfonds. ab Seite 50 Wo Sie die besten Renditen finden Sinkende Zinsen und die Hoffnung auf eine Erholung der Wirtschaft lassen Anleihen- und Aktienkurse steigen. Lesen Sie, welche Märkte und Branchen in Zukunft die größten Erfolge versprechen. Smarte Anleihen Die Zinsen sinken, die Notierungen der Fixverzinsten steigen. Mit diesen Fonds liegen Sie goldrichtig.
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Ausgabe Nr. 3/2025 – GELD-MAGAZIN . 3 Sowohl Anleihen- wie auch Aktienmärkte werden von Schlagzeilen getrieben. Und Donald Trump beherrscht es wie kein anderer, die Titelseiten für sich in Beschlag zu nehmen – sei es mit seiner erratischen Zollpolitik, den Migrantenabschiebungen, seiner sprunghaften Außen- und Innenpolitik (Drängen der Fed zu Zinssenkungen, Durchsetzen der One Big Beautiful Bill), etc. Trump spielt gekonnt mit den Ängsten seiner Gegner, um das aus seiner Sicht beste Verhandlungsergebnis zu erzielen. Mittlerweile ist seine Verhandlungstaktik, nicht die eines US-Präsidenten, sondern jene eines Immobilienhais, durchschaut: Erst maximales Chaos schüren und dann etwas einlenken. Der Journalist Robert Armstrong der Financial Times brachte dieses Vorgehen Anfang Mai mit dem Begriff „TACO Trade“ auf den Punkt (Trump Always Chickens Out). Trumps trockenes Kommentar dazu: „So führt man Verhandlungen.“ Für Anleger können sich daraus auch Vorteile ergeben. Kurzzeitige Markteinbrüche ermöglichen es, aussichtsreiche Titel günstig zu kaufen. Einige Trends, wie z.B. der Goldpreisanstieg, technologische Entwicklungen (AI, Robotik, etc.) sind unaufhaltsam – auch wenn sie zeitweise zu überkauften Situationen führen. Um diese Gelegenheiten aufzuzeigen, finden Sie in dieser Ausgabe des GELD-Magazins unter dem Motto „Ausblick auf das zweite Halbjahr“ zahlreiche Marktkommentare – zu den Auswirkungen der US-Politik (Seite 8), den wichtigsten Branchen (ab Seite 28), den Anleihenmärkten (Seite 42) sowie zu Spezialthemen wie z.B. Chinas Dominanz bei Seltenen Erden (Seite 48) oder neue Entwicklungen auf den Kryptomärkten (Seite 40). Zu guter Letzt stellen wir ab Seite 50 eine umfangreiche Fondstabelle der besten Anleihen- und Aktienfonds zur Verfügung, um Ihnen einerseits anhand von 45 Kursgrafiken einen detaillierten Überblick (bzw. auch ein Gefühl) über die Dynamik der entsprechenden Segmente zu geben und andererseits Ihnen eine Vorauswahl der besten Produkte in rund 100 Kategorien anzubieten. Sollten Sie gerade keine neuen Investments planen, können Sie die Tabelle auch zu Vergleichszwecken Ihrer bestehenden Positionen heranziehen. Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Chaos mit System editorial impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 19/1/29B, 1010 Wien · T: +43/676/570 95 10 · E: [email protected] · GESCHÄFTSFÜHRUNG Snezana Jovic, Mario Franzin · CHEFREDAKTEUR Mario Franzin REDAKTION Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh MSc, Mag. Christian Sec · LEKTORAT Mag. Rudolf Preyer · GRAFISCHE LEITUNG Noura El-Kordy · COVERFOTO aciddreamStudio/stock.adobe.com · DATENANBIETER Lipper Thomson Reuters*, Morningstar · VERLAGSLEITUNG Snezana Jovic · BACKOFFICE & ONLINE REDAKTION Ivana Jovic · MARKETING & ANZEIGENVERKAUF Dr. Anatol Eschelmüller · IT-MANAGEMENT Oliver Uhlir · DRUCK Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Str. 80 · VERTRIEB PGV Austria, 5412 Puch, Urstein Süd 13. www.geld-magazin.at ABO-HOTLINE: +43/699/1922 0326 · [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. FOTO: ivanashoots.com
BRENNPUNKT 06 Kurzmeldungen Ozeane: Vermüllt und überfischt + Ewige Chemikalien: Täglich im Brotkorb. 08 Geopolitik Donald Trump spielt Wilden Westen, dadurch schwächt er die USA. 10 Interview Gunter Deuber Der Chef-Volkswirt der RBI will nicht in den Abgesang auf US-Aktien einstimmen. WIRTSCHAFT 12 Kurzmeldungen Industrie Österreich: Zeichen der Stabilisierung + Deutschland: Ausfallsraten steigen. 14 Sparpaket Das Budgetdefizit ufert aus, in Österreich wird der Rotstift angesetzt – nicht immer an der richtigen Stelle. BANKING 16 Kurzmeldungen Zankapfel: EU-Vermögensregister + EZB: Zinspause scheint angebracht. 20 Privatbanken-Umfrage Die Investmentprofis werden bei Aktien zum Teil vorsichtiger. MÄRKTE & FONDS 24 Kurzmeldungen Neuer Trend: Physical AI + Japan: Keine schlechten Karten. 26 Institutional Investors Congress Experten beleuchten Wachstumsbranchen- und Regionen. 28 Trend:Technologie KI dominiert weiterhin, aber auch Bereiche wie Cyber-Security oder Cloud-Lösungen sind einen Blick wert. 32 Trend: Gesundheit Gute Gründe sprechen für eine Genesung der Healthcare-Branche. 36 Trend: Asien Der Kontinent hat viel zu bieten: Innovation, Wachstum und günstige Bewertungen. 40 Trend: Bitcoin Die Bitcoin 2025-Konferenz markiert einen Wendepunkt für die globale Finanzordnung. 42 Trend: Anleihen Das Umfeld für Bonds steht günstig – es gilt aber, Eigenheiten zu beachten. 46 Rohstoff-Radar Erdöl: Aufwind trotz Krisen + Gold: Der Dauerläufer + Silber: Hohes Potenzial+ Kupfer: Elektrifizierende Chancen. 48 Seltene Erden Die Attraktivität dieser Rohstoffe steigt durch die weltpolitische Lage. 50 Top-Fonds im Überblick Information pur: Das GELD-Magazin präsentiert die Outperformer. Ausgabe Nr. 3/2025 inhalt Geopolitik Donald Trump zerschlägt viel Porzellan - und schädigt damit auch die USA. ab Seite 08 Credits: beigestellt; tanya78 & libin & aciddreamStudio/stock.adobe.com Gunter Deuber , RBIVolkswirt, sieht keine Rezession in den USA oder Europa. Seite 10 4 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2025
AKTIEN 60 Kurzmeldungen Erste Group: Übernahme in Polen + PORR: Großauftrag in Rumänien. 62 Weltbörsen Die Unsicherheit des Zoll-Streits bleibt. 64 Anlagetipps Cboe Global Markets: Volatilität als Goldgrube + Tenet Healthcare: Günstig bewertet + Legrand: Der KI-Transformer. 66 Börse Deutschland Der DAX eilte von Hoch zu Hoch. 68 Börse Wien Branchenrotation im ATX. IMMOBILIEN 72 Kurzmeldungen Mietpreise: Stärker auf die Bremse + Verbücherungen: Klare Trendwende. 74 Steuern und Förderungen Am Immobilien-Markt ist vieles in Bewegung gekommen – die wichtigsten Änderungen im Überblick. BLOCKCHAIN 76 Kurzmeldungen Bybit: Kryptoriese zieht nach Wien + IPO: Circle Internet Group. VERSICHERUNG & VORSORGE 78 Kurzmeldungen Pensionen: Noch länger „hackeln“? + Österreich: Versicherungsmarkt legt zu. 79 FLV-Listing Der monatliche Überblick zu Fondsgebundenen Lebensversicherungen. 80 Alterssicherung Die zweite und dritte Säule bleiben hinter ihrem Potenzial zurück. 82 Buchtipps Dachwitz/Hilbig: Digitaler Kolonialismus + Christoph Möllers: Demokratie und Gewaltengliederung. TOP-FONDS Information pur: Die besten Produkte mit den wichtigsten Kennzahlen. Seite 50 Fokus Asien China bleibt der Platzhirsch – aber Indien holt weiter auf. Seite 36 Ausgabe Nr. 3/2025 – GELD-MAGAZIN . 5
6 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2025 BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Credits: Thaut Images & Kondor83/stock.adobe.com; pixabay Neurotech-Aktien Neuer Trend Wunderwerk. Kleine Implantate oder andere Schnittstellen zwischen Gehirn und Computer eröffnen zusätzliche Chancen für die Medizin – bei Parkinson, Epilepsie oder chronischen Schmerzen. Das ist keine Zukunftsmusik: Einige Verfahren sind bereits im Klinikalltag angekommen oder stehen kurz vor der Zulassung. Langfristig schafft das neue Optionen. Damit steht der globale Markt für Neurotechnologie vor einem Wachstumssprung: Bis 2029 soll er sich von derzeit rund 16 Milliarden Dollar auf etwa 32 Milliarden verdoppeln. Die Experten von apoAsset loten die Investmentchancen aus: „Aktuell gibt es weltweit etwa 90 börsennotierte Neurotech-Unternehmen. Die Bandbreite reicht von großen Medizintechnik-Konzernen wie Abbott oder Medtronic bis zu fokussierten kleineren Firmen wie LivaNova oder Neuronetics.“ Gefahr nimmt zu. Eine neue Studie von Mastercard unter mehr als 1.800 KMU in Europa – darunter auch Österreich – offenbart einen besorgniserregenden Trend: Ein Viertel (25 %) der Unternehmen wurde bereits Opfer von Cyberangriffen. Besonders hohe Raten verzeichnen Irland (38 %), Dänemark (35 %) und Frankreich (29 %). 47 Prozent der Befragten gaben an, unsicher im Umgang mit Cyberbedrohungen zu sein. Die Konsequenzen: Elf Prozent haben infolge von Betrug finanzielle Verluste erlitten, neun Prozent haben sogar Kunden verloren. Viele europäische KMU zeigen sich zurückhaltend, was die Zukunft betrifft: 49 Prozent geben an, dass sie aus Sorge vor Cyberangriffen zögern, ihr Unternehmen auszubauen. Zudem befürchtet jeder Vierte im Fall eines erfolgreichen Angriffs die Geschäftstätigkeit einstellen zu müssen. Und da digitale Betrugsmaschen immer professioneller werden, stehen insbesondere KMU und Gründer vor wachsenden Herausforderungen beim Schutz vor Cyberbedrohungen (größere Konzerne sind meist besser gewappnet). Die 23 Millionen KMU in Europa machen 99 Prozent aller Unternehmen aus und sichern etwa drei Viertel aller Arbeitsplätze. Cyber-Angriffe: Bedrohung aus dem Netz ESG. Weltweit sind 92 Prozent der Unternehmen der Meinung, dass Fortschritte auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit entscheidend für den Geschäftserfolg sind. Das ist ein deutlicher Anstieg um fünf Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Trotz dieser Erkenntnis kämpfen viele Organisationen mit der praktischen Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsziele. Als Haupthindernis erweisen sich die dafür notwendigen Möglichkeiten zur Datenauswertung, wie aus einer Befragung von Aras hervorgeht. Für die Studie wurden 656 Führungskräfte aus den USA, Europa und Japan interviewt. Die Experten von Aras raten davon ab, lediglich auf gesetzliche ESG-Vorgaben zu reagieren: „Systeme, die von vornherein auf Flexibilität und Effizienz ausgerichtet sind, führen automatisch zu Compliance. Unternehmen erfüllen dann nicht nur aktuelle Standards, sondern sind künftigen Anforderungen bereits einen Schritt voraus. In dem heutigen Marktumfeld steht bei der Nachhaltigkeit nicht das bloße Abhaken erledigter Aufgaben im Vordergrund, sondern die kontinuierliche Verbesserung der Unternehmensleistung.“ Unappetitlich. Global 2000 hat gemeinsam mit der AK Oberösterreich 48 Getreideprodukte wie Brot, Kekse, Nudeln, Mehl und Frühstücksflocken aus acht Bundesländern auf Trifluoressigsäure (TFA) getestet. Es handelt sich dabei um ein Abbauprodukt von PFAS-Chemikalien (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen), die etwa in Pestiziden oder Kühlanlagen vorkommen. TFA bleibt über extrem lange Zeit in der Umwelt – deshalb die Bezeichnung „Ewigkeitschemikalie“. Ergebnis: Alle getesteten Produkte weisen überdurchschnittlich hohe Werte auf. Das Spektrum reicht vom dem 100- bis 1.000-Fachen der ohnehin bereits hohen TFA-Werte in Regen-, Grund- und Trinkwasser. In konventionellen Getreideprodukten waren die durchschnittlichen Belastungen so hoch, dass ein gesundheitliches Risiko für Kinder nicht mehr ausgeschlossen werden kann. Ewige Chemikalien: Täglich Brot DIE ZAHL DES MONATS 92 %
Ausgabe Nr. 3/2025 – GELD-MAGAZIN . 7 Hin und her. Als Präsident Trump am „Liberation Day“ seine extremen Zölle einführte, waren die Märkte verständlicherweise beunruhigt. Seitdem haben jedoch die Widerstandsfähigkeit des US-Arbeitsmarktes, über den Erwartungen liegende Unternehmensgewinne und eine Deeskalation des Handelskrieges die Stimmung verbessert. Risky Assets haben sich erholt und die Anleiherenditen sind gestiegen. Beim Amundi Investment Institute meint man nun: „Ob diese Erholung von Dauer ist, hängt von der Konjunkturentwicklung und der Klarheit der Handelspolitik ab. Bei Anleihen wird der Druck am langen Ende der Kurve aufgrund der fiskalischen Probleme und der hohen Verschuldung – nicht zuletzt durch Trumps Steuerreform – insbesondere in den USA und Japan anhalten. Vorerst heben wir unsere Wachstumsprognosen für die USA, die Eurozone und China an, während wir die Inflationsprognose für die USA senken.“ Was Aktien betrifft, nehmen die Experten eine ausgewogene Haltung ein, mit einer Tendenz zu den globalen Märkten. Zollstreit: Entspannung von Dauer? Weckruf. Am 8. Juni war der „Welttag der Meere“. Es gibt ihn, von der UN ins Leben gerufen, seit 2008 mit dem Ziel, auf die Bedrohung der Ozeane und ihre Bedeutung aufmerksam zu machen. Sie bedecken über 70 Prozent des Planeten, produzieren rund 50 Prozent des Sauerstoffs in unserer Atmosphäre, speichern etwa 30 Prozent der CO₂-Emissionen, regulieren Wetter und Klima des Planeten und dämpfen letztlich die menschengemachte Klimakatastrophe. Abgesehen davon sind die Weltmeere für weit mehr als eine Milliarde Menschen die Hauptprotein- und somit Nahrungsquelle. Allerdings setzen Vermüllung (Abwässer, Plastikabfall, Klimawandel und Überfischung den Meeren gehörig zu. Die „Deutsche Stiftung Meeresschutz“ urteilt: „Als Folge geht jetzt sogar der Leben spendende Sauerstoff aus. Von 1960 bis 2019 büßten die Weltmeere mehr als zwei Prozent ihres Sauerstoffgehalts ein. Tendenz steigend. Gleichzeitig verdoppelte sich weltweit die Zahl der Todeszonen ohne Sauerstoff (dead zones) in Küstengebieten von 1960 bis 2007 auf mehr als 500. Auch die CO₂-Speicherkapazität der Meere geht weltweit zurück.“ Ein weiteres Problem lautet Versauerung, diese wirkt sich auch negativ auf unsere Nahrungsketten, die regionale Küstenfischerei, Aquakulturen und die Lebensmittelindustrie aus. Ozeane: Vermüllt und überfischt Schwacher Greenback. Zweifel am Status des Dollar als Leitwährung sind nicht neu. Aktuell gerät er erneut durch Politik, Inflation sowie steigende Schuldenquoten in die Diskussion. Und er präsentiert sich gegenüber anderen Währungen „weich“. Doch mit einer deutlichen, strukturellen Schwächung ist mangels überzeugender Alternativ-Währungen dennoch und weiterhin nicht zu rechnen. Die Deutsche Industriebank analysiert: „Weder der Euro noch der chinesische Yuan bieten plausible Alternativen. Gold mag sich als Instrument zum Werterhalt qualifizieren, aber nur wenn Notenbanken durch anhaltend niedrige Zinsen Inflation schüren. An der Dominanz des Dollar im Papiergeldsystem würde dies wenig ändern.“ Mehr zur Entwicklung des Greenback und einer möglicherweise prinzipiellen wirtschaftspolitischen Schwächung der Vereinigten Staaten erfährt man im Artikel ab Seite acht. Dollar: Kaum Alternativen Österreich. Das Team von BestBrokers hat Daten des World Gold Council für das gesamte Jahr 2024 und die ersten Monate 2025 analysiert und so die größten Käufer und Verkäufer von Gold in diesem Zeitraum ermittelt. Die Berechnungen zeigen, dass Österreich insgesamt über 280 Tonnen Gold verfügt. Legt man das auf den Goldbestand pro Kopf um, nimmt Österreich weltweit den zehnten Platz ein. Bezogen auf die Bevölkerungszahl entspricht das 30,44 Gramm pro Person, was Anfang Juni einem Wert von rund 2.885 Euro entsprach. In absoluten Zahlen verfügt Österreich über die 21. größte Goldreserve weltweit. Das Edelmetall macht mehr als 65 Prozent der gesamten Devisenreserven des Landes aus, die derzeit auf rund 26,5 Milliarden Euro bzw. über 30,3 Milliarden Dollar geschätzt werden. Weiters interessant: Österreich hat seine Goldbestände in den letzten Jahren nicht aufgestockt. Gold: 30 Gramm pro Kopf
Verprellt bis verhöhnt. Das hat Trump die langjährigen westlichen Verbündeten seines Landes. Aber auch mit China und „fast dem Rest der Welt“ legt er sich undiplomatisch an. Ob das gut geht? Denn das erratische Vorgehen des Präsidenten führt zum Zusammenrücken der EU und anderer wirtschaftspolitischer Blöcke. Die Vormachtstellung der USA wird so in Frage gestellt. EU am Zug Beginnen wir in Europa. Elisabeth Christen, Senior Economist am WIFO, sagt zum GELD-Magazin: „Grundsätzlich könnten wir eine Stärkung der EU sehen, wenn es gelingt, die Einigkeit der letzten Jahre, wie sie vor allem zu Beginn der Sanktionen gegenüber Russland ersichtlich war, beizubehalten und auszubauen. In einer geopolitisch unsicheren Zeit könnte sich die EU weltweit noch mehr als verlässlicher Handelspartner positionieren, der sich an internationale Regeln hält und das System des Multilateralismus stützt.“ Gewisse Handelsabkommen könnten dabei noch vertieft werden, etwa mit Blick auf Kanada. Christen: „Prinzipiell ist es wichtig, dass die EU mit einer Stimme spricht, gerade in Handelsfragen wäre das gut möglich.“ Die Ökonomin meint auch, dass sich die EU im bisherigen Handelskonflikt strategisch klug verhalten hat: „Es wurde nicht sofort mit Gegenzöllen reagiert, aber man ließ wissen, dass man entsprechende Maßnahmen in der Hand hält.“ Börsen als Indikator Wobei die Expertin meint: „An einer gewissen Dominanz der USA wird sich so schnell nichts ändern, etwa in Hinblick auf Künstliche Intelligenz, Halbleiter oder andere Hochtechnologie-Bereiche. Langfristig kann durch den strukturellen Aufschwung Chinas sehr wohl die Position der Vereinigten Staaten geschwächt werden. Und kurzfristig kann eine Eskalation des Zoll- und Handelsstreits den USA Schaden zufügen. Zum Beispiel durch steigende Inflation und Erschütterungen des Aktienmarkts, wovon die Bevölkerung direkt betroffen wäre. Mit dem Fragezeichen, wie sich das auf die Spaltung der Gesellschaft auswirken würde.“ Apropos Aktien: Das große Misstrauen in die Lage zeigte sich auch im sogenannten „Sell America“-Trade. In ungewöhnlicher Parallelität verkauften Investoren US-amerikanische Aktien, Staatsanleihen und Dollar. „Trotz temporärer Aussetzung der kurz zuvor verkündeten, neuen massiven Importzölle auf Produkte aus Asien und Europa, ließ die erratische Handelspolitik der Trump-Administration viele Unternehmen BRENNPUNKT . Geopolitik Unbeliebte Weltmacht Die USA als strahlendes Vorbild der freien Welt – das war gestern. Heute zertrampelt Donald Trump lange gewachsene internationale Beziehungen und Standards. Für die Vereinigten Staaten könnte das ein Schuss ins Knie sein. HARALD KOLERUS Die „broad stripes and bright stars“ haben schon einmal bessere Zeiten gesehen. Credits: Archiv; beigestellt/Eric Krügl; tanya78/stock.adobe.com Der Greenback leidet und zeigt gegenüber dem Euro sowie anderen wichtigen Währungen Schwäche. Einen Abgesang an den Dollar bedeutet das aber (noch) nicht. US-Dollar zeigt sich schwach 0,80 1,05 0,95 0,90 0,85 1,00 2020 2021 2022 2023 2024 EUR ´25 8 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2025
verunsichert zurück“, analysieren CEO Torsten Steinbrinker und Adrian Roestel, Leiter Portfoliomanagement der Reichmuth Integrale Vermögensverwaltung. Auch nicht beruhigend: Die Steuersenkungen des „One Big Beautiful Bill“ (das von Trump initiierte „große, wunderschöne Gesetz“) dürften das staatliche Budgetdefizit über mehrere Jahre auf sechs bis sieben Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung heben sowie Staatsverschuldung und Zinslast mittel- und langfristig immens ausweiten. Diese Aussichten führten dazu, dass mit Moody‘s die letzte der drei großen Ratingagenturen den Vereinigten Staaten die „AAA“-Bestnote für ihre Schulden entzog. Schlapper Dollar Welche Auswirkungen haben all diese Entwicklungen nun auf den Greenback als weltweite Leitwährung? Dazu Wirtschaftsexpertin Christen vom WIFO: „Die Hegemonie des US-Dollars kann kurzfristig nicht beendet werden, immerhin werden rund 60 Prozent der Devisenreserven in Dollar gehalten. Es gibt aber Trends, die den Greenback etwas schwächen könnten. So wie der Versuch Chinas, den Yuan zu internationalisieren und gemeinsam mit Russland ein alternatives Zahlungssystem zu SWIFT aufzubauen.“ Auch der Euro habe Potenzial, stärker mitzumischen, wenn sich der EU-Binnenmarkt weiter vertieft und die Integration in Richtung einer Kapitalmarktunion voranschreitet. Tatsache ist jedenfalls, dass sich der Dollar gegenüber vielen Währungen der Industrie- und Schwellenländer anhaltend „weich“ zeigt. Laut Jens Søndergaard, Währungsanalyst bei der Capital Group, muss das aber noch keine nachhaltige Schwäche des Greenback bedeuten: „Solange es keine glaubwürdige Alternative gibt, wird der Dollar seine Rolle als Reserve- und Fluchtwährung behalten, auch wenn geopolitische Risiken und politische Unwägbarkeiten zunehmen.“ Allerdings: Stimulierungsmaßnahmen in Europa, etwa durch geplante Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur in Deutschland, sowie erste fiskalische Lockerungen in China, könnten mittelfristig das Gleichgewicht verschieben. „Wir beobachten hier interessante Dynamiken, die bei entsprechender Umsetzung durchaus das Potenzial hätten, den Dollar auf längere Sicht zu schwächen“, erklärt Søndergaard. Sein Fazit lautet: Auch wenn sich die Dominanz des Dollars auf dem Prüfstand befinde, sei ein abrupter Machtwechsel an der Währungsspitze nicht zu erwarten. Die Macht bröckelt Fassen wir zusammen: Die USA haben durch Trump 2.0 an Stärke eingebüßt. Das betrifft vor allem „Soft Power“ durch die Strapazierung der diplomatischen Beziehungen auch zu befreundeten Staaten, siehe Europa, Kanada usw. Wenn Vertrauen als Währung gelten darf, haben die Vereinigten Staaten einen Sturzflug erlitten. Aber auch die ökonomische Macht schwindet: Laut Zahlen von Statista machte die USWirtschaft in den 1980er Jahren rund 22 Prozent des globalen BIP aus, heute sind es knapp 15 Prozent – Tendenz weiter fallend. Daran ist natürlich nicht Donald Trump schuld, sondern die langfristige Emanzipation der Emerging Markets mit China als Speerspitze. Trump will dem entgegensteuern, ob seine Politik des zerbrochenen Porzellans dabei der richtige Weg ist, muss bezweifelt werden. The Clash Studierende der Politikwissenschaften kamen in den 1990er Jahren an zwei Pflichtlektüren nicht vorbei. Erstens: „Das Ende der Geschichte“ von Francis Fukuyama. Im Taumel des Mauerfalls prognostizierte der US-Politologe, dass sich die Demokratie westlicher Prägung und die liberale Marktwirtschaft bis in alle Ewigkeit fortentwickeln würden. Noch kürzere Zusammenfassung: Friede, Freude, Eierkuchen. Ein Fehlurteil. Keine Panik Zweitens: In „Kampf der Kulturen“ prophezeit Samuel P. Huntington, dass nach dem Kalten Krieg kulturelle und religiöse Unterschiede die Hauptkonfliktlinien der Weltpolitik prägen würden. Die Menschheit sei in Kulturkreise geteilt - etwa westlich, islamisch, chinesisch, deren Werte unvereinbar seien. Der „Clash of Civilizations“, so der Originaltitel, sei vorprogrammiert. Diese Argumentation hat sich teilweise bewahrheitet, doch von einem Zusammenstoß zwischen den USA und Europa, also ähnlichen Kulturen, war nichts zu lesen. Genau in diesem „Clash“ befinden wir uns heute, was tun? Bleiben wir bibliophil, die Kernaussage von „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams lautet: „Don´t panic“. Vielleicht löst sich der Spuk namens Trump an Selbstzerfleischung von selbst auf. Hoffen darf man ja. [email protected] EIN KOMMENTAR VON Harald Kolerus, leitender Redakteur, GELD-Magazin „In einer geopolitisch unsicheren Zeit könnte sich die EU noch mehr als verlässlicher Handelspartner positionieren.“ Elisabeth Christen, Senior Economist am WIFO Ausgabe Nr. 3/2025 – GELD-MAGAZIN . 9
Kein Abgesang auf US-Aktien Mit einigen Aussagen lässt Gunter Deuber im Gespräch mit dem GELD-Magazin aufhorchen. Etwa, dass nicht alle Handlungen von Donald Trump im Zoll- und Handelsstreit völlig irrational seien. Wie schätzen Sie die Situation der Weltwirtschaft ein? Droht etwa in den USA die Rezession? Wenn derzeit in den makroökonomischen Daten sichtbare Vorzieheffekte auslaufen, werden sich der Welthandel – siehe Zollkonflikt – und die globale Wirtschaft abgeschwächt präsentieren, eine tiefe weltweite Rezession sehe ich allerdings nicht. In den Vereinigten Staaten sollte es heuer ebenfalls zu keiner Rezession kommen, wir prognostizieren ein Wachstum von circa einem Prozent. Im Jahr 2026 könnte in den USA das BIP-Wachstum unter einem Prozent liegen. Wie sieht die Lage in Europa aus? Auch Europa sollte heuer von einer Rezession verschont bleiben, BIP-Steigerungsraten von einem Prozentpunkt oder leicht darunter sind realistisch. Im nächsten Jahr könnten wir hingegen bereits ein BIP-Plus von rund 1,5 Prozent sehen. In Europa sind somit die Zeichen auf Aufschwung gestellt, die Aussichten sind solide – der „alte“ Kontinent könnte im kommenden Jahr seit langem wieder stärker wachsen als die Vereinigten Staaten. Das ist auch nicht zuletzt für das Vertrauen in die europäischen Kapitalmärkte positiv. Sehen wir eine Rückkehr der Inflation? Die Preissteigerungsraten in Europa sollten sich dem Ziel von zwei Prozent annähern, die Teuerungsrate könnte heuer und im kommenden Jahr auch zeitweise unter diesen Wert fallen. In Österreich werden wir hingegen aufgrund der Dienstleistungs-Inflation noch über zwei Prozent bleiben. In den USA erwarten wir im Jahresdurchschnitt eine Inflation von deutlich über drei Prozent, es können kurzfristig auf Monatsbasis sogar vier bis fünf Prozent werden. Wie geht es mit den Zinsen weiter? Ich meine, dass sich die EZB nach den Zinssenkungen im Juni und Herbst bei einem Einlagensatz von 1,75 Prozent einpendeln und damit wohl fühlen wird. Dieses Niveau wäre sinnvoll, es heizt die Inflation nicht an und bremst die Wirtschaft nicht ab und liegt am unteren Rand einer geldpolitisch neutralen Bandbreite. Wie entwickelt sich der Zollstreit? Ich meine, dass die Zeichen nicht so schlecht stehen, und dass es hier zu einer Europa hat an den Börsen zuletzt gepunktet. Die USA könnten aber wieder aufholen, meint Gunter Deuber. Positiv jedenfalls: Eine Rezession sieht er dies- und jenseits des Atlantiks nicht. HARALD KOLERUS Credit: M. Schreiber@RBI Gold hat neue Höchststände gefeiert, Gegenwind sieht der Experte für das Edelmetall allerdings nicht. 10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2025 INTERVIEW . Gunter Deuber, Raiffeisen Bank International
Lösung kommen wird. Voraussetzung ist, dass sich eine gewisse Rationalität durchsetzt. Wobei nicht alles, was Trump hier in Bewegung gesetzt hat, völlig irrational ist - im Gegensatz zur Wahrnehmung in Europa. Denn die Vereinigten Staaten weisen ein riesiges Handelsbilanzdefizit auf, sie sollten weniger importieren und Industrie- bzw. Produktionskapazitäten zurück ins eigene Land holen. Natürlich dürfen die USA nicht übers Ziel schießen, so würde China Zölle in Höhe von 100 Prozent nie akzeptieren. Aus US-Sicht ist aber bereits einiges erreicht worden - die Welt scheint nun bereit zu sein, erkennbar gestiegene Zölle zu akzeptieren, vor sechs oder zwölf Monaten wäre das noch unvorstellbar gewesen. Schon jetzt kann Trump eigentlich sagen, dass er die Welthandelsordnung beträchtlich umgestellt hat. Was bedeutet das für den Aktienmarkt? Sollten rationale Vereinbarungen kommen, ist die Zoll-Thematik von den Märkten erstmals verdaut. Die Betonung liegt dabei allerdings auf erstmals. Denn viele Firmen haben von Zollvorzieheffekten bzw. -lieferungen profitiert. Die Unternehmensergebnisse sind bisher gut ausgefallen, das könnte aber ins Bröckeln geraten. Denn in den kommenden Quartalen könnten die höheren Zölle eine bremsende Wirkung auf die Unternehmenszahlen zur Folge haben. Es lässt sich auch festhalten, dass die Aktienmärkte sich vom Einbruch durch den „liberations day“ fulminant erholt haben. Das Kurspotenzial bei Aktien scheint bereits gut ausgereizt, natürlich kann es noch zu dem einen oder anderen Hoch kommen, es ist aber möglich, dass wir heuer allgemein gesprochen bei Aktien keine größeren Gewinne mehr sehen werden. Was nicht zwingend mit Korrekturen geleichzusetzen ist. Gibt es bei den Regionen Favoriten? Wie bereits gesagt, ist Vertrauen in die europäischen Börsen zurückgekehrt, was sich auch in zunehmenden Kapitalströmen nach Europa niederschlägt. Europäische Aktien waren seit Jahren und bis zuletzt deutlich unterbewertet, mittlerweile sind sie leicht teurer als im langfristigen – aber vielleicht auch zu niedrigem – Durchschnitt, sprich: Europäische Aktien sind kein Schnäppchen mehr. Natürlich liegt einige Hoffnung in Konjunkturprogrammen, aber auf Sicht von zwölf Monaten könnten US-Aktien mehr Potenzial aufweisen. Denn Trump könnte Steuersenkungen durchsetzen, was Rückenwind verspricht. Außerdem sind US-Aktien, auch wenn sich die KGVs noch immer auf hohem Niveau bewegen, leicht billiger geworden. Letztlich werden wichtige Themen wie Künstliche Intelligenz oder zum Beispiel Cloud-Computing in den USA gespielt. Ich würde also in keinen Abgesang auf US-Aktien einstimmen. Im Fixed-Income-Bereich ist allerdings Europa eindeutig der Vorzug zu geben. Denn US-Anleihen sind aufgrund des schwer planbaren Dollar-Risikos, der hohen Volatilität sowie der Haushalts- bzw. Zins-Unsicherheit in den Vereinigten Staaten für Euro-Anleger derzeit nicht empfehlenswert. Wie geht es bei Gold weiter? Es ist weiter sehr gut unterstützt, Niveaus von nachhaltig über 3.000, 3.500 Dollar oder ähnlichem sind wahrscheinlich. Selbst wenn man es wollte, würde es derzeit schwerfallen, Gegenwind zu sehen. Strukturelle Faktoren wie Notenbankkäufe unterstützen, während die unsichere geoökonomische Lage Gold attraktiv erscheinen lässt. www.rbinternational.com US-Aktien könnten in den nächsten zwölf Monaten mehr Potenzial haben als europäische Titel. ZUR PERSON Mag. Gunter Deuber absolvierte sein Diplomstudium der Volkswirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, Nürtingen-Geislingen; gefolgt vom Masterstudium Philosophy & Economics an der Uni Bayreuth. Von 2006 bis 2008 war er Analyst für CEE-Research bei der damaligen Raiffeisen Zentralbank. 2008 bis 2010 war er als Senior Economist, Deutsche Bank Research, in Frankfurt tätig. Zwischen 2011 und 2022 fungierte der Ökonom als Abteilungsleiter Volkswirtschaft, Zinsen und Währungen; zuvor als Gruppenleiter CEE Research, Raiffeisenbank International AG (RBI), Wien. Im Jahr 2021 übernahm er die Bereichsleitung Volkswirtschaft und Finanzanalyse bei der RBI. Zudem ist Deuber Autor/Herausgeber zahlreicher Beiträge und Fachpublikationen zu EU-/Eurozonenthemen und Verfasser vieler Fachbeiträge in akademischen Fachpublikationen mit Osteuropabezug. Weiters agiert der Wirtschaftsexperte als Vortragender am Raiffeisen Campus, am Joint Vienna Institute und für weitere Bildungseinrichtungen. Ausgabe Nr. 3/2025 – GELD-MAGAZIN . 11
12 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2025 Tourismus No more taxes Industrie Österreich: Leichte Aufhellung Stabilisierung in Sicht. Nach einer kurzen Pause im April setzte sich der zu Jahresbeginn 2025 angelaufene Verbesserungstrend in der österreichischen Industrie wieder fort. Sie hat die Turbulenzen rund um die erratischen US-Zollankündigungen offensichtlich bisher verdauen können. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im Mai spürbar auf 48,6 Punkte. Damit erreichte der Indikator den höchsten Wert seit Jänner 2023. Die Grenze von 50 Punkten, ab der eine Konjunkturerholung signalisiert wird, wurde zwar nicht ganz erreicht, aber die fast ausnahmslos gestiegenen Teilkomponenten des Indikators lassen auf eine verbesserte Lage in der heimischen Industrie schließen, die sich langsam und auf breiter Ebene zu stabilisieren scheint. Credit: Thorsten Schmitt/stock.adobe.com Diskussion. WIFO-Ökonom Oliver Fritz sprach sich für höhere Ortstaxen zur Gemeindesanierung aus – die Österreichische Hotelvereinigung (ÖHV) lehnt das klar ab. Die aktuellen Ergebnisse des Deloitte-ÖHV-Tourismusbarometers zeigen, dass zwar vielerorts mit steigenden Nächtigungen gerechnet wird, viele Betriebe aber keine Verbesserung beim operativen Ergebnis erzielen. Der Grund: Kostenexplosion bei Energie, Waren und Mitarbeitern. „Tourismus ist kein Selbstbedienungsladen für kommunalpolitische Haushaltslöcher“, so ÖHV-Präsident Walter Veit. „Eine weitere Belastung trifft direkt die Gäste und macht Urlaub in Österreich teurer – und das in einer Zeit, in der die Nachfrage erfreulich stabil ist. Wenn Urlaub teurer wird, weil Abgaben erhöht werden, kippt uns die Buchungslage – vor allem im preissensiblen Segment.“ WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex Quelle: S&P Global, UniCredit Research saisonbereinigt unbereinigt 012345 DIE ZAHL DES MONATS 5 % Talsohle durchschritten. Gute Nachrichten: Die aktuelle Kaufkraftanalyse 2025 von RegioData Research zeigt nach Jahren hoher Inflation erstmals wieder einen deutlichen Aufwärtstrend. Gegenüber dem Vorjahr ist die nominelle Kaufkraft im Durchschnitt um fast fünf Prozent gestiegen – „damit ist die Talsohle durchschritten“, so die Experten. Die durchschnittliche Kaufkraft in Österreich hat sich über die letzten zehn Jahre insgesamt positiv entwickelt: Während im Jahr 2014 jedem Einwohner im Schnitt knapp 20.400 Euro zur Verfügung standen, liegt dieser Wert 2024 bereits bei etwa 28.000 Euro – ein Anstieg von rund 40 Prozent. Trotz Krisen wie der Pandemie blieb das verfügbare Einkommen langfristig stabil. Auch inflationsbereinigt verzeichnete die Kaufkraft seit 2016 durchgehend Zuwächse von bis zu vier Prozent pro Jahr, bis sie 2020 infolge der Pandemie erstmals rückläufig war. Zerzauste Bilanz. Die Ökonomen von Creditreform Rating verzeichnen für das Jahr 2024 die höchste Ausfallrate deutscher Unternehmen seit mehr als einem Jahrzehnt – und prognostiziert für 2025 einen weiteren Anstieg. Wie aus der aktuellen „Default Study 2025“ der Ratingagentur hervorgeht, stieg der Wert im vergangenen Jahr von 1,49 auf 1,78 Prozent – der höchste Stand seit 2013. Für 2025 wird ein weiterer Anstieg auf 2,04 Prozent erwartet. Dieses Niveau wurde zuletzt während der globalen Finanzkrise 2008/09 erreicht. Zentraler Faktor hinter dem Anstieg der Ausfallrate ist die weiterhin fragile gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland. Zwar prognostizieren die Experten für 2025 ein marginales Wachstum des realen BIPs, die Baisse-Phase der deutschen Wirtschaft setzt sich jedoch weiter fort. Ursächlich hierfür ist eine Kombination aus Investitionsschwäche, strukturellen Problemen in der Industrie sowie außenwirtschaftlichen Belastungen, etwa durch US-Zölle. Deutschland: Ausfallraten steigen weiter 70 65 60 55 50 45 40 35 30 70 65 60 55 50 45 40 35 30 2000 2021 2022 2023 2024 1999
5 Overkill - die EU-Krise hat viele Väter und Mütter Besonders die Finanz- und Versicherungsbranche spürt die Folgen einer überregulierten Bürokratie. Ein kritischer Blick auf Missstände – und ein Appell für echte Reformen. „EU-Krise“ ruft viele Assoziationen hervor: fragwürdige Wahlergebnisse, die Rolle der Ukraine, Verstöße gegen Maastricht-Kriterien, Defizitverfahren und vieles mehr. Unübersehbar ist die wachsende Unzufriedenheit – quer durch alle Mitgliedsstaaten und Bevölkerungsgruppen. Auch ich, einst überzeugter Befürworter des EU-Beitritts, sehe nach wie vor die Vorteile, bin aber zunehmend besorgt über Fehlentwicklungen – gerade in der Finanz- und Versicherungsbranche. Hier wurden die Marktteilnehmer regelrecht mit Richtlinien, Guidelines und Vorschriften überrollt – von Datenschutz bis Compliance, von „Transparenz“ (also 60 Seiten am Antrag) bis zum Provisionsverbot. Die zunehmende Bürokratisierung hat vor allem Beraterinnen und Berater enorm belastet – sowohl inhaltlich als auch organisatorisch. Regulierungsflut ohne Maß – und mit wenig Sinn Wie soll ein kleiner Gewerbetreibender eine Lieferkettenrichtlinie erfüllen? Wie ein Versicherungsmakler die „Nachhaltigkeit“ eines Fondsanbieters bewerten, wenn sich die Kriterien laufend ändern? Solche Anforderungen sind realitätsfern und lähmen die Praxis. Widersprüchlich wird es, wenn Umweltauflagen europäischen Versicherern verbieten, Kohlekraftwerke zu versichern. Als wegen der Energiekrise auch in Österreich ein solches wieder in Betrieb genommen wurde, musste es in China versichert werden. Das hat natürlich ähnlich viel „Sinn“, wie der Import russischen Öls oder Gases via Aserbeidschan oder SaudiArabien. Oder wenn Schulden plötzlich „Sondervermögen“ heißen und Aktien von Rüstungsfirmen plötzlich als „nachhaltig“ gelten. Solche Entwicklungen untergraben die Glaubwürdigkeit europäischer Politik massiv. Immerhin scheint die EU-Kommission nun erkannt zu haben, dass deutlich über das Ziel hinausgeschossen worden ist. Der angekündigte Regulierungsstopp ist ein Hoffnungsschimmer – ob er allerdings noch rechtzeitig kommt, etwa im Hinblick auf das drohende Provisionsverbot für Kapitalanlageprodukte, bleibt offen. Altersvorsorge – Thema mit Sprengkraft Gerade die Altersvorsorge wäre ein Feld, auf dem die EU punkten könnte und sogar müsste – wäre da nicht ihre verfehlte Strategie. Das „paneuropäische Pensionsprodukt“ PEPP etwa hatte theoretisch Potenzial, scheiterte aber an überbordenden Auflagen und realitätsfernen Vorgaben. Die Folge: Ein paar Exoten bieten es an, aber 99,99 Prozent kennen es gar nicht, Berater und Kunden gleichermaßen. Dass Berater mit Misstrauen belegt und faire Entlohnung infrage gestellt wird, ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht engagierter Fachleute, sondern auch kontraproduktiv für die dringend nötige Förderung privater Vorsorge. Österreich etwa hat den weltweit niedrigsten Anteil betrieblicher und privater Vorsorge in den Industrieländern – und anstatt gegenzusteuern, wurden steuerliche Anreize abgebaut. Dazu noch ein Skandal, der kaum mediale Beachtung findet: Wegen der miserablen Zahlen am Pensionskonto wird dieses nur auf Anfrage verschickt! Statt Klartext zu sprechen und gegenzusteuern und zur Eigenvorsorge zu animieren, wird beschönigt und verdrängt. Die wenigen politischen Vorreiter, die Eigenvorsorge gefördert haben, sind heute entweder tot oder verurteilt – ein Symbol für das Desinteresse und das Versagen der politischen Klasse in diesem zentralen Bereich. Ich erinnere mich nur an zwei Finanzminister, die merkbar etwas zur Förderung der Eigenvorsorge gemacht haben. Der eine – Androsch – ist vor kurzem leider verstorben, der andere (Grasser) gerade ins Gefängnis gewandert. Fazit Die Altersvorsorge wäre ein Thema, mit dem die EU Bürgernähe beweisen könnte und der Altersarmut entgegenwirken müsste. Stattdessen erleben wir Überregulierung, Praxisferne und Misstrauen gegenüber jenen, die Menschen zu finanzieller Selbstverantwortung beraten. Der Reformstau in Brüssel ist nicht nur technokratisch – er ist zutiefst politisch. [email protected] Rudolf Mittendorfer, Stv. Fachverbandsobmann, Konsumentensprecher & Sprecher des UWF-Unabhängiges Wirtschaftsforum GASTBEITRAG . Rudolf Mittendorfer FOTO: Archiv Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder. Ausgabe Nr. 3/2025 – GELD-MAGAZIN . 13
Es sind Zahlen, die aufhorchen lassen: Im Jahr 2024 verzeichnete Österreich ein Budgetdefizit von 4,7 Prozent des BIP (das entspricht 22,5 Milliarden Euro). Nur fünf Jahre zuvor, 2019, schlug noch ein Überschuss von 0,5 Prozent zu Buche. „In keinem anderen Land des Euroraums hat sich der Budgetsaldo seither so stark verschlechtert“, urteilt die Oesterreichische Nationalbank. Und es kommt noch dicker, auch der neue Finanzminister Markus Marterbauer warnt: „Der Zustand des österreichischen Staatshaushalts ist besorgniserregend. Ohne Sanierungsmaßnahmen wäre das Defizit für 2025 auf mehr als 28,6 Milliarden Euro oder 5,8 Prozent des BIP gestiegen.“ Es muss also gespart werden. Sozial nicht ausgegoren? Wie das allerdings passieren soll, darüber streiten sich die Geister. Oliver Picek, Chefökonom am Momentum Institut, sagt im Gespräch mit dem GELD-Magazin: „Positiv am Sparpaket ist, dass von Banken und Energiekonzernen ein sichtbarer Beitrag eingeholt wird. Meiner Meinung nach könnte dieser angesichts der hohen Gewinne dieser Unternehmen höher ausfallen, auch in Hinblick auf die Tatsache, dass die Gewinne der Banken zum Teil staatlich, nämlich durch die EZB finanziert wurden.“ Positiv sieht der Experte, dass bei Stiftungen und im Immobilienbereich kleine Veränderungen durchgeführt werden. Auch hält er das Aussetzen des variablen Drittels bei der Kalten Progression für sinnvoll. Negativ sei hingegen, dass das Sparpaket stärker von niedrigeren Einkommensschichten getragen würde als von den Besserverdienenden bzw. Vermögenden: „Hätte man bei Erbschaften, großen Vermögen oder der KESt angesetzt, wären soziale Einschnitte in der vorliegenden Form nicht notwendig.“ Konkret kritisiert Picek die Erhöhung der Krankenversicherung bei Pensionisten, und dass Sozialleistungen für zwei Jahre nicht an die Inflation angepasst werden. Weiters hat die vorhergehende Regierung die KÖSt von 25 auf 23 Prozent gesenkt. „Im Sinne der Budgetsanierung hätte die KÖSt zumindest temporär wieder angehoben werden können. In anderen EU-Staaten wurde dieser Schritt gesetzt, für Österreich würde also kein Wettbewerbsnachteil entstehen. In Deutschland liegt die Unternehmensbesteuerung inklusive der Gewerbesteuer bei 30 Prozent“, so der Ökonom. Spritze statt Sparpaket Prinzipiell meint Picek, dass die heimische Wirtschaft aktuell eigentlich ein Konjunkturpaket in Höhe von ein bis zwei Prozent BRENNPUNKT . Wirtschaftspolitik Sparen macht nicht alle froh Die Budgetkonsolidierung in Österreich ist unausweichlich, nur über den Weg dorthin kann heftig gestritten werden. Die einen halten die Pläne für sozial ungerecht, die anderen fordern mehr strukturelle Maßnahmen. HARALD KOLERUS Credits: Alina/stock.adobe.com Gegen den Trend: Österreich senkt Unternehmenssteuern, andere Länder in Europa erhöhten sie Das Momentum Institut kritisiert, dass Unternehmen nicht genug zur Budgetkonsolidierung beitragen. Gefordert wird eine zumindest zeitweise Erhöhung der Körperschaftssteuer. Andere Länder dienen als Vorbild, siehe Grafik. Quelle: OECD, Tax Foundation, PwC, eigene Berechnungen Momentum Institut Änderung des Körperschaftssteuersatzes von 2022 auf 2025 *Slowenien erhöhte die KöSt für 2024-2028 zur Finanzierung des Wiederaufbaus der Infrastruktur nach Überschwemmungen in 2023. ** Island erhöhte die KöSt vorübergehend in 2024 um 1 Prozentpunkt. + 6 PP 19% auf 25% UK + 5% 20% auf 25% Türkei + 3% 21% auf 24% Slowakei* Temporär + 3 PP 19% auf 22% Slowenien* + 2 PP 19% auf 21% Tschechien + 2 PP 20% auf 22% Estland + 1 PP 5% auf 16% Litauen Temporär + 1 PP 15% auf 16% Island** - 1 PP 31,5% auf 30,5% Portugal - 2 PP 25% auf 23% Österreich „Das Sparpaket schadet der Konjunktur.“ Oliver Picek, Chefökonom, Momentum Institut 14 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2025
Ausgabenseitige Sanierung? Fehlanzeige. Die Staatseinnahmen liegen auf Rekordhoch Sparen ist angesagt: Am 13. Mai stellte Finanzminister Markus Marterbauer in seiner Budgetrede erstmals seinen Plan für den Defizitabbau vor. der Wirtschaftsleistung benötigen würde. Hier könnte man im Bausektor und bei leistbaren Mietwohnungen ansetzen: „Das Sparpaket schadet der Konjunktur, wir befinden uns ohnedies das dritte Jahr in Folge in der Rezession. Sinnvoll wäre es, wenn der größte Teil des Sparpakets erst 2027 nach den Konjunkturmaßnahmen in Kraft treten würde.“ Ob das der EU gefällt? Picek: „Früher gab die EU-Kommission einem Land, das sich in einer hartnäckigen Rezession befindet, die Möglichkeit, den Sparplan abzumildern oder auszusetzen. Dieser Passus fehlt jetzt, die neuen Bestimmungen sind noch nicht fertig. Auch ist fraglich, ob Deutschland die Fiskalregeln 2026 einhalten wird können, Frankreich gelingt das schon heute nicht. Möglicherweise kommt es ohnedies zu einer gewissen Aufweichung.“ Gefordert: Sparen beim Staat Anders setzt wiederum Agenda Austria an. Franz Schellhorn, Direktor des Think-Tanks, kritisiert in einer Analyse, dass von harten Einsparungen im Staatssektor weit und breit nichts zu sehen sei: „In der öffentlichen Wahrnehmung suggeriert die Bundesregierung, einen beinharten Sparkurs zu fahren. In der Bevölkerung hat sich bereits das Bild eines Staates festgesetzt, der den Ministerien nicht nur das Personal zusammenstreicht, sondern auch noch das Toilettenpapier rationiert. Die Realität ist eine andere: Der Staat gibt 2025 um 8,1 Milliarden Euro mehr aus als letztes Jahr, gemessen an der Wirtschaftsleistung sind die Staatsausgaben fast so hoch wie am Höhepunkt der Corona-Pandemie.“ Schellhorn bemängelt, dass nicht beim Staat, sondern bei den Bürgern gespart wird. Und das bei beachtlichen Staatseinnahmen, die mit 52,2 Prozent des BIP ein neues Rekordniveau erreicht haben. Betroffene Bürger Was nun der richtige Spar-Weg ist, kann der Bürger nicht entscheiden. Es werden wohl erst die nächsten Nationalratswahlen zeigen, wie das Paket angekommen ist. Wenn sich dann noch jemand daran erinnert. Der Think-Tank Agenda Austria bemängelt, dass von hartem Sparen im staatlichen Sektor nichts zu sehen sei. Hingegen würden die Bürger belastet. Das müsse sich ändern und bei der Ausgabenreduktion der Hebel angesetzt werden. 2029 2025 2020 2015 2010 2005 49% 50% 51% 52% 53% 54% 55% 56% 57% 50,3 52,2% 49,2% 54,6% 52,7% 49,1% 56,8% 57,3% 50,3% 48,3% 50,9% Ausgaben 55,0% Einnahmen 52,2% Quelle: Agenda Austria, Statistik Austria, EU-Kommission Staatseinnahmen und -ausgaben, in Prozent des BIP FOTO: Parlamentsdirektion/ Michael Buchner Ausgabe Nr. 3/2025 – GELD-MAGAZIN . 15
BANKING . Kurzmeldungen 16 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2025 Nahe am Rekord. Der österreichische Bankensektor zeigte sich 2024 trotz konjunktureller Schwäche und geopolitischer Risiken stabil. Die heimischen Institute erzielten 2024 mit 11,5 Milliarden Euro den zweithöchsten Jahresgewinn ihrer Geschichte. Die Banken nutzten diese Gewinne zum überwiegenden Teil zur Stärkung des Eigenkapitals. Die harte Kernkapitalquote (CET1-Quote) lag Ende 2024 bei 17,5 Prozent und damit weiterhin leicht über dem EUDurchschnitt. Das Eigenkapital ist nach dem Gewinn der zweite wesentliche Risikopuffer, da es zur Abdeckung künftiger Verluste zur Verfügung steht. Für 2025 gehen die Banken zwar von einem Rückgang der Profitabilität aus, bleiben aber vorsichtig optimistisch. Die angespannte Konjunktur wirkte sich 2024 allerdings spürbar auf die Kreditqualität der österreichischen Banken aus. Der Anteil notleidender Kredite stieg zum Jahresende auf drei Prozent, was vor allem auf Ausfälle in den Branchen Immobilien, Bau, Industrie und Handel zurückzuführen war. DIE ZAHL DES MONATS 11,5 Milliarden Auszeichnung. Der Bankenverband hat zum 47. Mal den mit 25.000 Euro dotierten Bankenverbandspreis zur Unterstützung und Förderung von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vergeben (siehe Abbildung). Seit 1978 wurden insgesamt 371 Personen für ihre wissenschaftlichen Arbeiten ausgezeichnet. Andreas Baumgartner und Bernhard Burtscher haben mit ihren Arbeiten die Jury dieses Jahr überzeugen können. Die Habilitationsschrift von Baumgartner trägt den Titel „Unternehmensvererbung – zu Kollision und Konvergenz von Erbrecht und Unternehmensrecht“. Sie untersucht die zahlreichen Fragen, besonders solche haftungsrechtlicher Natur, die sich bei der Vererbung ergeben können. Burtscher hat sich mit seiner Schrift zu „Zivilrecht und Zahlungsverkehr“ habilitiert und damit ein wichtiges bankenspezifisches Thema behandelt. In der Arbeit geht es um Überweisungen und Lastschriften, Debit- und Kreditkarten. Bankenverband: Preis für Wissenschaft Credits: Christian Mikes; beigestellt Vermögensregister Zankapfel Fluch und Segen. Die Debatte um das geplante EU-weite zentrale Vermögensregister gewinnt zunehmend an Brisanz. Ziel des Vorhabens ist es, alle wesentlichen Vermögenswerte von natürlichen und juristischen Personen innerhalb der EU zu erfassen – darunter Bankkonten, Immobilien, Wertpapiere, digitale Währungen sowie bewegliches Vermögen von erheblichem Wert, wie etwa Kunstwerke. Peter Wagesreiter, Partner bei HSP.law, äußert sich differenziert: „Ein europäisches Vermögensregister könnte – wenn es rechtsstaatlich und technisch sauber umgesetzt wird – ein wirksames Mittel zur Bekämpfung von Finanzkriminalität sein. Dennoch müssen wir uns sehr genau ansehen, welche Konsequenzen das für die Bürgerinnen und Bürger hat. Die Erfassung persönlicher Vermögenswerte in einem zentralen Register bedeutet einen tiefen Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung.“ Mission erfüllt. Die Europäische Zentralbank hat Anfang Juni beschlossen, den Zinssatz für die Einlagefazilität um 25 Basispunkte auf 2,00 Prozent zu senken. Der Hauptrefinanzierungssatz wurde wiederum auf 2,15 Prozent und der Spitzenrefinanzierungssatz auf 2,40 Prozent angepasst. Florian Heider, Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung, SAFE, kommentiert die Situation: „Wie von den Märkten allgemein erwartet, hat die EZB erneut die Zinsen gesenkt. Allmählich wäre eine Zinspause angebracht. Die Inflation hat mit 1,9 Prozent ihren Zielwert sogar etwas unterschritten. Eine weitere geldpolitische Lockerung scheint aktuell nicht mehr notwendig. Der Prozess einer Stabilisation der Inflation scheint abgeschlossen. Mit der achten Senkung in Folge sind die Realzinsen jetzt fast bei null und eine weitere Stimulation der Wirtschaft durch niedrige Zinsen ist im Moment nicht angebracht.“ EZB: Pause angebracht Florian Heider, Wissenschaftlicher Direktor, SAFE
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