GELD-Magazin, Nr. 2/2025

in einem anderen EU-Land als dem seinen, sollte er im Falle der Insolvenz des Emittenten geschützt werden.“ Last but not least wären „Save Assets“ eine tragende Säule, also eine EU-Anleihe, die als Benchmark dient. „Für einen funktionierenden Benchmark würden wir dieses Instrument brauchen, aber auch hier gibt es einzelstaatliche Widerstände“, so Pekanov. Sein Resümee: „Die EU-Kommission nimmt die Kapitalmarktunion ernst, das beweist auch ihre kürzlich veröffentlichte Strategie zur ,Spar- und Investitionsunion‘. Der Fortschritt ist hier allerdings leider nicht garantiert, ich sehe noch nicht genug politischen Willen zur Vollendung der Kapitalmarktunion. Ihre Vorteile würden meiner Meinung nach jedenfalls deutlich überwiegen.“ Die Kapitalmarktunion, die auf eine effektive Regelung der Kapitalströme setzt, wäre also zu bevorzugen. Als Alternative bietet sich eine Finanzierung der dringend notwendigen Investitionen (Infrastruktur, Forschung und Entwicklung, Green Deal, Rüstung usw.) aus öffentlichen Mitteln an, sprich durch ein größeres EU-Budget. Dabei handelt es sich aber nur um die zweitbeste Möglichkeit. Anreize gefordert Gehen wir weiter ins Detail zur besseren Variante: der Kapitalmarkt bzw. Spar- und Investitionsunion. Das GELD-Magazin hat auch bei Sebastian Külps von Vanguard nachgefragt, wie eine solche verwirklicht werden könnte: „Erstens sollten die Mitgliedstaaten gezielt steuerliche Anreize schaffen, um private Ersparnisse stärker in den Kapitalmarkt zu lenken – etwa durch bessere Rahmenbedingungen für langfristige Investments oder den Ausbau privater Rentenmodelle. Länder wie die Niederlande oder Skandinavien zeigen, wie gut das funktionieren kann. Zweitens müsse der Zugang zu Kapital für innovative Unternehmen laut dem Fachmann erleichtert werden: „Das bedeutet: bessere Bedingungen für Start-ups und Wachstumsfirmen, die auf Finanzierung außerhalb klassischer Bankkredite angewiesen sind.“ Drittens will die EU selbst die Infrastruktur für Handel und Nachhandel – also Börsen und Abwicklungssysteme – stärker integrieren. Külps: „Damit entsteht ein einheitlicher europäischer Marktplatz, der effizienter und attraktiver für Anleger wird. Zusammenfassend könnte die Spar- und Investitionsunion also so aussehen: Auf der einen Seite werden Bürgerinnen und Bürger stärker motiviert, privat fürs Alter vorzusorgen und zu investieren. Auf der anderen Seite finden Unternehmen leichter Kapital und der europäische Kapitalmarkt wird wettbewerbsfähiger und international sichtbarer.“ Schwierige Umsetzung Allerdings: Die EU gilt auch als „Union der Ankündigungen“: Wie realistisch ist die Verwirklichung der Spar/Investmentunion angesichts der wirtschaftspolitischen Differenzen zwischen den Mitgliedsstaaten? Külps dazu: „Es stimmt, dass europäische Projekte häufig mit großen Ankündigungen starten – und die Umsetzung dann Zeit braucht. Dennoch halten wir die Verwirklichung einer Spar- und Investitionsunion für realistisch, gerade weil sie auf einem pragmatischen Ansatz basiert. Anders als frühere Kapitalmarktinitiativen liegt der Fokus nicht auf umfangreicher neuer Regulierung, sondern auf nationalen Maßnahmen, etwa steuerlich begünstigten Anlageformen und privater Altersvorsorge. Genau hier gibt es beBIP: USA legen vor – Europa fällt zurück Sand im Getriebe: Mitte der 1990er Jahre wuchsen die USA und die EU-27 gleich schnell; seither ist aber die BIP-Entwicklung in Europa erheblich zurückgefallen. Die Diskrepanz muss aufgehoben werden, um Wohlstandsverluste im „alten Kontinent“ zu vermeiden. Quelle: European Commission – AMECO Pro beschäftigte Person zu konstanten Preisen 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 80 90 100 110 120 130 140 150 160 US EU 27 Ausgabe Nr. 2/2025 – GELD-MAGAZIN . 9 „Die EU-Staaten sollten steuerliche Anreize schaffen, um private Ersparnisse stärker in den Kapitalmarkt zu lenken.“ Sebastian Külps, Head of B2B Northern Europe bei Vanguard

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