deutlich höher liegt. In Dänemark beträgt die durchschnittliche Ersatzrate 61 Prozent, in den Niederlanden 67 Prozent, während dieser Wert in Österreich laut Ageing Report bei 56 Prozent liegt. Gleichzeitig sind die staatlichen Ausgaben für Pensionen in Dänemark bei nur 8,3 Prozent und in den Niederlanden bei 6,5 Prozent des BIPs. „Der Vergleich mit anderen Ländern und ihren Pensionssystemen zeigt, dass die Einbeziehung kapitalgedeckter Komponenten die Pensionen nachhaltig sichern kann“, betont Monika Köppl-Turyna, Direktorin von EcoAustria. Auch das Argument des moderaten Anstiegs der Ausgaben lässt sie nicht gelten. „Die Durchschnittspension wird relativ zum Durchschnittslohn sinken, und das Risiko von Altersarmut wird demnach größer.“ Laut der Studie würde bei stagnierenden Ausgaben die Leistung des österreichischen Umlagesystems bis 2070 auf eine durchschnittliche globale Ersatzrate von 45 Prozent sinken. Baustelle zweite Säule Angesichts des Vergleichs mit Ländern wie Schweden, den Niederlanden oder Dänemark ist Treichl überzeugt, dass Österreich seinen eigenen Weg finden muss. Er sieht die Studienergebnisse als Diskussionsgrundlage, die zeigen, dass kapitalgedeckte Komponenten im Pensionssystem den Wohlstand sichern können – inklusive des Nebeneffekts, dass durch geringere Mittelabflüsse aus dem Staatshaushalt finanzielle Ressourcen für andere Bereiche frei werden. Laut der Studie könnten bei einem Ausgabenniveau wie in Dänemark 26 Milliarden Euro eingespart werden, bei einem Niveau wie in den Niederlanden sogar 34 Milliarden Euro. Die Grundlage einer Reform bildet laut Treichl die betriebliche Altersvorsorge. „Unsere zweite Säule ist nicht gut strukturiert“, glaubt Treichl. Erst nach einer Optimierung der zweiten Säule könne man eine umfassende Integration von erster und zweiter Säule ins Auge fassen. Hybride Systeme In Dänemark sind über 90 Prozent der Erwerbstätigen durch eine betriebliche Altersvorsorge abgesichert. 10 bis 15 Prozent des Gehalts werden automatisch in die zweite Säule eingezahlt, zusätzlich zur staatlichen Pension. Auch in den Niederlanden sind mehr als 90 Prozent der Erwerbstätigen durch eine starke kapitalgedeckte betriebliche Säule abgesichert, mit einer Beitragsbemessung von 15 bis 25 Prozent. Das niederländische Pensionssystem garantiert zusätzlich eine Grundabsicherung für alle Bürger, unabhängig davon, ob sie jemals in die Rentenkasse eingezahlt haben. Die Höhe dieser Grundsicherung hängt davon ab, wie lange jemand in den Niederlanden gelebt oder gearbeitet hat, wobei der volle Satz nach 50 Jahren erreicht wird. In der Diskussion um die Umlagefinanzierung wird auch Schweden häufig als Vorbild herangezogen, das nicht-finanzielle Beitragskonten auf Umlagebasis mit einer ergänzenden kapitalgedeckten Vorsorge kombiniert (hybrides System). Vom Pensionsbeitragssatz von 18,5 Prozent werden 16 Prozent über das Umlageverfahren gutgeschrieben, während 2,5 Prozent kapitalgedeckt angelegt werden. Bürger können dabei zwischen unterschiedlichen Fonds wählen. Die Pensionshöhe ergibt sich aus dem angesparten Kapital, das auf die erwartete Pensionsdauer verteilt wird. Der Antrittskorridor liegt zwischen 61 und 69 Jahren. Ausgabe Nr. 5/2024 – GELD-MAGAZIN . 69 „Mit der Diskussion wollen wir einen Impuls für eine langfristige Transformation setzen bei der die staatliche Pension als Basis dient.“ Hartwig Löger, CEO, VIG „Österreich hat ein gutes Pensionssystem, jedoch nicht gut genug, um es langfristig zu erhalten.“ Andreas Treichl, Chairman, Erste Stiftung Sind die Pensionen sicher? Der Bericht des Rechnungshofs bescheinigt dem österreichischen Pensionssystem eine solide Basis, stellt jedoch fest, dass umfassender Handlungsbedarf besteht. Laut Fiskalrat ist die Nachhaltigkeit des Systems durch steigende demografieabhängige Ausgaben langfristig nicht gesichert. Das effektive Pensionsantrittsalter stieg bis 2021 um 2,8 Jahre, Prognosen erwarten jedoch ab Mitte der 2030er Jahre eine Stagnation bei weiter steigender Lebenserwartung. Eine Erhöhung des tatsächlichen und gesetzlichen Antrittsalters wird empfohlen. 2020 lagen die Pensionsaufwendungen bei 47,3 Milliarden Euro, rund 30 Prozent davon wurden durch öffentliche Mittel finanziert.
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