GELD-Magazin, Nr. 1/2024

Wahlarztversicherung Versichert sind gewöhnlich: Behandlung durch Privat-Ärzte (sowohl schul- als auch alternativmedizinisch) Honorare für ambulante Optionen und besondere Untersuchungen (Pathologie, Labore oder bildgebende Diagnostik) Honorare für Mutter-Kind-Pass Transportkosten Ärztlich verschriebene Arzneimittel und Medikamente (auch homöopathische Heilmittel) Heilbehelfe wie Kontaktlinsen oder Brillen Psychotherapeutische Behandlung Ärztlich verschriebene besondere Heilmittel wie Physiotherapie, Logopädie usw. Telefonische Beratung durch Ärzte Medizinische Assistenz bei Notfällen, und bei der Suche nach medizinischen Einrichtungen Nicht versichert sind in der Regel: Zahnersatzbehandlungen und Implantate Kieferregulierung (Zahnspangen), Kieferchirurgie senärzte von 8.431 auf 8.300. Bei einigen medizinischen Fächern, wie der Kinder- und Frauenheilkunde, ist die Entwicklung noch dramatischer als die Gesamtzahlen vermuten lassen. In beiden Fächern sank die Anzahl der Kassenordinationen seit 2011, bei Kinderärzten von 323 auf 307, bei Gynäkologen von 560 auf 486, während in beiden Sparten die Zahl der Wahlärzte eklatant zunahm auf 356 bei Kinderärzten und auf 890 bei Gynäkologen. „Die Ausgaben privater Haushalte für eine ambulante Zusatzversicherung steigen mit dem steigenden Anteil an Wahlärzten im ambulanten Bereich“, erklärt Peter Eichler, Vorstand für Personenversicherungen bei der UNIQA. Eine Gesundheitsstudie der Wiener Städtischen zeigt, dass die Hauptgründe für eine private Gesundheitsvorsorge vor allem im ambulanten Bereich liegen. Lange Wartezeiten auf Termine bei Kassenärzten sowie wenig Zeit beim Termin selbst und steigende Selbstbehalte für Leistungen sind die Hauptgründe, warum Menschen sich für eine Krankenversicherung interessieren. Aber auch die stetig steigenden Kosten der Heilbehandlung führen dazu, dass die Kunden diese absichern wollen. Für viele Kunden spielt auch die Übernahme von Leistungen der Ganzheitsmedizin eine immer größere Rolle, denn Behandlungen dieser Art werden kaum vom öffentlichen Gesundheitssystem übernommen, erklärt Sonja Steßl, GeneraldirektorStellvertreterin der Wiener Städtischen. Immerhin drei von vier Österreichern sehen die Ganzheitsmedizin als Teil der gesundheitlichen Versorgung. Selbstbehalt sinnvoll Die maximalen Leistungen der einzelnen Anbieter in verschiedenen Leistungsbereichen unterscheiden sich und sollten bei der Kaufentscheidung berücksichtigt werden. Die Merkur erstattet für physio- und psychotherapeutische Behandlungen jeweils bis zu 606 Euro jährlich, im Vergleich dazu kann man beim stärksten Wahlarzttarif der Wiener Städtischen für Physiotherapie sogar jährlich 1.000 Euro und für Psychotherapie 820 Euro in Anspruch nehmen. Dafür liegt der Deckel für die Leistungen in der Schulmedizin bei der Wiener Städtischen etwas niedriger (5.160 Euro im Vergleich zu 6.114 Euro). Die UNIQA liegt hier mit 5.401 Euro dazwischen. Prinzipiell werden nach der Behandlung beim Wahlarzt zuerst die Kosten der gesetzlichen Krankenkasse eingereicht. Diese zahlt in der Regel 20 Prozent der Behandlung. Danach wird der Restbetrag bei der privaten Krankenversicherung geltend gemacht. Die meisten Versicherungen bieten zur Auswahl eine Vergütung pro eingereichte Rechnung mit maximal 80 Prozent (Standard) und 100 Prozent (Premium), wobei die Standardvariante insofern Sinn macht, als für die meisten Behandlungen die gesetzliche Versicherung 20 Prozent der Kosten übernimmt. Post-Corona-Trends Insgesamt zählt die Weiterentwicklung der Bereiche Telemedizin und Digital Health zu den positiven Folgen der Coronakrise. Die Digitalisierung von Prozessen im Gesundheitsbereich wurde daher wesentlich beschleunigt, wie die VVO in ihrem Jahresbericht schreibt. Bei UNIQA kann man jedenfalls mit einer Privatarztversicherung Videokonsultationen mit Partnerärzten in Anspruch nehmen. Jedoch sollte dieser Trend nicht überschätzt werden, so Eichler. „Unserer Erfahrung nach sind österreichische Kunden derzeit jedoch noch zu zaghaft und bevorzugen, ihre Hausärzte zu konsultieren. Erst wenn es eine bestehende Arzt-Patienten-Beziehung gibt, sind Patienten häufiger zu einer Telekonsultation bereit.“ So geht es laut Eichler nicht um Ersetzung des physischen Arztbesuchs, sondern um eine sinnvolle Ergänzung, vor allem, was akute, aber nicht schwere Krankheiten sowie die Nachbetreuung und das Monitoring von chronischen Erkrankungen betrifft. Ein wichtiger Trend der Gesundheitsversicherer geht in Richtung Vorbeugung mit Hilfe von Kooperationen mit Tech-Unternehmen. In der Merkur-Gesundheits-App kann zur Hautkrebsvorsorge ein Scan gemacht werden. Bei der UNIQA kann man eine DNA-Analyse durchführen, die zeigt, wo aufgrund der Genetik die gesundheitlichen Chancen und Risiken liegen. „Für viele Kunden spielt auch die Übernahme von Leistungen der Ganzheitsmedizin eine immer größere Rolle.“ Sonja Steßl, GeneraldirektorStellvertreterin der Wiener Städtischen Ausgabe Nr. 1/2024 – GELD-MAGAZIN . 65

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=