GELD-Magazin, Nr. 1/2024

Der Verlauf der Edelmetallpreise stellt Gold- investoren auf eine Bewährungsprobe. Seit 2020 geht es mit Schwankungen seitwärts. Doch nun könnten bessere Zeiten anbrechen. Die wichtigsten Faktoren für den Anstieg des Goldpreises sind: Ein gesteigertes globales Finanzrisiko, aktuell die neue Regionalbankenkrise in den USA und die hohe Verschuldung in den wichtigsten Volkswirtschaften dieser Welt. Weiters befinden sich die Netto-Goldkäufe der Zentralbanken auf Rekordniveau: Die Investitionsnachfrage (Bestände der Goldbarren-ETFs) ging in der zweiten Jahreshälfte 2023 zwar zurück, Goldkäufe der Zentralbanken erreichten 2023 aber weltweit Rekordwerte – mit Zukäufen von rund 800 Tonnen war die chinesische Zentralbank besonders aktiv. „Dies spiegelt Chinas Wahrnehmung von Gold als sichere, wertbeständige Anlage wider“, sagt Imaru Casanova, Portfoliomanagerin Gold und Edelmetalle bei VanEck. Dazu kommen erhöhte geopolitische Risiken weltweit (v.a. Ukraine und im Nahen Osten). Positiv ist auch die Geldpolitik der US-Notenbank (Fed): Die Zinsen sinken – zwar später als erwartet, aber doch. Bei niedrigen Zinsen steigt der Goldpreis und umgekehrt. Eine ähnliche Korrelation besteht zum Dollar: Steigt der Greenback, so fällt der Goldpreis und vice versa. „Noch wichtiger ist, dass der zunehmende Bedarf zur Absicherung von Portfolios zu einem Treiber für den Goldpreis werden kann“, meint Casanova. Physisches Gold ist nur schwer und kostenintensiv aufzubewahren. Da wäre schon besser Gold als Zertifikat zu empfehlen, etwa Xetra-Gold (DE000A0S9GB0) oder Euwax II Gold (DE000EWG2LD7), die mit physischem Gold unterlegt sind. Der Anleger hat einen Anspruch darauf, im Fall des Falles sich das Gold ausliefern zu lassen. Allerdings gibt es hier ein relativ geringes Emittentenrisiko. Angetrieben von der Fantasie um die Künstliche Intelligenz (KI) entwickelte sich der Technologiesektor 2023 zur bestperformenden Branche. Dieser Trend dürfte, von Korrekturen unterbrochen, weitergehen. Die strukturelle Story des Technologiesektors hat weiterhin Bestand und könnte sich aufgrund des harten Kampfes um die Wettbewerbsfähigkeit in allen Industrien noch verstärken. „Jedes Unternehmen, das am Markt bestehen will, muss in seine Netzwerkkapazitäten in allen Hard- und Softwaresegmenten investieren“, weiß Hyun Ho Sohn, Fondsmanager des Fidelity Global Technology. Technologie bietet die Kern-Infrastruktur, die Konsumenten, Unternehmen, aber auch Regierungen benötigen, um besser arbeiten zu können. Und der Druck, diese ständig zu modernisieren, steigt. Viele technologische Produkte sind ein so wertvolles Asset, dass die Anbieter oft zu Übernahmezielen werden. „Allerdings ist das Investieren in dieser Branche mit den hohen Zinsen anspruchsvoller geworden. Wir favorisieren jene Firmen, die in diesem Umfeld dennoch ihre Gewinnerwartungen erfüllen oder übertreffen können. Allerdings sind einige Sub-Trends, angetrieben durch die Covid-Pandemie, überschätzt worden – so etwa das Cloud-Wachstum, das Online-Streaming, Video-Konferenzen oder die Essenslieferungen. Es kam zur unvermeidlichen Korrektur. Doch was den Cloud-Bereich anbelangt, sind wir längerfristig wieder positiv gestimmt“, erläutert Sohn. Im Halbleiterbereich wurde viel zu viel Ware geordert, die jetzt einmal wieder von den Lagern abgebaut werden muss. Dieser Prozess dürfte bald vorüber sein, womit sich der Horizont für dieses Segment ebenfalls aufhellt. Teilweise sei die Erholung aber schon zu weit gegangen, etwa bei Apple. Zuletzt, nach der Korrekturphase, hat Sohn allerdings die Aktie mit dem angebissenen Apfel wieder aufgestockt und von deren Höhenflug profitiert. Bei KI gibt er sich interessanterweise zurückhaltend. „Ich warne im Bereich Künstliche Intelligenz vor KI-Blendern mit nur geringem Kundenstock, die nicht gerade systematisch, sondern eher nach der Methode ‚Trial & Error‘ vorgehen. Wir sehen Potenzial weniger im Unternehmens-, dafür aber im Privatkundenbereich, da hier der Datenschutz offenbar eine geringere Rolle spielt. Wir setzen in diesem Bereich auf Microsoft, Alphabet und Amazon und bei Halbleitern auf Taiwan Semiconductor und Qualcomm.“ GOLD . … und es glänzt doch! TECHNOLOGIE . Auf die richtigen Werte setzen! FOTO: beigestellt „Mit Zukäufen von rund 800 Tonnen ist die chinesische Zentralbank bei der Anhäufung von Goldreserven 2023 besonders aktiv gewesen.“ Imaru Casanova, Portfoliomanagerin, Van Eck Associates „Der Zinseffekt für den Techsektor wird oft missverstanden. Nur die unprofitablen und hochverschuldeten Firmen leiden darunter. Diese meiden wir konsequent.“ Hyun Ho Sohn, Fondsmanager, Fidelity Global Technology GOLDPREIS in USD/Unze 1.600 1.700 1.650 1.750 1.800 1.850 1.900 1.950 2.000 2.050 2.100 2021 2022 2023 Ausgabe Nr. 1/2024– GELD-MAGAZIN . 27

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