GELD-Magazin, Nr. 6/2023

Vor allem diesseits des Atlantiks fiel vielen Bürgern ein Stein vom Herzen, als Joe Biden zum neuen Präsidenten der USA gekürt wurde. Denn sein Vorgänger, Donald Trump, war für den europäischen Geschmack noch gruseliger als für den amerikanischen. Seine RabiatPolitik und Diplomatie mit ungeschärfter Klinge verstört. Das Fass zum Überlaufen bei demokratisch gesinnten Menschen brachte aber Trumps ziemlich unverhohlener Aufruf zum Sturm des Kapitols – und die standhafte Verweigerung, die legitimierte Wahl des Konkurrenten anzuerkennen. Das Comeback Eine breite Wählerschicht in den USA, die sich als ungerechtfertigte Verlierer der Gesellschaft und von „Eliten“ vernachlässigt sieht, nimmt Trump das allerdings nicht so krumm. Glaubt man Beobachtern, hat das Enfant terrible keine schlechten Chancen, der neue und alte Präsident der USA zu werden (siehe Bericht gleich links). Das mögliche Comeback löst mehr als Unbehagen aus, denn Trump liebäugelt öffentlich mit Autoritarismus. Dass er die Demokratie abschaffen will, sagt er natürlich nicht, aber mit zweideutiger Rhetorik will er offensichtlich Wähler vom rechten Rand abholen. So meinte Trump, im Falle seiner Amtseinführung wolle er Diktator für einen Tag werden, um die Grenzen nach Mexiko dicht zu machen. Diese und ähnliche Aussagen lassen einen ziemlich verwirrt zurück. Was ist wahr, was Übertreibung, was ein schlechter Witz? Trump lässt viele Deutungsmöglichkeiten offen und punktet gleichzeitig mit markigen Worten bei seiner Stammwählerschaft. Ein Populist der alten Schule. Im empfehlenswerten Buch „Die Präsidenten der USA“ fällt folgendes Urteil: „Beispiellos, präzedenzlos, unberechenbar: sind die Begriffe, die während der Amtszeit des 45. Präsidenten der USA sowohl bei Unterstützern als auch bei Gegnern Trumps zu hören waren.“ An dieser Polarisierung hat sich bis heute nichts geändert, ein Faktor, der Trump im aufgeheizten politischen Klima in den USA zugutekommen dürfte. Der Gegenspieler Auf der anderen Seite sehen wir sozusagen den Anti-Trump: Joe Biden. Tatsächlich dürfte sein bestes Wahlargument bei liberalen und gemäßigten Wählern sein, dass er nicht Donald Trump ist. Denn ansonsten mehren sich Bidens unglückliche Auftritte: Von peinlichen Versprechern, in denen er zum Beispiel die verstorbene Queen Elisabeth noch leben lässt, über das Ablesen von Regieanweisungen vom Teleprompter bis BRENNPUNKT . US-Wahljahr Duell zum Fürchten Donald Trump oder Joe Biden? Sozusagen eine Wahl der Qualen. Denn Trumps Programm könnte sogar die Demokratie in den USA gefährden. Der Amtsinhaber verblüfft hingegen durch bedenkliche Aussetzer. HARALD KOLERUS Credits: wikimedia/The White House; Gage Skidmore 10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2023 „God save the Queen, man.“ Joe Biden in einer Rede in Connecticut – lange, nachdem die britische Königin verstorben war. „Können Sie glauben, dass ich ein Politiker bin? Sogar ich kann es nicht.“ Donald Trump in seltener Selbsterkenntnis. Chancen und Umfragen Mit Meinungsumfragen in den USA ist es so eine Sache. Denn letztlich ist nicht die absolute Anzahl der Stimmen, die ein Kandidat auf sich vereint, für den Ausgang der Präsidentschaftswahl verantwortlich, sondern die Eroberung von sogenannten SwingStates. Dabei handelt es sich um USBundesstaaten, die sozusagen an der Kippe stehen, wo sowohl Republikaner als auch Demokraten gute Chancen auf den Sieg genießen. Trump in Führung Laut einer von Statista.com erfassten Umfrage hat Donald Trump derzeit in fünf der sechs besonders umkämpften „Battleground-States“ die Nase vorne. Nämlich: Nevada, Georgia, Arizona, Michigan und Pennsylvania. Der Vorsprung ist dabei zumeist ziemlich deutlich. Nur in Wisconsin werden Joe Biden die besseren Chancen zugesprochen.

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