GELD-Magazin, Nr. 4/2023

Am seidenen Faden. Die Unternehmensstimmung im Euroraum hat sich im Juli weiter eingetrübt, und das zum dritten Mal in Folge. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global fiel zum Vormonat um 1,3 Punkte auf 48,6 Zähler. Damit liegt er auf dem niedrigsten Niveau seit Ende 2023. Besonders schwach präsentierte sich die Industrie, denn hier sank das Sentiment im gleichen Monat auf 42,7 Punkte: und liegt weiter klar unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten, die Wachstum von Schrumpfung trennt, und dies in den vier größten Euro-Volkswirtschaften. Nur der Dienstleistungssektor sieht besser aus: hier signalisieren die Indexwerte in Deutschland, Italien und Spanien weiterhin Wachstum. Leider zeigt auch der Einzelhandel eine anhaltende Schwäche. Hier sind die Umsätze im Juni im Vergleich zum Vormonat laut Eurostat um 0,3 Prozent (0,2 Prozent erwartet) gefallen. Im Jahresvergleich fielen die Erlöse um 1,4 Prozent. Die Teuerung lag im Juli bei 5,3 Prozent, nach 5,5 Prozent im Juni. Die Kernrate (ohne Energie- und Lebensmittelpreise) blieb jedoch stabil, die Geldmenge M3 ist im Vergleich zum Vorjahresmonat nur um 0,6 (erwartet waren 0,9) Prozent gestiegen und das Wachstum der Kreditvergabe ging weiter zurück: Angesichts hoher Lohnsteigerungen eine Herausforderung für die EZB. Nach neun Zinserhöhungen in Folge auf 4,25 Prozent könnte sie den Bogen überspannen. (wr) Erste Warnsignale. Die Corona-Pandemie war auch für Japan ein Wendepunkt. Das dank schwachem Yen florierende Exportgeschäft führte dazu, dass Produktionskapazitäten nicht mehr zu hoch waren. Der Arbeitskräftemangel verschärfte sich, als die Wirtschaft wieder in Schwung kam. Endlich stieg der private Konsum wieder, und langsam wendete sich das Blatt: Aus Deflation wurde eine – vorerst noch zarte – Inflation. Doch die Löhne stiegen mit den Preisen, aber nicht so stark, dass dies die Profitabilität japanischer Konzerne gemindert hätte. Und so wurde auch wieder mehr investiert. In Japan kam ein stetiges Wachstum in Gang. Nun aber wird die Inflation zum Problem. Analysten denken, dass Notenbank-Gouverneur Kazuo Uedas lockere Zinspolitik zu Ende geht. Denn die Teuerung dürfte über den Prognosen liegen. Interveniert er, um die Renditen der Yen-Staatsanleihen zu drücken (seine Schmerzgrenze liegt bei 0,50 Prozent), werden spekulative Angriffe auf die japanische Währung lukrativer, zumal sich die Zinsdifferenz als Folge steigender Renditen bei US-Treasuries weiter vergrößert. Ueda wird einen höheren Renditeanstieg zulassen müssen. Dann dürfte der Yen attraktiv bleiben. Allerdings erwartet die Zentralbank, dass die Inflation 2024 wieder unter zwei Prozent fallen wird. Doch die Löhne könnten stärker steigen als die Preise, da die Bevölkerung seit 14 Jahren schrumpft. (wr) EUROPA . Eurozone steht vor harter Landung Gewinne mitgenommen Dem Euro Stoxx 50 gelang es, ein neues Jahreshoch bei 4471 Punkten zu erklimmen. Danach fiel er – dank Sommerflaute, verständlicher Gewinnmitnahmen und einiger schwacher Quartalsberichte – ein wenig zurück. Anleger bleiben long, erhöhen aber das Stopp-Loss auf 3940 Punkte. Aufwärtstrend vor dem Ende? Der Nikkei 225 Index erreichte Anfang Juli ein neues Jahreshoch von 33.750 Punkten. Bis zum All-Time-High von 38.957 Zählern Ende 1989 ist es allerdings noch weit. Die Marke von 33.000 Punkten wird nur hart zu knacken sein. Anleger setzen zuerst einmal ein Stopp-Loss bei 29.450 Punkten. EURO STOXX 50 NIKKEI 225 JAPAN . Aktien aus Nippon bleiben attraktiv Indexpunkte in JPY 18.000 20.000 26.000 24.000 22.000 28.000 34.000 30.000 32.000 16.000 2021 2020 2022 2023 Indexpunkte in EUR 2.200 3.400 3.200 3.000 2.800 2.600 2.400 3.600 3.800 4.000 4.400 4.200 4.600 2021 2020 2022 2023 Ausgabe Nr. 4/2023 – GELD-MAGAZIN . 61

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