GELD-Magazin, Nr. 4/2023

Der Höhepunkt der Ölförderung ist bereits vor gut zehn Jahren erreicht worden. Nicht heute oder morgen, aber in nicht allzu ferner Zukunft könnte der Wasserstoff eine Schlüsselrolle in der Energieversorgung spielen: und das auf eine weit weniger klimaschädliche Weise. Wie beim Internet-Boom von 1999 bis 2001 werden sich führende Player herauskristallisieren, deren Vorsprung uneinholbar sein wird. Die Krux liegt im Konjunktiv: Prognosen sollen zeigen, dass die globale Wasserstoffwirtschaft in einigen Jahrzehnten bis zu acht Mal größer sein soll als die gesamte Internet-Industrie von heute. Wer dann die Amazons, Googles oder Apples im Wasserstoffbereich sein werden, liegt allerdings im Bereich des Spekulativen. Ein wichtiger Teil der Lösung Für die saubere Energiegewinnung wird der alternative „Kraftstoff“ Wasserstoff von vielen als gute Ergänzung zur Wind- und Sonnenenergie betrachtet. Während die Stromerzeugung bei den beiden Letztgenannten von schwankender Natur ist, ist mit Wasserstoff eine stabile und verlässliche Stromerzeugung möglich: er kann dazu beitragen, das Stromnetz zu stabilisieren. Vor diesem Hintergrund ist es kaum verwunderlich, dass an der Börse das Interesse an Wasserstoff-Aktien groß ist. Dabei ist Wasserstoff ein Gas, das erzeugt werden muss und je nach Herstellungsform gar nicht so klimaschonend ist, wie es oft dargestellt wird. Das H2-Farbenspektrum Nur mit erneuerbaren Energien hergestellter H2 ist tatsächlich „grün“. Das gängige Herstellungsverfahren ist die Dampfreformierung. Dabei spaltet heißer Dampf Erdgas in seine Bestandteile: Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Dieser H2 wird als „grauer Wasserstoff“ bezeichnet. Die Methode setzt jedoch hohe Mengen CO2 frei. Wenn das entstehende CO2 abgespalten und gespeichert wird, etwa in alten Bergwerksstollen, ändert sich die Bezeichnung zu „blauem Wasserstoff“. Auch dabei wird CO2 frei, daher ist es nur eine Brückentechnologie. Einzig der „grüne“ Wasserstoff hat das Potenzial, einen wichtigen Beitrag zur Rettung der Erde vor dem Klimatod zu leisten. Er wird mittels Elektrolyse, zumeist mit Strom aus Wind- und Solarkraftwerken, aber auch Biomasse, erzeugt. Daher ist es ein Fehler der Politik, die Förderungen für andere erneuerbare Energien zu reduzieren oder einzustellen. Ohne ausreichende Wind- und Solaranlagen wird die Wasserstofftechnologie nur einen sehr begrenzten Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Das Top-Argument hier ist ein rein physikalisches: „Grüner Wasserstoff“, der zudem recht einfach gespeichert, transportiert und dann an anderer Stelle wieder in Strom zurückgewanMÄRKTE & FONDS . Wasserstoff Das Öl der Zukunft Nichts könnte ohne den Rohstoff Erdöl existieren – diese extreme Abhängigkeit birgt aber auch große Chancen. Nur dass das fossile Gold auf absehbare Zeit abgelöst werden wird: Wasserstoff spielt dabei eine wichtige Rolle. WOLFGANG REGNER Bis 2030 werden 230 Gigawatt an Elektrolyse- Kapazität benötigt, derzeit sind es lediglich acht Gigawatt. Credit: beigestellt/Nucera; Yingyaipumi/stock.adobe.com Wir benötigen bis 2030 den Energieverbrauch der voestalpine zusätzlich aus grünen Energieformen. Thomas Klatzer, Experte für Energieinnovation an der TU Graz 42 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2023

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