GELD-Magazin, Nr. 3/2023

Österreichische Post AG | MZ 03Z035262 M | 4profit Verlag GmbH, Rotenturmstraße 19/1/29 B, 1010 Wien | Ausgabe Nr. 3/2023 | 6,90 Euro Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Blockchain + Alternative Investments + Versicherungen DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE Immobilien Neue EU-Gebäuderichtlinien kommen. Welche Sanierungskosten nun auf Sie zukommen. Bankenkrise Eine kritische Analyse – Ursachen und Auswirkungen auf die Banken in Europa. AUSBLICK AUF DAS 2. HALBJAHR: AKTIEN-SPECIAL Alle Unternehmen des ATX Prime im Härtetest und welches Potenzial sie versprechen. ab Seite 74 Investment-Trends Geopolitische Risiken nehmen zu. Hohe Zinsen dämpfen die Wirtschaft. Wie und wo Sie jetzt Ihr Geld am besten anlegen.

Eine Information der HYPO NOE Landesbank für Niederösterreich und Wien AG, 3100 St. Pölten, Stand 01/2023 Werbung GRÜN. INVESTITIONSKREDIT. LANDESBANK. UNTERNEHMEN. VORTEIL. GRÜNE INVESTITIONEN - DER LOGISCHE NÄCHSTE SCHRITT FÜR UNTERNEHMEN. Wollen Sie von dem Angebot für Ihr grünes Investitionsvorhaben mit Refinanzierung durch den HYPO NOE Green Bond profitieren? Kontakt: Dr. Manfred Seyringer T. 05 90 910 - 1462 E-Mail: [email protected] www.hyponoe.at Ihre Landesbank für ganz Osterreich!

Ausgabe 3/2023 – GELD-MAGAZIN . 3 Viele Anleger spekulierten im ersten Halbjahr darauf, dass die großen Notenbanken etwa ab der Jahresmitte den Zinsgipfel erreichen würden und möglicherweise noch dieses Jahr die ersten Senkungen vornehmen. Vor allem Technologie-lastige Börsen legten in einer Art Vorfreude kräftig zu. Der Nasdaq 100 stieg in der ersten Jahreshälfte – zugegebenermaßen auch durch AI-Fantasie getrieben – um satte 38 Prozent. Aber auch der konservative EuroStoxx 50 konnte um gut zehn Prozent zulegen. Langsam kristallisiert sich aber heraus, dass die Inflation hartnäckiger als erwartet bleiben dürfte, was weitere Zinsanhebungen impliziert. Fed-Chef Jerome Powell schätzte im Juni, dass noch zwei weitere notwendig seien – ausgehend von derzeit 5,25 Prozent. EZB-Präsidentin Christine Lagarde kündigte ebenfalls zumindest noch zwei weitere Anhebungen an (von dzt.: 4,0 %), nachdem die EZB die Inflationserwartungen für 2024 und 2025 nach oben revidieren musste. Auf der vergangenen EZB-Pressekonferenz betonte Lagarde zwar, dass sie derzeit keine Lohn-Preis-Spiral sehe, doch damit dürfte sie die Rechnung ohne die Gewerkschaften gemacht haben. Das heißt, hier dürfte noch Spielraum nach oben sein. Was bislang noch wenig Beachtung findet, ist die Schrumpfung der EZB-Bilanz. Banken müssen Ende Juni die ausständigen TLTRO-Kredite (477 Mrd. Euro) zurückzahlen, nachdem in den vergangenen Wochen bereits rund 600 Milliarden Euro davon an die EZB zurückflossen. Ab Ende Juni werden die Wiederveranlagungen aus dem APP (Anleihenkaufprogramm der EZB) gestoppt – d.s. rund 28 Milliarden Euro pro Monat. Damit verringert sich die Marktliquidität sukzessive, was genau den gegenteiligen Effekt des stimulierenden Quantitative Easing hat und in einer Situation erfolgt, in der sich die steigenden Zinsen langsam in die Wirtschaft fressen. Verschuldete Konsumenten und Unternehmen kommen unter Druck – letztendlich auch das Finanzsystem. Die ersten Gewinnwarnungen wurden bereits im Markt lanciert. Daher ist in den kommenden Monaten Vorsicht geboten. Eine Cashreserve vorzuhalten, ist durchaus sinnvoll, um auf Schnäppchenpreise reagieren zu können. Denn die Goldene Regel lautet: Der Gewinn liegt im Einkauf. Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Gegenwind editorial impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 19/1/29B, 1010 Wien T: +43/676/570 95 10 · E: [email protected] · GESCHÄFTSFÜHRUNG Snezana Jovic, Mario Franzin · CHEFREDAKTEUR Mario Franzin REDAKTION Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh MSc, LEKTORAT Mag. Rudolf Preyer GRAFISCHE LEITUNG Noura El-Kordy · COVERFOTO akf/stock.adobe.com · DATENANBIETER Lipper Thomson Reuters*, Morningstar · VERLAGSLEITUNG Snezana Jovic · BACKOFFICE & EVENTMARKETING Ivana Jovic · IT-MANAGEMENT Oliver Uhlir · DRUCK Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Str. 80 · VERTRIEB PGV Austria, 5412 Puch, Urstein Süd 13. www.geld-magazin.at ABO-HOTLINE: +43/699/1922 0326 · [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. FOTO: ivanashoots.com

BRENNPUNKT 06 Kurzmeldungen Klimawandel: Naturkatastrophen nehmen in Europa zu + ESG: Keine Trendwende. 08 Bankenkrise Nach der Pleite vieler Banken geht die Angst um: Droht eine schwere Finanzkrise? WIRTSCHAFT 12 Kurzmeldungen Kika/Leiner: Mega-Pleite des Jahres + Konjunktur Österreich: Weiter eingetrübt. 14 Lieferketten Die EU will Lieferanten aus Entwicklungsländern per Gesetz stärken. Heimische Unternehmen fürchten aber hohe Kosten. BANKING 16 Kurzmeldungen Corona-Nachwehen: RLB Tirol zahlt Sollzinsen + Erste Bank: Geldtipps für den Urlaub. 18 Privatbanken-Umfrage Wie soll man in angespannten Zeiten investieren? Das GELD-Magazin hat sich bei ausgesuchten Privatbanken schlaugemacht. MÄRKTE & FONDS 22 Kurzmeldungen CHIPS Act: Unterstützung für Halbleiter + Anleihen: Comeback aus Südeuropa. 24 Institutional Investors Congress Anlageprofis verraten, in welchen AssetKlassen, Branchen und Regionen dynamisches Wachstum zu finden ist. 28 Ausblick Global Die Aktien-Hausse trifft auf ökonomisch wackelige Fundamentaldaten - was tun? Die Lösung lautet: Stock- und Fonds-Picking. 30 Ausblick Europa Der „Alte Kontinent“ wird aktuell von vielen Aktienexperten favorisiert. Aber es gibt auch Schattenseiten. 34 Ausblick USA Vor allem die Langfrist-Performance der Wall Street kann sich sehen lassen. Und „Uncle Sam“ hat noch einige Asse im Ärmel. 38 Ausblick Asien Chinas Wirtschaft läuft trotz Corona-Öffnung alles andere als rund. Am Reich der Mitte kommen Asien-Investoren aber dennoch nicht vorbei. 42 Ausblick Technologie Der Hype um ChatGPT hat Nasdaq & Co. in die Höhe katapultiert. Jetzt sind die Bewertungen hoch, spannende Unternehmen gibt es aber nach wie vor. Ausgabe Nr. 3/2023 inhalt Großer Crash? Nach den Pleiten von Silicon Valley Bank und Credit Suisse geht die Angst um. Seite 08 Credit: Sundry Photography & akf/stock.adobe.com 4 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2023

46 Ausblick Healthcare Die Welt leidet an Wohlstandserkrankungen und Überalterung. Die Gesundheitsbranche verspricht Abhilfe - und satte Renditen. 50 Ausblick Spezial-Rohstoffe Ohne Lithium und Seltene Erden ist die grüne Energiewende nicht zu schaffen. Die knappen Güter lassen die Herzen von Investoren höherschlagen. 54 Rohstoff-Radar Erdöl: Im Schatten der Weltwirtschaft + Gold: Hoffen auf den großen Schub + Weizen: Klimakrise gefährdet Ernte. IMMOBILIEN 56 Kurzmeldungen Wohnen: Mieten steigen dramatisch + UBM Development: Höchstes Holzhaus der Welt. 58 Sanierung Energieeffiziente Häuser werden noch vom Staat gefördert – die EU will das aber ändern. Hausbesitzern droht eine Kostenlawine. VERSICHERUNG & VORSORGE 60 Kurzmeldungen Waldbrände: Versicherungen steigen aus + NZIA: Klimaallianz vor dem Aus? 61 FLV-Listing Der monatliche Überblick zu Fondsgebundenen Lebensversicherungen. 62 Berufsunfähigkeit Krankheiten können einem sehr schnell den Job kosten und die finanzielle Existenz gefährden. Aber kaum jemand wappnet sich gegen dieses Risiko. BLOCKCHAIN 64 Kurzmeldungen USA: Rundumschlag gegen Kryptos + Nachhaltig: Umweltfreundliches Mining. AKTIEN 66 Kurzmeldungen Wienerberger: Europas grünster Ziegelproduzent + OMV: Neues Gasfeld. 68 Weltbörsen USA: Rezession oder nicht? + Europa: Düstere Vorzeichen + China: Erholung vorbei + Japan: Outperformance wahrscheinlich. 70 Anlagetipps Swatch: Zeiger stehen auf Wachstum + Rio Tinto: Attraktiver Kupfer-Deal + Rockwell Automation: KI im Portfolio. 72 Aktien Deutschland Die (technische) Rezession lässt sich jetzt nicht mehr leugnen. AKTIEN-SPECIAL 74 Wahre Wiener Werte Aktien stehen für dynamische Kursperformance und Inflationsschutz – vorausgesetzt, man wählt die richtigen Titel aus. Das GELDMagazin hat alle im ATX-Prime gelisteten Unternehmen auf Wachstumschancen und Profitabilität gecheckt. COVERSTORY Großer Ausblick 2023: Die besten Branchen und Regionen. ab Seite 28 Ausgabe Nr. 3/2023 – GELD-MAGAZIN . 5

BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Credits: beigestellt/Archiv; pixabay Zinsen Mach mal Pause Kampf gegen Abschwung. Die Wirtschaft schwächelt in vielen Regionen rund um den Globus, das Gespenst der Rezession spukt herum. Ein logischer Schritt in dieser Situation wäre es, den rasanten Zinserhöhungskurs der EZB und Fed zumindest etwas zurückzufahren. Und danach sieht es momentan auch aus. So hat die US-Notenbank angekündigt, eine Pause einzulegen, also eine Sitzung auszusetzen und stattdessen die Obergrenze des Leitzinses bei 5,25 Prozent zu belassen. Allerdings bedeutet das nicht, dass die Zinsen bald wieder sinken werden. Der Höhepunkt des Zyklus sei wahrscheinlich noch nicht erreicht, meinen viele Experten. Anders in China: Die Notenbank sah sich dort wegen des stockenden Aufschwungs zu einer Zinssenkung um 0,1 Prozentpunkte veranlasst. Bitte warten. Wasserstoff könnte bei der Dekarbonisierung schwieriger Sektoren wie der energieintensiven Industrie, der Schifffahrt und dem Schwerlastverkehr eine Rolle spielen. Allerdings ist die Effizienz der Technologie noch gering und hängt von billiger erneuerbarer Energie und politischer Unterstützung ab. Christian Rom, Portfoliomanager DNB Fund Renewable Energy: „Der Wasserstoff- und Brennstoffzellensektor hat bereits Fehlstarts erlebt, aber der von der Emissionspolitik ausgehende Impuls sowie die angekündigten Pläne für Wasserstoff sollten stark genug sein, um einen ,echten Start‘ darzustellen.“ Allerdings sei es noch zu früh, um zu bestimmen, welche Unternehmen sich in diesem Sektor hervorheben werden und welche Art von Rendite sie bieten können. Der Experte setzt daher lieber auf sozusagen Altbewährtes aus den Sektoren Solar, Windkraft, umweltfreundliche Spezialchemie und Recycling. Wasserstoff: Wenig effizient 6 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2023 Sintflut. Die Auswirkungen des Klimawandels sind nicht nur in besonders anfälligen Regionen wie auf dem afrikanischen Kontinent, Südostasien oder den karibischen Inseln zu sehen: Auch in Europa häufen sich extreme Wetterereignisse und Naturkatastrophen. Wie eine Auswertung von statista.com zeigt, traten zwischen 1923 und Juni 2023 in Europa über 1500 Ereignisse aus den Kategorien Dürren, Fluten, Extremtemperaturen und Stürmen auf, zwei Drittel davon im 21. Jahrhundert. Obwohl auch Naturkatastrophen in die Datenbank aufgenommen werden, die nicht mit dem Klimawandel korrelieren, unterstreicht die Häufung in den vergangenen 20 Jahren, dass dieser eine große Rolle beim vermehrten Auftreten extremen Wetters spielt. Den größten Teil der katalogisierten Naturkatastrophen machen Fluten und Überschwemmungen (674) sowie Stürme (569) aus. Extrem hohe oder niedrige Temperaturen (278) belegen den dritten Platz, während die Anzahl der Dürreereignisse mit 48 vergleichsweise niedrig liegt. Im Klimaabkommen von Paris (2015) legten 195 Staaten und die Europäische Union als Gegenreaktion vertraglich bindend fest, die globale Erwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit deutlich unter zwei Grad Celsius zu halten. Naturkatastrophen: Jeder ist betroffen Christian Rom, Portfoliomanager des DNB Renewable Energy Fund E-Commerce: Enormes Potenzial Online-Shopping. Der E-Commerce-Anteil des Kaufpotenzials in Österreich ist massiv gestiegen: Um plus 30 Prozent oder 29,7 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr. Auch die Chancen für den Online-Handelsumsatz von physischen Gütern wuchsen mit 13,6 Milliarden Euro enorm. Das sind einige Ergebnisse aus dem E-Commerce Report 2022 von Concardis Austria. „Die Erkenntnisse aus unserer Studie zeigen riesige Möglichkeiten für den österreichischen Handel auf“, sagt Damir Leko, Country General Manager von Concardis Austria. Rainer Will, Geschäftsführer des Österreichischen Handelsverbands, fügt hinzu: „Die Studienergebnisse belegen, dass der E-Commerce für österreichische Händler ein wesentlicher Faktor ist, denn die Menschen starten immer mehr Kaufprozesse online.“ Damir Leko, Country General Manager von Concardis Austria

012345678 DIE ZAHL DES MONATS 38 Prozent Umbruch. Einer von vier Beschäftigten (26 %) weltweit gibt an, in den nächsten zwölf Monaten den Arbeitsplatz wechseln zu wollen, gegenüber 19 Prozent im Vorjahr. Das zeigt der „Hopes and Fears Global Workforce Survey 2023“ von PwC. In der Studie wurden die Verhaltensweisen von fast 54.000 Berufstätigen in 46 Ländern untersucht. Die Arbeitnehmer, die am ehesten den Job wechseln würden, fühlen sich überlastet (44 %), haben Schwierigkeiten, ihre Rechnungen zu bezahlen (38 %), oder gehören der Generation Z an (35 %). 47 Prozent dieser jungen Gruppe gab zudem an, dass sie ihre Arbeit als erfüllend empfinden und dass sie bei der Arbeit „sie selbst sein“ können (51 %). Für Erschütterung am Jobmarkt sorgt auch die Teuerung: Der Anteil der Beschäftigten weltweit, die angaben, dass sie am Ende des Monats noch Geld übrighaben, ist von 47 Prozent im Vorjahr auf 38 Prozent gesunken. Nachhaltigkeit: Keine Trendwende ESG bleibt „in“. Institutionelle Anleger wollen den Anteil nachhaltiger Investments trotz geopolitischer Krisen und vielfältiger Herausforderungen ausbauen. Aktuell berücksichtigen 91 Prozent der Großanleger im wichtigen Markt Deutschland ESG-Kriterien bei ihren Anlageentscheidungen. Das ist eine Steigerung um acht Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr und gleichzeitig der höchste Wert seit dem Start der jährlichen Investorenbefragung von Union Investment im Jahr 2010. „Die nachhaltige Transformation der Wirtschaft geht auch in herausfordernden Zeiten weiter und bietet perspektivisch in vielen Branchen Investmentchancen“, sagt André Haagmann, Vorstandsmitglied von Union Investment. Den Stellenwert von ESG unterstreicht, dass 63 Prozent der Befragten eine Optimierung des Risikomanagements als Motiv für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien nennen. Weiters sind erneuerbare Energien beliebt, gleichzeitig sagen 78 Prozent, dass Atomkraft nicht nachhaltig ist. Fiskalrat: Budget sanieren! Bitte sparen. Christoph Badelt, Präsident des österreichischen Fiskalrates, empfiehlt der heimischen Bundesregierung „die Umsetzung eines ambitionierteren Budgetpfads“. Im Klartext bedeutet das eine Reduzierung des Budgetdefizits. Die temporären, krisenbedingten Maßnahmen sollten plangemäß auslaufen und alle wirtschaftspolitischen Ausgaben – mit Ausnahme von Zukunftsinvestitionen – im Rahmen der laufenden Budgets gegenfinanziert werden. Die Wiedererlangung budgetärer Spielräume und die schnelle nachhaltige Rückführung der Staatsschuldenquote sei zur Bekämpfung möglicher zukünftiger Krisen sowie zur Begegnung zahlreicher Herausforderungen essenziell (in den Bereichen Wirtschafts-, Gesundheits-, Klima- und Gesellschaftspolitik). Die Erhöhung der Kosteneffizienz in der Gesundheitsversorgung im Zuge des neuen Finanzausgleichs sei ein notwendiger Beitrag für die Schaffung dieser Spielräume. Christoph Badelt, Präsident des Fiskalrates Viele denken bei Schweizer Private Banking an Mahagoni und High Society. Wir lieber an Sie. Erleben Sie das einzige Schweizer Private Banking in Österreich. zkb-oe.at

Schocks erschüttern die Bankenwelt. Schon der Untergang der Silicon Valley Bank und anderer regionaler Institute sorgte für Unruhe, mit der spektakulären Notübernahme der Credit Suisse sind die Turbulenzen aber mitten im Herzen Europas angekommen. Manche fühlen sich bereits an die globale Finanzkrise erinnert, die im Jahr 2008 durch die Pleite von Lehman Brothers ausgelöst wurde. Panikmache oder berechtigte Sorge? Wie unterscheiden sich die aktuellen Probleme im Sektor von vergangenen Banken- und Finanzcrashs? Wo gibt es Parallelen? Ruhig bleiben Das GELD-Magazin sprach zum Thema mit Deloitte-Bankenexperten Dominik Damm, der bereits seit mehr als 20 Jahren Banken berät: „In Summe kann man heute nicht von einer Krise der Branche sprechen, die Situation lässt sich nicht mit 2007/2008 vergleichen, als das in den USA indizierte Subprime-Desaster sich international verbreitete. Damals erlebten wir eine globale Finanz- und Bankenkrise.“ Die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) und die Turbulenzen anderer US-Häuser könne Europa hingegen gelassen sehen, denn die SVB verfolgte ein eigenes, spezielles Geschäftsmodell (Konzentration auf die Technologie- und Start-up-Industrie in Kalifornien). Damm: „Es handelt sich nicht einmal um eine USBankenkrise, sondern um eine Geschäftsmodell-Krise ohne bedeutende internationale Vernetzung. Außerdem ist die Bankenaufsicht in Europa ganz anders aufgestellt und die Regularien sind umfassender als in den Vereinigten Staaten.“ Europa: Gut aufgestellt Mit Blick auf Europa attestiert der Spezialist den Banken auf unserem Kontinent auch eine viel bessere Kapitalausstattung als noch rund um 2008. Außerdem hätten sich Regularien verschärft und das Risikomanagement weiter verfeinert. „Wenn Banken in Schieflage geraten, hat das zumeist wenig mit ihrer Kapitalausstattung zu tun, sondern mit der Liquidität. Wenn das Vertrauen in eine Bank wegfällt, kann es zu einem Bank-Run kommen, gegen den man dann oftmals nichts mehr machen kann. Dazu kann auch eine einzige weitere negative Pressemeldung ausreichen. So ähnlich war es auch bei der Credit Suisse: Als bekannt wurde, dass die Saudi National Bank als größter Aktionär eine Finanzspritze ablehnte, brach das Vertrauen weiter ein“, erklärt Damm. Es handelt sich hier also mehr um Einzelfälle und nicht um eine systemimmanente Krise, wobei der Experte nicht verBRENNPUNKT . Bankenkrise Droht ein neuer Crash? Die Angst geht um: Nachdem es zuerst die Silicon Valley Bank erwischt hatte, schlitterten andere US-Häuser in die Pleite. Es folgte in Europa die Credit Suisse. Wer ist der Nächste? HARALD KOLERUS Stein des Anstoßes: Die Silicon Valley Bank ging krachend pleite, andere Institute folgten. Credit: Sundry Photography/stock.adobe.com 8 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2023

Die beliebtesten Banken im DACH-Raum Die Umfrage der Statista Consumer Insights misst, wo die meisten Menschen in der DACH-Region ihr Hauptkonto haben. In Österreich liegt Raiffeisen auf Rang eins, die Erste Bank/Sparkasse und Bank Austria folgen mit einigem Abstand. Die spektakulärsten Banken-Crashs Pleiten von Finanzhäusern sind kein Phänomen unserer Tage, so erwischte es im Jahre 1494 die Bank der mächtigen Familie Medici, die damals ein wichtiger überregionaler Player und politischer Strippenzieher war. In Österreich musste die Creditanstalt für Handel und Gewerbe 1931 die Rollläden runterziehen, die Wirtschaftskrise machte der damals größten Bank des Landes den Garaus. Für die Rekonstruktion des Instituts wurden insgesamt 779 Millionen Schilling an öffentlichen Mitteln verwendet. Mutter aller Pleiten Im 21. Jahrhundert gilt der Untergang von Lehman Brothers sozusagen als „Mutter aller modernen Bank-Crashs“. Am 15. September 2008 wurde Insolvenz angemeldet, was die damalige globale Finanzkrise verstärkte und die gesamte Weltwirtschaft ins Chaos stürzte. Heute untergraben die Desaster der Credit Suisse, Silicon Valley Bank und anderer das Vertrauen in den Sektor. Die Benchmark wurde von den Bankenpleiten gebeutelt, es setzt sich aber wieder der Aufwärtstrend durch. 50% 40% 30% 20% 10% 0% 2021 2022 ‘23 schweigt, dass bei der EZB und der heimischen Aufsichtsbehörde auch Vorsicht herrscht. Warum? „Ich sehe für Europa in Summe herausfordernde Zeiten aufkommen, weil zum Beispiel die hohe Inflation das Leben der Konsumenten aber auch der Unternehmen aufgrund von gestiegenen Produktions- und Personalkosten etc. schwermacht. Und sollte die Industrie schwächeln, trifft das auch die Banken“, so Damm. Wie schätzen nun andere Experten, die direkt in die Finanzbranche investieren, die Situation ein? Entwarnung Hört man sich um, herrschen statt Hektik und Panik eher Gelassenheit mit deutlichen Entwarnungstendenzen vor. So meinen Michiel van Voorst und Patrick Lemmens, Portfoliomanager des Robeco New World Financials Fonds: „In der Finanzbranche ist in den letzten Wochen das Gespenst einer neuen Bankenkrise wieder umgegangen. In vielen Segmenten dieses vielfältigen und sich schnell wandelnden Universums wirken sich die Probleme mittelgroßer US-Banken allerdings zwar auf die Stimmung aus – nicht aber auf die Fundamentaldaten.“ In ihrer Analyse heißt es außerdem: „Der schnelle Anstieg der Nominalzinsen und das MSCI World Financials abrupte Umschlagen des drei Jahrzehnte andauernden Bullenmarktes bei US-Staatsanleihen haben Banken und Finanzunternehmen in der ganzen Welt einem neuen Stresstest ausgesetzt. Die meisten hatten sich abre bereits auf das Ende der Nullzinspolitik eingestellt.“ Zugleich würden Banken und Versicherungen aber von höheren Gewinnspannen bzw. besseren Aktiv-PassivStrukturen profitieren. Kein Systemrisiko Die beiden Experten meinen weiter: „Indessen hat der Zinserhöhungszyklus im März erste Opfer gefordert – in den USA die Silicon Valley Bank und andere mittelgroße Kreditinstitute sowie in der Schweiz die Credit Suisse. Wir glauben allerdings, dass die Probleme lokalspezifisch bzw. im Falle von Credit Suisse, in der wir nicht investiert sind, einem aufgeblähten, unstimmigen Geschäftsmodell geschuldet sind. Auch wenn der Finanzsektor insbesondere bei einer Verlangsamung der globalen Wirtschaft und einer Verschlechterung der Kreditqualität durchaus Risiken unterliegt, sehen wir keine systemischen Risiken.“ Ebenfalls beruhigend: Der Stress bei mittelgroßen US-Banken sei für die Anlagechancen im globalen Finanzsektor unwesentlich. Ähnlich zuQuelle: Statista Consumer Insights Anteil der Befragten, deren hauptsächlich genutzes Konto bei folgender Bank geführt wird: Basis: mind. 2.000 Befragte (18-64 Jahre) je Land; April 2022 bis März 2023 35% 13% 10% 23% 16% 14% 13% 12% 12% Ausgabe Nr. 3/2023 – GELD-MAGAZIN . 9

„Europäische Banken dürften über ausreichend Liquidität verfügen, um größerem Stress standzuhalten.“ Dirk Becker, Portfoliomanager des Allianz Adiverba Credits: beigestellt „In Summe kann man heute nicht von einer Krise der BankenBranche sprechen.“ Bankenexperte Dominik Damm, Partner bei Deloitte Österreich 10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2023 versichtlich äußert sich Dirk Becker – er ist Portfoliomanager des Allianz Adiverba. Der Fonds investiert an den globalen Aktienmärkten vorwiegend im Segment Banken und Versicherungen. Becker: „Europäische Banken dürften über ausreichend Liquidität verfügen, um größerem Stress standzuhalten.“ Der Profi verweist auch darauf, dass nach der globalen Finanzkrise 2008 internationale Regulierungsbehörden Regeln einführten, die Banken zu einem konservativen Finanzierungs- und Liquiditätsmanagement zwangen. Die Spielregeln sind heute also strenger als noch vor 15 Jahren. Vor allem europäische Banken bezeichnet Becker heute als „solide“. Und wie sieht die Situation speziell in Österreich aus? Gute Position Gottfried Haber, Vize-Gouverneur der OeNB, fand bei der Präsentation des „Financial Stability Report“ beruhigende Worte: „Österreich befindet sich in einer Bewertung von Standard&Poor‘s in der Top-Gruppe der Banken mit den niedrigsten Risken in Europa. Die heimischen Institute verfügen über bessere Ratings und niedrigere Refinanzierungskosten als der Durchschnitt. Von den Vorfällen in den USA und der Schweiz sind heimische Banken kaum betroffen.“ Das sei aber kein Grund, sich zufrieden zurückzulehnen, denn so liege die Kernkapitalquote größerer heimischer Banken unter dem EU-Schnitt. Haber empfiehlt: „Eine nachhaltige Stärkung der Kapitalbasis, unter anderem durch Zurückhaltung bei der Gewinnausschüttung.“ Weiters wichtig sei die Sicherstellung nachhaltiger Vergabestandards bei Wohn- und Gewerbeimmobilienkrediten, Cyber-Security etc. Gegen Banken-Bashing Wobei wiederum dem Deloitte-Bankenexperten Damm zum Abschluss eines noch wichtig ist: „Banken werden regelmäßig von der Politik, Medien, Konsumentenschützern und in Österreich zuletzt auch von der Rechtsprechung an den Pranger gestellt. Motto: Die Banken sind die Bösen und an Vielem schuld! Das ist so plakativ zu kurz gefasst, Banken versuchen sicherer und besser zu werden und investieren dafür enorme Summen. Banken sind für eine funktionierende Volkswirtschaft unerlässlich und sichern viele Arbeitsplätze. Diese Botschaft geht viel zu oft unter.“ Quelle: Ökonomenpanel April 2023 Abgesagt: Gefahr einer schweren Finanzkrise Laut Umfrage des ifo Instituts erwarten 132 Volkswirtschafts-Professoren keine schwere Finanzkrise. Quelle: Ökonomenpanel April 2023 Nein Ich weiß nicht Ja 17% 74% 9% Sehen Sie die Gefahr einer schweren Finanzkrise wie in den Jahren 2007 und 2008? Europa: Starker Bankensektor Der EU wird ziemlich starke Krisenresilienz im Bankensektor attestiert, wie die ifo-Umfrage unter Ökonomen belegt. Argumente sind eine strengere Bankenaufsicht und bessere Kapitalausstattung, vor allem im Vergleich mit den Vereinigten Staaten. Inwiefern stimmen Sie der Aussage der EZB-Präsidentin Christine Lagarde zu, der Bankensektor des Eurogebiets sei widerstandsfähig und verfüge über eine starke Kapital- und Liquiditätsposition? 9% 3% 8% 21% 37% 22% Stimme eher zu Neutral Stimme zu Stimme nicht zu Weiß nicht Stimme eher nicht zu BRENNPUNKT . Bankenkrise

MARKETING-ANZEIGE DJE – ZINS & DIVIDENDE KONSEQUENT FLEXIBEL UND AUSGEWOGEN DR. JAN EHRHARDT Fondsmanager und Vorstand DJE Kapital AG Kapital erhalten – Mehrwert schaffen Wird es turbulent an den Märkten, trennt sich die Spreu vom Weizen. Der DJE – Zins & Dividende kann sein Aktienengagement auf ein Minimum beschränken, in Anleihen mit Zinserträgen investieren oder die Cash-Quote erhöhen. Aktives Management setzt auf Branchen und Unternehmen, die auch in Krisen Gewinne erzielen können. Dies ist eine Marketing-Anzeige. Bitte lesen Sie den Verkaufsprospekt des betreffenden Fonds und das PRIIPs-KID, bevor Sie eine endgültige Anlageent- scheidung treffen. Darin sind auch die ausführlichen Informationen zu Chancen und Risiken enthalten. Diese Unterlagen können in deutscher Sprache kostenlos auf www.dje.de unter dem betreffenden Fonds abgerufen werden. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte kann in deutscher Sprache kostenlos in elektronischer Form auf der Webseite unter www.dje.de/zusammenfassung-der-anlegerrechte abgerufen werden. Alle hier veröffentlichten Angaben dienen ausschließlich Ihrer Information, können sich jederzeit ändern und stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung dar.

Konkurrenzfähigkeit Teures Österreich Heimische Konjunktur: Weiter eingetrübt Stagnation. Die wirtschaftliche Stimmung in Österreich hat sich mit fortschreitendem Frühjahr eingetrübt. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im Mai auf minus 2,4 Punkte gesunken. Mit dem dritten Rückgang in Folge fällt die Messlatte auf ein Niveau, das mit jenem im Herbst vorigen Jahres vergleichbar ist. UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer kommentiert: „Mit der neuerlichen Verschlechterung signalisiert unser Konjunkturindikator für das zweite Quartal eine weiterhin schwache Wirtschaftsentwicklung in Österreich. Die seit dem zweiten Halbjahr 2022 laufende Stagnation setzt sich somit bis in den Sommer fort.“ Der Rückgang ist auf eine Verschlechterung aller Teilkomponenten zurückzuführen. Insbesondere die Stimmung in der heimischen Industrie hat sich im Mai angesichts einer starken Abschwächung der Nachfrage und notwendiger Anpassung der Produktions- und Personalkapazitäten spürbar eingetrübt. Zudem sendete auch das Exportumfeld keine positiven Impulse. Credit: Gina Sanders/stock.adobe.com Standortnachteil. Österreich liegt nicht nur bei der Teuerung im Spitzenfeld, sondern auch bei den Lohnstückkosten. Sie zeigen, wie hoch die Lohnkosten je produzierter Einheit sind und wie effizient die Arbeitskräfte agieren. Sinkt die Produktivität oder steigen die Löhne, wird die Produktion teurer und die Konkurrenzfähigkeit sinkt. Österreichs Lohnstückkosten laufen dabei vielen anderen Ländern davon, meint Agenda Austria. So haben etwa Deutschland und Italien bei den Lohnstückkosten ebenfalls zugelegt, sie liegen aber insgesamt spürbar unter Österreich. In vielen osteuropäischen Ländern steigen die Lohnkosten noch dynamischer, starten allerdings von einem niedrigeren Niveau. WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen DIE ZAHL DES MONATS 58 Prozent Mitarbeiter – verzweifelt gesucht. Laut aktuellem Austrian Business Check des KSV1870 ist mehr als die Hälfte, nämlich 58 Prozent, der österreichischen Unternehmen vom akuten Personalmangel betroffen. Gleichzeitig wirkt das auch nach innen: Hohe Zusatzbelastungen für bestehende Mitarbeiter und der Kostenfaktor werden dabei als die häufigsten Folgen angesehen. Zudem müssen Unternehmen neue Aufträge aufgrund von zu wenig Personal häufig ablehnen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, planen 20 Prozent der Betriebe, den Personalstand im Jahr 2023, trotz wirtschaftlicher Herausforderungen, zu erhöhen. Insbesondere in der Industrie ist der Bedarf hoch, wo mehr als die Hälfte der Firmen die Mitarbeiterzahl ausbauen möchte. Positiv zu vermelden ist jedenfalls: Die generelle Geschäftslage wird von den heimischen Unternehmen mehrheitlich positiv – 54 Prozent bewerten die Situation mit „sehr gut“ oder „gut“ – eingeschätzt. UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator Österreich Ausverkauf. Laut aktueller KSV1870-Hochrechnung sind im ersten Halbjahr 2023 in Österreich 2600 Unternehmen (plus 10,9 % gegenüber 2022) von einer Insolvenz betroffen. Parallel zu den aktuellen Fallzahlen haben sich auch die vorläufigen Passiva erhöht – und zwar um 26 Prozent auf 1,04 Milliarden Euro. Geschuldet ist diese Entwicklung vor allem der aktuell größten Firmenpleite des Jahres, der Insolvenz rund um die Leiner & Kika Möbelhandels GmbH, wo rund 132 Millionen Euro an Verbindlichkeiten zu Buche stehen. Apropos Verbindlichkeiten: Gutscheine von Leiner/Kika sind noch gültig, natürlich sollte man sich mit der Einlösung nicht ewig Zeit lassen. Übrigens ist der heimische Staat einer der größten Kreditgeber der Handelskette, im Zuge der Pandemie wurden Steuern in beträchtlicher Höhe gestundet. Circa 100 Millionen Euro werden kolportiert, geholfen hat‘s offensichtlich wenig. Mega-Pleite: Kika/Leiner Quelle: Statistik Austria, Wifo, UniCredit Research 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 2018 2019 2020 2021 2022 BIP (relative Veränderung zum Vorjahr in %) UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 ‘23 12 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2023

Wissen, was drin steckt COMPLIANCE TO GO! Compliance-Screening im Wirtschafts-Compass Unternehmen und Freiberufler sind durch gesetzliche Regelungen verpflichtet, die Identität ihrer Geschäftspartner zu überprüfen. Mit dem Compliance-Screening geht das nun einfach und schnell – to go! Der Screening-Report liefert kompakte Einblicke zu Firmen und Personen sowie deren Hintergründe. wirtschaftscompass.at

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht – überlappende Regelungen und weitreichende Belegpflichten nehmen Unternehmerinnen und Unternehmer in ungerechtfertigte Pflicht“, so ein kritisches Statement der österreichischen Industriellenvereinigung (IV) zum geplanten EU-Lieferkettengesetz (LKG). Es sieht vor, dass Unternehmen in der EU ab gewissen Umsatz- und Mitarbeitergrenzen die Nachhaltigkeit ihrer Lieferanten überprüfen und dokumentieren müssen. Jetzt ist es nicht so, dass heimische Wirtschaftstreibende das ablehnen. Bei der WKO heißt es auf Anfrage, sie unterstütze die Intentionen der Initiative, den internationalen Menschenrechts- und Umweltschutz durch einen kohärenten Rechtsrahmen zu verbessern. Allerdings: „Die Anforderungen an Unternehmen müssen klar, überschaubar und verhältnismäßig sein. Beim vorgelegten Text der Kommission haben wir jedoch Zweifel an der Effektivität und praktischen Umsetzbarkeit. Außerdem besteht erhebliche Rechtsunsicherheit durch vage und unbestimmte Formulierungen. Zudem dürfen die Unternehmen in diesen schweren Zeiten keinem Wettbewerbsnachteil durch unverhältnismäßige administrative Belastungen ausgesetzt werden“, erklärt die WKO. Überforderte Unternehmen? Ähnlich äußert sich der heimische Handelsverband, er unterstützt die grundsätzliche Intention des LKG. Allerdings sei der Kommissionsvorschlag über die Sorgfaltspflicht von Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit in mehrfacher Hinsicht zu weitreichend, das drohe die europäischen Unternehmen massiv zu überfordern. Kritisiert wird etwa die Sorgfaltsprüfpflicht in der gesamten Wertschöpfungskette – also für alle direkten und indirekten Geschäftspartner. Das sei „in der unternehmerischen Praxis insbesondere für mittelständische Handelsbetriebe kaum umsetzbar, da sie zu unkontrollierbaren Verpflichtungen und Risiken führen würde. Entsprechende laufende Kontrollen und regelmäßige Prüfungen vor Ort sind extrem aufwändig und kostspielig“, so der Handelsverband. Gefordert wird unter anderem die Einschränkung der Sorgfaltspflichten auf bestimmte Länder. Es sollte eine Art „Black List“ von der EU erarbeitet werden, auf der alle Staaten angeführt sind, in denen tatsächlich oder potenziell nachteilige Auswirkungen auf Menschenrechte und die Umwelt zu befürchten sind. Es wäre entscheidend, dass die jeweiligen Produktionsländer ihre VerantworBRENNPUNKT . EU-Lieferkettengesetz Gesprengte Ketten Ein neues Gesetz der EU soll die Arbeitsbedingungen von Lieferanten in Entwicklungsländern verbessern. Eine gute Idee, nur meldet die heimische Wirtschaft Bedenken ob der Umsetzung an. HARALD KOLERUS Credits: Südwind/AlexanderChitsazan; Kemedo/stock.adobe.com „Nur wenige österreichische Firmen werden vom Lieferkettengesetz betroffen sein.“ Stefan Grasgruber-Kerl, Lieferketten-Experte, Südwind „ Schokolade: So kommt der Preis zustande Wer in heimischen Supermärkten der süßen Versuchung nicht widerstehen kann, sollte Folgendes bedenken: Von dem Betrag, den wir hier berappen, kommen bei konventioneller Schokolade nur sieben Prozent bei den Produzenten an. Ein effektives Lieferkettengesetz könnte das verbessern. Quelle: Lieferkettenatlas 7% Kakaobauern 4% Behörde Anbauland 2% Zwischenhandel 8% Verarbeiter/Mühlen 35% Schokoladen-Hersteller 44% Einzelhandel 14 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2023

160 Millionen Kinder arbeiten weltweit Expertenmeinung Heimische Firmen seien laut SüdwindExperten Stefan Grasgruber-Kerl vom Lieferkettengesetz wenige betroffen, nämlich nur 0,06 Prozent. Gelten soll das Gesetz laut EU-Kommission für europäische Unternehmen sowie in der EU tätige Firmen aus Drittstaaten ab 500 Mitarbeitern und mehr als 150 Millionen Euro Umsatz. Handelt es sich um Risikobranchen, in denen das Gefahrenpotenzial für Mensch und Umwelt besonders eklatant ist – etwa Textil- und Leder – werden die Anforderungen bereits ab 250 Mitarbeitern und 40 Millionen Euro Umsatz erfüllt. Wobei sich der Experte generell eine Heruntersetzung auf die niedrigeren Werte wünscht, wofür sich auch das EU-Parlament ausgesprochen hat. Auch dann wären nur wenige heimische KMU betroffen. tung vor Ort auch wahrnehmen und die geltenden Standards sicherstellen. Soweit Meinungen des Wirtschaftsflügels aus Österreich, was sagen aber Non-Profit-Organisationen zum LKG? Meilenstein gesetzt Die österreichische – auf faire Entwicklungspolitik konzentrierte – NGO Südwind setzt sich seit langem mit der Thematik von Lieferketten auseinander. Stefan Grasgruber-Kerl, Südwind-Experte auf diesem Fachgebiet, fasst zusammen: „Die Abstimmung im EU-Parlament (am 1. Juni) ist gut ausgegangen, es gab eine klare Absage durch eine komfortable Mehrheit der Abgeordneten an die Verwässerungsversuche der Europäischen Volkspartei. Das ist eine deutliche Positionierung des Parlaments, ein Meilenstein, der gute Voraussetzungen für die Verhandlungen im bevorstehenden Trialog zwischen Parlament, EU-Kommission und Europäischem Rat schafft.“ Wann kann man nun mit der Umsetzung rechnen? Grasgruber-Kerl: „Das ist schwer zu beantworten und auch davon abhängig, wie sehr das Thema von den nächsten Ratspräsidentschaften von Spanien und Ungarn gehandhabt wird. Wir hoffen, dass die Verhandlungen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein werden. Dann folgt die Umsetzung der Direktive in die nationalen Gesetzgebungen durch die jeweiligen Parlamente. Mit dem Inkrafttreten rechne ich nicht vor 2028. Es könnte aber auch 2030 werden.“ Ob es bei den nationalen Umsetzungen dann zu Verwässerungen kommen könnte, steht noch in den Sternen, aber ein Blick zurück auf die Konfliktmineralienverordnung lässt nicht unbedingt Gutes erahnen: „Bei den Strafmaßen wurden von Staat zu Staat unterschiedliche Höhen gesetzt, in Österreich sind sie milde ausgefallen. Es ist zu befürchten, dass sich Österreich wieder für den geringstmöglichen Standard entscheiden wird. Aber das ist noch Zukunftsmusik“, so der Experte. Umwelt nicht vergessen Als Schwäche des Positionspapiers des Parlaments nennt Grasgruber-Kerl, dass der Umwelt- und Klimabereich viel zu wenig vorkomme: „In Zeiten des Green Deals ist das ein Rückschritt. Wir hoffen auf Verbesserungen im Rahmen des Trialogs.“ Kinderarbeit ist ein noch immer massives Problem rund um den Globus, oft begleitet von Niedriglöhnen und menschenunwürdigen Bedingungen. Sie ist vor allem in der Landwirtschaft weit verbreitet, weshalb das Lieferkettengesetz den Bereich Lebensmittel als „riskanten Sektor“ einstuft. Quelle: Statistisches Bundesamt, Schätzung 2020 Verteilung nach Wirtschaftszweig 70% Landwirtschaft 20% Dienstleistung 10% Industrie Produzenten in Lieferantenländern sollen Menschen- und Arbeitsrechte einhalten. Ausgabe Nr. 3/2023 – GELD-MAGAZIN . 15

BANKING . Kurzmeldungen 16 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2023 Credits: beigestellt; pixabay Sparschiene. Angesichts der hohen Inflation will heuer rund ein Drittel der heimischen Urlauber besonders auf ihr Reisebudget achten. Ertan Piskin, Zahlungsexperte der Erste Bank, gibt Tipps, wo es aufzupassen gilt: Steht zum Beispiel eine Reise in ein Land mit erhöhter Kriminalität an, sollten die Kartenlimits überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Barzahlungen können außerdem in einigen Staaten nur bis zu einer bestimmten Höhe vorgenommen werden, in Griechenland bis 500, in Italien bis 1000 Euro. Weiters wichtig: „Außerhalb des Euroraums sollte immer in Landeswährung gezahlt werden, denn Zahlungen in Euro gehen meist mit einer schlechten Kursabrechnung einher. Zahlt man in Euro-Ländern mit Debit- oder Kreditkarte, fallen hingegen keine Gebühren an“, so der Experte. Sommerurlaub: Geldtipps Durchgesetzt. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) konnte mit der Raiffeisen-Landesbank Tirol (RLB-Tirol) eine Einigung erzielen. Demnach werden Sollzinsen refundiert, sofern es bei den betroffenen Kundinnen und Kunden durch die Pandemie zu erheblichen Einkommensausfällen gekommen ist und daher die Zahlung der Kreditraten im Stundungszeitraum nicht zumutbar war. Der VKI startet dazu unter www.verbraucherrecht.at/rlb-tirol eine Sammelaktion, zu der sich Betroffene bis 12.09.2023 anmelden können. Im „2. Covid-19-Justiz-Begleitgesetz“ hatte der Gesetzgeber für den Zeitraum von 01.04.2020 bis 31.01.2021 ein entsprechendes Stundungsrecht installiert. Unklar war zunächst, ob für diesen Zeitraum Zinsen berechnet werden dürfen. Laut Entscheidung des OGH ist eine Weiterverrechnung der Sollzinsen im gesetzlichen Stundungszeitraum allerdings nicht zulässig. Corona-Nachwehen: RLB Tirol zahlt Sollzinsen Ertan Piskin, Zahlungsexperte der Erste Bank Mit Sanierung Immobilien zukunftsfit machen Um den eigenen Wohntraum zu verwirklichen, rückt auch das Thema Sanierung weiter in den Fokus. Auch aus Kosten- und Nachhaltigkeitsaspekten gewinnen Sanierungen immer mehr an Bedeutung. Oft glänzen Bestandsimmobilien mit einer guten und zentralen Lage und bieten darüber hinaus den Vorteil, dass es zu keiner weiteren Zersiedlung und zusätzlichem Flächenverbrauch kommt. Für Privatpersonen stellen insbesondere die Heizkosten bei unsanierten Immobilien eine Herausforderung dar. Neben den Kosten gewinnt das Thema CO2-Reduzierung stark an Bedeutung. Für beide Themen gibt es in Bezug auf die Sanierung in der heutigen Zeit viele Möglichkeiten, einerseits Heizkosten zu reduzieren und andererseits den mit der Heizung verbundenen CO2-Ausstoß zu senken. Die HYPO NOE Landesbank bietet hier als eine der führenden Hypothekenbanken in Österreich verschiedene Angebote, um die Umsetzung einer Sanierung optimal zu finanzieren. Unabhängig davon, ob es sich dabei um Einzelprojekte wie etwa eine Photovoltaikanlage handelt oder eine umfassende Kernsanierung geplant ist: Unsere Wohnbauexpert:innen suchen mit unseren Kunden und Kundinnen eine individuelle und maßgeschneiderte Lösung, die auch die Berücksichtigung von Förderungen mit einschließt. Durch geschickte Wahl der Sanierungsmöglichkeiten können oft mehrere positive Effekte erzielt werden. Idealerweise reduziert eine KOLUMNE . HYPO NOE Landesbank für Niederösterreich und Wien AG thermische Sanierung die Heizkosten maßgeblich und leistet zusätzlich einen wesentlichen Beitrag, um Bewohner:innen vor der sommerlichen Hitze zu schützen. Darüber hinaus steigern gut durchgeführte Sanierungen den Wert jeder Immobilie, erhöhen den Wohnkomfort und leisten zusätzlich einen Beitrag, die Heizkosten sowie den CO2-Ausstoß zu senken. www.hyponoe.at FOTO: HYPO NOE / Bollwein Dennis Hupe, Leitung Produktmanagement HYPO NOE

EINSCHALTUNG – FOTO: Roland Rudolph „Raiffeisen Wien. Meine Stadtbank“: Starker Partner für Wiener Wirtschaft Wenn es um fehlendes Eigenkapital für Unternehmensnachfolgen, Betriebsübernahmen oder Wachstumsprojekte geht, sind passende Lösungen gefragt. Das Raiffeisen Mezzaninkapital schafft hier Abhilfe. Immer wieder stehen klein- und mittelständische Betriebe vor unternehmerischen Herausforderungen, für die es an Eigenkapital fehlt. Genau für diesen Zweck wurde das Raiffeisen Mezzaninkapital ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um eine erste Maßnahme aus der Initiative „Raiffeisen Unternehmertum“, mit der Wiener KMU unterstützt werden. Details dazu schildert Bianca Donabauer, Geschäftsführerin der Raiffeisen Wien Mezzaninkapital GmbH, im ExpertsTalk. Was verbirgt sich hinter dem Raiffeisen Mezzaninkapital? Bianca Donabauer: Neben einer Fremdkapitalfinanzierung bieten wir mit dem Raiffeisen Mezzaninkapital eine flexible Finanzierungslösung für die Weiterentwicklung unserer Kundinnen und Kunden. Wir unterstützen damit Unternehmensnachfolgen und Betriebsüberbernahmen, aber auch Wachstumsprojekte von klein- und mittelständischen Unternehmen in Wien. Wie kann man sich das konkret vorstellen? Am einfachsten lässt sich das anhand eines konkreten Anwendungsfalles veranschaulichen: Nehmen wir zum Beispiel einen Tischlereibetrieb, der seine Nachfolge regeln will. Dieser hat bereits einen Mitarbeiter, der das Unternehmen übernehmen möchte. Er bringt alle Fähigkeiten dafür mit, verfügt aber nicht über genügend Eigenkapital, um den Kaufpreis aufzubringen. Hier können wir mit Mezzaninkapital unterstützen, diese Eigenkapitallücke auffüllen und dadurch die Gesamtfinanzierung ermöglichen. So wird die erfolgreiche Fortführung dieses Unternehmens gesichert. Wie funktioniert die Finanzierung mit Mezzaninkapital konkret? Das Mezzaninkapital stellt einen Teil der Eigenmittel bzw. Eigenmittelerfordernisse dar, die das Unternehmen für eine Finanzierung einbringen muss. Es wird zum Ende der Laufzeit einmalig zurückgezahlt – es besteht also keine jährliche Tilgung. Die Laufzeit beträgt fünf bis sieben Jahre, in denen individuell vereinbarte Zinsen jährlich zu bezahlen sind. Am Ende der Laufzeit kommt zusätzlich ein gewinnabhängiger Zinsbetrag hinzu. Wie profitieren Ihre Kund:innen von dieser Finanzierungsform? Wir glauben an das erfolgreiche Unternehmenswachstum unserer Kundinnen und Kunden. Beim Raiffeisen Mezzaninkapital handelt es sich um eine individuelle Finanzierungslösung, die einen eigenkapitalähnlichen Charakter hat, aber sicherstellt, dass unsere Kundinnen und Kunden ihre Unabhängigkeit nicht verlieren. Wir beraten und begleiten die Unternehmen – ohne in die Gesellschaftsstruktur einzugreifen. Die Unternehmerinnen und Unternehmer erhalten finanzielle Mittel für Unternehmensübernahmen, ohne Geschäftsanteile an uns abzugeben. Damit liefern wir ein attraktives Gesamtfinanzierungskonzept für die Realisierung von unternehmerischen Herausforderungen, für die es an Eigenkapital fehlt. www.raiffeisen-unternehmertum.at Bianca Donabauer, Geschäftsführerin der Raiffeisen Wien Mezzaninkapital GmbH Ausgabe Nr. 3/2023 – GELD-MAGAZIN . 17 EXPERTSTALK . Bianca Donabauer, Raiffeisen Wien Mezzaninkapital GmbH Innovative Finanzierungslösungen für klein- und mittelständische Betriebe im Fokus: Inflation, Zinserhöhungen, Green Deal, Energiepreise – Klein- und Mittelbetriebe stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Mit einem breiten Angebot hilft „Raiffeisen Wien. Meine Stadtbank“ dabei, die richtigen Lösungen zu finden. Immer im Fokus: betriebswirtschaftliches Sparring zur Reduktion unternehmerischer Risiken – die Berater:innen der Raiffeisen Stadtbank unterstützen von der Investitionsanfrage über Förderansuchen bis zum Projektabschluss und erarbeiten mit den Betrieben die passende Finanzierungsstruktur.

Zwar schlagen sich die Börsen gut, aber die Zeit der Selbstläufer ist wohl vorbei. Worauf soll man in der angespannten Situation (Ukraine-Krieg, Rezessionsgefahr, hohe Inflation etc.) setzen? Guter Rat ist nicht teuer, denn diesen haben ausgesuchte Privatbanken für das GELD-Magazin parat. Um die Orientierung zu erleichtern, wurden die Experten zu verschiedenen Anlageklassen (siehe Farbskala links) gefragt. Die Einschätzungen mit „positiv“, „seitwärts“, „negativ“ bzw. über- neutral- oder untergewichten werden in Form von Pfeilen grafisch dargestellt. Vorsicht dominiert Christian Nemeth von der Zürcher Kantonalbank Österreich sagt: „Insgesamt sind wir in Aktien noch leicht untergewichtet, mit einem leichten Übergewicht in Europa, während Emerging Markets und die PazifikBANKING . Privatbanken-Umfrage Exklusive Strategie Gerade in stürmischen Börsezeiten ist die Expertise von Investmentprofis gefragt. Da bieten Privatbanken eine sehr gute Adresse, das GELD-Magazin hat bei den Experten nach deren Anlagestrategie gefragt. Viele sprechen sich für Aktien aus. HARALD KOLERUS Credits: beigestellt/Archiv; PaTrixs/stock.adobe.com Region untergewichtet sind. In den USA sind wir neutral positioniert.“ Bei Bonds wurden sowohl die Anleihenquote insgesamt als auch die Laufzeiten im heurigen Jahr sukzessive angehoben: „Wir sind noch nicht ganz bei einer neutralen Positionierung angekommen, halten also noch eine kleine Cash-Reserve.“ Gold als Beimischung Schoellerbank-Chef Helmut Siegler hält bei Aktien derzeit eine neutrale Quote, Anleihen feiern hingegen ein Comeback. Zu Rohstoffen sagt er: „Gold und andere Edelmetalle unterliegen vergleichbaren Schwankungen wie Aktien, werfen jedoch keinerlei Dividendenerträge ab, weshalb diese Anlageklasse in unserer Veranlagungsstrategie nur eine nur untergeordnete Rolle spielt. Als geringfügige Krisenbeimischung kann Gold aber durchaus Sinn ergeben. Hierzu ist Legende der einzelnen Bereiche Aktien Anleihen Rohstoffe Alternative Investments 18 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2023

Eine milde Rezession ist wahrscheinlich, aber Investitionen in den Klimawandel und neue Technolgien wie Künstliche Intelligenz sorgen für Dynamik. Wir sehen die Weltwirtschaft mittelfristig noch etwas verhaltener, langfristig überdurchschnittlich dynamisch. Mittelfristig werden die Rezessionsängste aufgrund unterschiedlicher Marktsignale noch dämpfend wirken. So zeigt die inverse Zinskurve eine kommende Rezession an, deren Dauer und Stärke aktuell noch schwer einschätzbar ist. Wir gehen aktuell von einer milden Rezession aus, da verschiedene Sonderthemen als zusätzliche Impulsgeber wirken werden. Zum einen die Investitionen in den Klimawandel, aber auch neue Technologien wie Künstliche Intelligenz haben das Potenzial, die Wirtschaft über das normale Maß hinweg wachsen zu lassen. Die letzten Zahlen zeigen auch auf der Inflationsfront eine deutliche Entspannung, wenngleich das absolute Niveau nach wie vor weit von der Zielmarke der Notenbanken von zwei Prozent per anno entfernt ist. Historisch gesehen, waren die Aktienmärkte in der Phase der Zinserhöhungen und dem Halten des Zinsniveaus durchaus positiv gestimmt; volatilere Börsen erwarten wir, sobald die Zinsen seitens der Notenbanken aufgrund von Rezessionssorgen gesenkt werden. Nach solchen Korrekturen ist der Markt dann aber frei für neue Höchststände. Für Anleihen sehen wir die Zukunft sehr positiv. SONDERTHEMEN . Chance auf überdurchschnittliches Wachstum Die Börsen sind nicht billig, es ergeben sich bei Aktien aber ausgesuchte Chancen. Anleihen sind wieder im Aufwind. Auch wenn das erste Quartal in vielen Regionen besser als erwartet verlief und ein Banken-Flächenbrand abgewendet wurde, ist der konjunkturelle Ausblick herausfordernd. Aufgrund der restriktiven Geldpolitik, der hartnäckig hohen Inflation und der Verschärfung der Kreditkonditionen erwarten wir einen Wirtschaftsabschwung. Der Arbeitsmarkt ist vielerorts zwar noch robust, eignet sich aber aufgrund seines zeitlichen Nachlaufs nicht als Konjunkturindikator. Die Aktienmärkte sind im heurigen Jahr und insbesondere im Mai bereits gut gelaufen. Die Rallye wird aber nur von einer sehr kleinen Anzahl von Titeln getragen, was doch zu einer gewissen Vorsicht mahnt. Mit der erwarteten nachlassenden wirtschaftlichen Dynamik wird auch das Umfeld für die Entwicklung der Unternehmensgewinne anspruchsvoller. Generell sind die meisten Aktienbörsen im historischen Vergleich nicht sehr günstig bewertet. Regional haben wir eine Übergewichtung in Europa, die Untergewichtung von den USA wurde zuletzt neutralisiert. In den letzten Monaten wurde der Anteil der Wachstumsunternehmen nach oben genommen. Historisch betrachtet, ergeben sich für Bonds mit dem erwarteten Ende der Leitzinsanhebungen wieder interessante Perspektiven. Die Anleihenquote wurde angehoben. AUFGEWERTET . Europa und Wachstumsaktien der Kauf von Gold in Form von Münzen oder Barren anderen Angeboten jedenfalls vorzuziehen.“ Comeback der Bonds Manfred Huber, Euram Bank, erwartet, dass Fed und EZB bei den Zinserhöhungen eine Sommerpause einlegen werden: „Für Bonds bedeutet dieses Umfeld sinkende Anleiherenditen und steigende Kurse. Nach der für Bonds negativen Kursentwicklung 2022 ist für 2023 eine deutlich positive Trendwende zu erkennen. Doch Vorsicht: Das Eis, auf dem sich Anleihen bewegen, ist dünn – die Butter aufs Brot dürfte eher die Kuponzahlung als die noch zu erwartende Kurssteigerung bringen. Vor allem ist hier auf Qualität zu achten.“ Harald Holzer, Vorstandsmitglied der Kathrein Privatbank, meint: „Euro-Staatsanleihen sind wieder ein attraktives Investment in einem ausgewogenen Portfolio. Mit einer Rendite von 3,2 Prozent (Bloomberg Euro-Aggregate Treasury Index) bieten sie jetzt ein höheres Einkommen als die Dividendenrendite von Aktien.“ Ähnlich äußert sich Alexander Eberan, Steiermärkische Bank und Sparkassen: „War 2022 das schwärzeste Jahr für Anleihebesitzer seit 1789, so sehen wir diese Anlageklasse für die Zukunft sehr positiv.“ Christian Nemeth, Vorstandsvorsitzender, Zürcher Kantonalbank Österreich Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien, Steiermärkische Sparkasse Ausgabe Nr. 3/2023 – GELD-MAGAZIN . 19

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