GELD-Magazin, Nr. 2/2023

Dieser Satz wurde auf dem „European Media Summit“ von J.P. Morgan (JPM) in London fast schon wie ein Mantra wiederholt: „Bonds are back“, also „Anleihen sind zurück“. Logisch, denn das aggressive Tightening der Zentralbanken hat die Zinsen wieder steigen lassen, fixverzinsliche Anlageformen haben dadurch an Attraktivität gewonnen. Es grünt so grün Eine besondere Chance innerhalb der beinahe unendlichen Weiten des Bonds-Universums eröffnet dabei der Bereich Nachhaltigkeit: ESG-Anleihen haben weltweit im Vorjahr ein Investitions-Niveau von beinahe 800 Milliarden Dollar erreicht. Kein Rekordwert, der wurde 2021 mit über 900 Milliarden Dollar erzielt, dennoch ist diese Produktsparte äußerst wachstumsstark. Zum Vergleich: 2017 lagen ESG-Bonds noch deutlich unter der Marke von 200 Milliarden Dollar. Somit sehen wir eine Vervierfachung des Anlagevolumens in nur sechs Jahren, womit das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht ist. Im Gegenteil: „Um die Zielvorgabe der Netto-Null-Emissionen von Treibhausgasen bis 2050 zu erfüllen, werden enorme Investments von öffentlicher und privater Seite notwendig sein“, so Vincent Juvyns, Global Market Strategist bei JPM. Prognosen gehen davon aus, dass 2030 global gesehen weit über vier Billionen Dollar in saubere Energieformen und Energieeffizienz veranlagt sein werden; 2015 war es „nur“ eine Milliarde. Klimawandel: „Jetzt und hier“ Aber ESG spielt natürlich nicht nur bei Anleihen, sondern in praktisch allen wirtschaftlichen und sozialen Bereichen eine entscheidende Rolle. JPM-Nachhaltigkeitsexpertin Jennifer Wu sagte zum Thema: „Viele Menschen dachten, oder denken noch immer so, dass der Klimawandel ein Problem ist, das weit in der Zukunft liegt. Oder nur exotische Inselstaaten betrifft. Die globale Erwärmung ist aber mittlerweile deutlich spürbar geworden – auch in unseren Breiten. Überflutungen, Extremwetter, ausbleibender Schneefall etc. führen dazu, dass die Realität akzeptiert wird: Der Klimawandel findet hier und jetzt statt!“ Investoren müssten nun lernen, die damit verbundenen Risiken zu verstehen, und begreifen, dass die Adaption an die Erderwärmung genauso wichtig ist, wie die Reduktion des CO2-Ausstoßes. Hier sind laut Wu „Kreuzlösungen“ gefragt: Etwa die Aufforstung, denn Wälder bieten nicht nur Schutz für Böden, sondern speichern auch CO2. Die Expertin findet drastische Worte: „Wir müssen uns auf Desaster durch Naturkatastrophen vorbereiten, und MÄRKTE & FONDS . Investmentausblick Bonds are back Anleihen sind wieder im Kommen. Auch bei Aktien gibt es interessante Chancen, hier muss man aber noch mehr Vorsicht walten lassen als früher. So das Fazit der Investmenttagung von J.P. Morgan in London Ende März. HARALD KOLERUS Credits: Vivian Birch Photography; beigestellt Eurozone und USA sollten heuer auf Sicht des Gesamtjahres nicht in die Rezession stürzen. Für China wird 2023 das größte Wachstum prognostiziert. BIP-Wachstum: China führt Quelle: Bloomberg, J.P.Morgan, Forecasts von Bloomberg contributor composite. 2022 2023 1% 2% 3% 4% 5% 6% -1% UK Eurozone USA Japan China 0% 22 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 2/2023 „Wir müssen auf Naturkatastrophen vorbereitet sein und versuchen, den Schaden zu minimieren.“ Jennifer Wu, Global Head of Sustainable Investing bei JPM „Mit dem Inflation Reduction Act wurde eine große Ära für InfrastrukturInvestments eingeläutet.“ Fiona Harris, Investment Specialist bei JPM

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