GELD-Magazin, November 2022

Laut Infina Kredit Index, einer Kreditmarktstichprobe aus 12 regionalen und überregionalen Kreditinstituten, verteuerten sich von Jahresbeginn bis Ende September 2022 die durchschnittlichen Nominalzinsen für eine zehnjährige Fixzinsbindung von 1,168 auf 3,98 Prozent. Variabel verzinste Kredite (Referenzzins Dreimonats-Euribor) wurden im gleichen Zeitraum um 174,9 Basispunkte teurer und kosten nun im Schnitt 2,335 Prozent p.a. Anlegerwohnungen verlieren an Potenzial Doch die Mietrenditen selbst für Anlegerwohnungen in Graz liegen bereits unter drei Prozent. Dazu Stefan Koller, Geschäftsführer der auf Anlageimmobilien spezialisierten PERICON GmbH: „Ich persönlich gehe davon aus, dass die typische, kreditfinanzierte Vorsorgewohnung mit 25.000 Euro Eigenmittel und 200 Euro pro Monat Zuzahlung zukünftig nicht mehr umsetzbar ist. Bei weiterhin ähnlich hohen Gesamtkosten lässt sich das aufgrund des hohen Zinsniveaus nicht mehr darstellen. Achtung: Gerade jetzt sollte man auf eine ordentliche und vorsichtig ausgerichtete Prognoserechnung achten. Anbieter können hier mit den Zukunftsprognosen teilweise schon sehr kreativ und optimistisch werden, um ihre Projekte zu platzieren – das kann aber nach hinten losgehen für Anleger, so sich die Mieten doch nicht so positiv entwickeln, wovon man bei der aktuellen Marktlage fast ausgehen sollte. Die extrem hohen Energie- bzw. Betriebskosten dämpfen das Potenzial für hohe Indexsteigerungen der Hauptmieten in naher Zukunft“. Hingegen bleiben Anleger mit viel Eigenmitteln und hohem Sicherheitsbedürfnis, die werthaltig und inflationsgeschützt investieren wollen, weiterhin auf der Käuferseite. Massiv abnehmende Leistbarkeit Käufer von Eigenheimen und Eigentumswohnungen sind neben den hohen Zinsen seit August mit den neuen Immobilienkreditvergaberichtlinien der KIM V-Verordnung konfrontiert: Die größten Hürden: Eine maximale Beleihungsquote von 90 Prozent des Immobilienmarktwertes und eine maximale Schuldendienstquote von 40 Prozent des Nettoeinkommens zuzüglich Transferzahlungen. Früher reichte es in manchen Fällen bereits, wenn der Kunde die Nebenkosten des Immobilienkaufs aufbringen konnte. Der Kaufpreis wurde dann zur Gänze fremdfinanziert. Hinzukommt noch die Preisexplosion am Immobilienmarkt. Laut dem von der OeNB veröffentlichten Wohnimmobilienpreisindex steigen in Österreich die Wohn-Immobilienpreise seit dem vierten IMMOBILIEN . Preiskorrekturen Immobilienmarkt im Umbruch Am heimischen Immobilienmarkt herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Noch sind größere Einbrüche ausgeblieben, doch die Vorboten einer Preiskorrektur mehren sich. Das bestätigen diverse Immobilienexperten. MICHAEL KORDOVSKY Credits: beigestellt/sReal; Archiv; M. Kordovsky „Die hohen Quadratmeterpreise werden sich vor allem in Ballungsräumen und speziell rund um Innsbruck weiter halten und eventuell noch weiter anziehen.“ Lorenz Sigl, Immobilientreuhänder der s Real in Innsbruck Tirol ist und bleibt ein teures Pflaster „Die aktuelle Zinswende sowie die Verschärfung der Kreditvergabe machen sich, in Abhängigkeit der objektspezifischen Details, bei der Nachfragesituation bemerkbar. Für potenzielle Käufer wird es zunehmend schwieriger, eine Wohnbaufinanzierung zu erhalten, was zu einem Rückgang der Nachfrage beiträgt. Dies führt dazu, dass nicht jede Immobilie zu jedem „überspitzten“ Preis einen Käufer finden wird. Die Auswahl der richtigen Immobilie sowie des richtigen und marktgerechten Preises wird eine der Herausforderungen der nächsten Monate“, erklärt Lorenz Sigl, Immobilientreuhänder der s Real in Innsbruck, der die Charakteristik des Tiroler Häusermarktes skizziert: „Tirol ist aufgrund seiner topografischen Lage ein hochpreisiger Standort und dies wird er auch in Zukunft bleiben. Die hohen Quadratmeterpreise werden sich vor allem in Ballungsräumen und speziell rund um Innsbruck weiter halten und eventuell noch weiter anziehen“. Allerdings führen aktuelle Rahmenbedingungen (Zinsanstiege und KIM-V) zu einer Dämpfung der Preisdynamik. „In weniger stark frequentierten Lagen kann von einer Stagnation oder einem leichten Rückgang der Kaufpreise ausgegangen werden“, so Sigl. 62 . GELD-MAGAZIN – November 2022

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