GELD-Magazin, November 2022

Das EU-weite Aus für Autos mit Verbrennungsmotoren ab 2035 ist nun amtlich. Bis 2030 müssen die jährlichen Emissionen neuer Fahrzeuge um 55 Prozent niedriger sein als 2021. Experten sehen primär batteriebetriebene E-Autos als plausible Lösung, während Brennstoffzellen sich vor allem auf diverse Nutzfahrzeuge beschränken sollten. Allerdings wird grüner Wasserstoff als Erdgas-Ersatz in der Industrie und auch zur dezentralen Stromerzeugung benötigt. Beides erfordert saubere Elektrizität. Photovoltaik, Windkraft, Geothermie und Wasserkraft gewinnen an Bedeutung. Und die Abhängigkeit von sauberem Strom wird nochmals an Bedeutung gewinnen, bedenkt man das verbindliche EU-Klimaziel des Europäischen Klimaschutzgesetzes, wonach die NettoTreibhausgasemissionen (d.h. die Emissionen nach Abzug des Abbaus) bis 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden sollen. Die politische Intention des europäischen „Green Deal“, nämlich Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, ist seit 24. Juni 2021 gesetzlich festgeschrieben. Doch, ob Solarstrom und Windkraft den riesigen Ökostrombedarf abdecken können, ist fraglich. Auch gewisse Batterie-Materialien, wie zum Beispiel Lithium, könnten knapp werden. Auf der Energieversorgungsseite gibt es bereits einen Kompromiss, der so manche Umweltschützer abschreckt, denn: Das EU-Parlament hat ein Veto zur EU-Taxonomie abgelehnt und damit der Einstufung von Investitionen in Atomkraft und Erdgas als „nachhaltig“ den Weg geebnet. Herausforderungen von Investments in die Energiewende Von der Anlageseite her wäre das Nachfragepotenzial nach Investments in Unternehmen, die aktiv zur Energiewende beitragen ein Vielfaches größer als die gesamte Marktkapitalisierung dieser Gruppe. Diverse reine Ökostromfirmen oder Hersteller von Solarzellen oder Windturbinen sind aber derzeit fundamental nicht immer in dem tollen Zustand, den man sich für Wachstumswerte erwartet. Hingegen große Konzerne mit grünem Strom-Standbein erwirtschaften damit häufig nur einen kleinen Umsatzanteil, während Geld primär mit anderen Produkten verdient wird. Doch Indizes, die bestimmten ETFs als Benchmark dienen, und auch aktiv gemanagte Ökofonds mit Schwerpunkt „Alternative Energie“ behelfen sich zur Performance-Stütze und Diversifikation häufig mit Investments in Firmen des IT-Bereichs oder gar Mischkonzernen mit Fokus auf den Industriemarkt, sofern sie einen gewissen Bezug zur Energiewende haben. Momentumsbeschleunigung durch Geldzuflüsse Folgende Entwicklung ist der Performance von Fonds/ETFs mit Schwerpunkt neuer Energie dienlich: Das weltweite Volumen des nach ESG-Kriterien verwalteten Vermögens steigt zweistellig, laut Global Sustainable Investment Association von 22,9 Billionen Dollar im Jahr 2016 auf 35,3 Billionen im Jahr 2020 bzw. auf 36 Prozent des weltweit professionell verwalteten Vermögens. Hält die Dynamik an, wird das ESG-AssetMÄRKTE & FONDS . Grüne Energie Investieren in die Energiewende Veranlagungen in eine ökologisch saubere Energieversorgung haben ihre Tücken. Das GELD-Magazin zeigt, worauf bei grünen Energie-Investments zu achten ist und formuliert einen pragmatischen Aktien-Selektionsansatz. MICHAEL KORDOVSKY Credit: lassedesignen/stock.adobe.com Die neue Mobilität in Zahlen: Laut Global EV Outlook 2022 der International Energy Agency (IEA) lag der globale E-Auto-Marktanteil (Batterie-E-Autos und Plug-In-Hybride) im Jahr 2021 bei neun Prozent. Von 2021 bis 2030 sollte weltweit der Absatz an Batterie-E-Autos von 4,7 Millionen auf 22 Millionen steigen (STEPS-Szenario, Quelle: IEA). Für Europa hat der Marktanalyst Dataforce die geplanten Verbrenner-Ausstiege der Automobilhersteller betrachtet. Ergebnis: Der Marktanteil von E-Autos sollte von 2027 bis 2030 von 21 auf 56 Prozent steigen und 2035 mindestens 80 Prozent erreichen. Engpassfaktoren könnten die Batterierohstoffe Lithium, Kobalt und Nickel sowie die Ladeinfrastruktur werden. Der globale Strombedarf sollte laut dem moderateren STEPS-Szenario der IEA für E-Autos und Plug-InHybride von 2021 bis 2030 bereits von 31.400 GWh auf 440.000 GWh ansteigen. Das wären rund 46 Prozent des Primärenergieverbrauchs der Niederlande im Jahr 2021 (Basis: Zahlen von „Our World In Data“). 30 . GELD-MAGAZIN – November 2022

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