GELD-Magazin, Oktober 2022

Inflation und der Mythos Gold Gold diente schon immer in Zeiten grassierender Inflations- und Rezessionsängste als gute Investitionsalternative. Gilt das noch immer? Über den Mythos Gold, die Chancen und Risiken von Goldinvestments. Hohe Inflation im Euroraum und explodierende Energiekosten führen zurzeit zu einem Kaufkraftverlust, der nicht nur Erspartes, sondern auch die Renditen in vielen Anlageklassen gefährdet: Sollte das den Goldpreis nicht beflügeln statt ausbremsen? Die Entwicklung des Goldpreises findet in der allgemeinen Wahrnehmung in US-Dollar statt, da die amerikanischen Terminmärkte rein volumenmäßig den Goldhandel dominieren. US-Anleger mögen zurzeit von Gold enttäuscht ein, denn das Edelmetall hat seit Jahresbeginn mehr als 5 Prozent an Wert eingebüßt. Anleger in der Eurozone haben keinen Grund zur Enttäuschung, denn hier wird in der Gemeinschaftswährung abgerechnet, und in Euro hat Gold bis Mitte September 2022 rund 7,5 Prozent zugelegt. Anderes Beispiel: Wer zu Beginn der Corona-Pandemie im Februar 2020 in Gold in Euro investierte, hat sogar ein Plus von 17,5 Prozent gemacht. Ist Gold ein guter Inflations- und Krisenschutz? Langfristig hat sich Gold als zuverlässiger Wertspeicher bewährt. Das gilt jedoch nicht unbedingt kurz- oder auch mittelfristig: So hat das Edelmetall in der Zeit der beiden Ölkrisen in den USA von 1973 bis 1979 bei einer Inflation von 8,8 Prozent ein durchschnittliches Plus von 35 Prozent p.a. gemacht. Von 1980 bis 1984 jedoch hat bei einer Inflation von 6,5 Prozent Gold durchschnittlich zehn Prozent p.a. verloren. Der Goldpreis ist vor allem auf kurze Sicht von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, deutlich mehr als etwa der Kurs einer Aktie. Neben der Leitzinsentwicklung sind dies z.B. der US-Dollar, Entwicklungen am Aktienmarkt, Verhalten von GoldGroßanlegern, unerwartete, d.h. noch nicht eingepreiste geopolitische oder wirtschaftliche Ereignisse und nicht zuletzt die Einkommensentwicklung privater Haushalte. Die gemessene Korrelation von Gold zu Inflation ist eher schwach. Was bleibt dann vom Mythos Gold? Ganz sicher die Dauerhaftigkeit und Universalität des Edelmetalls: Seit mindestens 6.500 Jahren wertschätzen Menschen nachweislich Gold. Die 560 v. Chr. eingeführte erste standardisierte Münzwährung war natürlich aus Gold, und der Goldstandard sowie sein Nachfolgesystem Bretton Woods, strukturierten und stabilisierten die Weltwährungsordnung von 1870 bis 1973. Warum sollte man heute Gold ins Portfolio aufnehmen? Das Edelmetall eignet sich hervorragend zur strategischen Diversifikation des Anlegerportfolios. Mehr noch: Eine Beimischung von fünf bis zehn Prozent wirkt portfoliostabilisierend und kann die risikobereinigte Rendite des Gesamtportfolios signifikant verbessern, wie Langzeitstudien, z.B. der Unternehmensberatung Mercer Deutschland und des World Gold Council, belegen. Der Grund hierfür liegt in der speziellen Beziehung von Gold zu anderen Anlageklassen: Die in ruhigen Zeiten weitgehend neutrale Korrelation von Aktien und Anleihen zu Gold wird in wirtschaftlichen Krisenzeiten negativ. Was ist bei einer Investition in Gold zu beachten? Langfristig denken und auf Kosteneffizienz achten! Gold wirft weder Zinsen noch eine Dividende ab, und direkter physischer Handel sowie Aufbewahrung sind relativ teuer. Einen Kostenvorteil gegenüber dem direkten physischen Kauf gibt es jedoch beim Kauf über die Börse: Die Handelskosten sind häufig niedriger. Wer Gold nicht unbedingt physisch besitzen muss, fährt mit sogenannten börsengehandelten Rohstoffen (ETCs) wie Xetra-Gold® deutlich günstiger, aber genauso sicher. www.xetra-gold.com Dr. Michael König, Geschäftsführer der Deutsche Börse Commodities GmbH EXPERTSTALK . Michael König, Deutsche Börse Commodities Oktober 2022 – GELD-MAGAZIN . 25 FOTO: beigestellt Zur Person Dr. Michael König, Clearstream Banking AG, verfügt über 15 Jahre Marketing-, Kommunikations- und Vertriebserfahrung im Kassamarkt der Gruppe Deutsche Börse. Er verantwortet derzeit bei Clearstream Banking Frankfurt die Kundenbeziehungen im deutschen Markt. Bevor er zur Deutsche Börse AG wechselte, war er bei der Dresdner Bank in Frankfurt beschäftigt.

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