GELD-Magazin, Oktober 2022

Das renommierte Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ titelte im August: „Hier ruhen unsere Klimaziele“, mit dem leicht depressiven Coverbild eines verwelkten Trauerkranzes. Tenor: Der Kampf gegen die Erderwärmung erfolgt zu spät und zu zögerlich. Tatsächlich ist die Lage alles andere als rosig, wie etwa BOKUProfessor Reinhard Steuerer im Gespräch mit dem GELD-Magazin bestätigt (siehe Exklusiv-Interview ab Seite 8). Ihm und anderen Klima-Experten zufolge können wir uns vom Pariser 1,5-Grad-Ziel verabschieden. USA: 370 Milliarden für das Klima Allerdings ist noch nicht alles verloren, das Schlimmste wäre jetzt, die Hände in den Schoß zu legen. Das Klima steht an der Kippe, was auch die Politik erkannt hat und mit noch nie dagewesenen Hilfspaketen entgegensteuert. Werfen wir dazu zunächst einen Blick über den „großen Teich“: US-Präsident Joe Biden hat (nach langen innenpolitischen Kämpfen) im vergangenen August seine Unterschrift unter den „Inflation Reduction Act“ gesetzt und damit das größte Klimaschutzpaket in der Geschichte der Vereinigten Staaten auf den Weg gebracht. Im Rahmen des neuen Gesetzes stecken die USA in der nächsten Dekade rund 370 Milliarden Dollar in den Klimaschutz. Das Ziel bis 2030 lautet: Reduktion der CO2-Emissionen um 40 Prozent gegenüber 2005. Gerhard Wagner, Portfolio Manager und Nachhaltigkeits-Experte bei Swisscanto, hat dazu Details parat: „Der ‚Inflation Reduction Act‘ ist ein umfangreiches Paket, bei dem drei Aspekte hervorzuheben sind. Erstens wirkt die Förderung des Klimaschutzes via sinkende Preise für erneuerbare Energieträger mittelfristig deflationär. Das ist zumindest die Sichtweise der US-Demokraten. Zweitens setzen die USA beim Klimaschutz vor allem auf finanzielle Anreize, zum Beispiel in Form von Steuergutschriften. Europa indes forciert das Marktinstrument der CO2Bepreisung. Und drittens wird grüner Wasserstoff in den USA aufgrund sehr großzügiger Förderungen aller Voraussicht nach günstiger sein als der so genannte blaue oder (nicht umweltfreundliche) graue Wasserstoff.“ Chancen für Anleger Wagner wirft auch einen Blick auf Auswirkungen für Investoren: „Steuergutschriften durch den Staat sind zum Teil ineffizient und führen dazu, dass einzelne Technologien großzügiger gefördert werden als andere. Dies wird sich unmittelbar auf die Profitabilität einzelner Unternehmen auswirken. Für Anleger offenbart sich hier eine BRENNPUNKT . Energiewende Das Billionen-Ding Europa und die USA investieren immense Summen in den Kampf gegen den Klimawandel, was auch interessante Anlagechancen eröffnet. In trockenen Tüchern ist die grüne Energiewende damit aber leider noch lange nicht. HARALD KOLERUS Credit: NASA/Bill Ingalls Energiewende: Erforderliche Investitionen Die Grafik vergleicht die für die Energiewende in Europa benötigten Investitionen mit dem IstZustand. Fazit: Es besteht erheblicher Nachholbedarf, um die Erzeugung alternativer Energie zu pushen und die Gas-Abhängigkeit abzuschütteln. Quelle: Schroder, BNE 100 200 300 400 500 600 Erforderliche jährliche Investitionen bis 2050 700 800 900 Aktuelle jährliche- Investitionen Erzeugung sauberer Energie Übertragung und Verteilung Batterien und Speicherung Energieeffizienz Saubere Mobilität 0 14 . GELD-MAGAZIN – Oktober 2022 in Mrd. US-Dollar „Eines der bedeutendsten Gesetze in unserer Geschichte“ Joe Biden zum MilliardenPaket für Investitionen in Klimaschutz und Soziales

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=