GELD-Magazin, September 2022

Anleihen haben dieses Jahr ihre Rolle als positiver Diversifikationsbaustein in einem ausbalancierten Portfolio nicht spielen können, im Gegenteil. Viele festverzinsliche Papiere bescherten den Anlegern zweistellige Verluste. Der Hintergrund ist offenkundig: Die hohe und anhaltend weiter steigende Inflation brachte das Narrativ von den nur vorübergehend hohen Preisen zum Einsturz, Rezessionsängste kamen auf und das Stagflationsgespenst machte seine Runde. Nicht nur die Anleihekurse fielen, auch die Spreads (Risikoaufschläge) erweiterten sich und wurden immer größer. So gerieten Anleger gleich in eine doppelte Falle: Steigende Renditen und sich ausweitende Spreads bedeuteten umso stärker sinkende Kurse, vor allem bei High Yield (HY)-Unternehmensanleihen, bei denen die Kreditqualität plötzlich in Zweifel gezogen wurde. In einer Phase langsamer expandierenden Wachstums oder gar einer Rezession können die Fondsmanager die Duration (Zinssensitivität einer Anleihe) wieder hochfahren. Die eineMillion-Dollar-Frage nun ist, ob die US-Notenbank im Fall einer Rezession die Zinsen wieder ebenso rasch senken würde, wie sie diese in diesem Jahr angehoben hat, oder ob ihr angesichts einer hartnäckig hohen Inflation die Hände gebunden sind. Endlich gibt es wieder Zinsen Das Positive daran: Die teils starken Renditeanstiege haben einige Segmente des Anleihemarktes wieder attraktiver gemacht. Manche Segmente sind jedoch attraktiver als andere. „Europäische Investment Grade (IG) Kreditspreads (= Risikoaufschläge bei Unternehmensanleihen) sind relativ betrachtet auf der günstigeren Seite gegenüber dem jeweiligen Index, HY-Spreads jedoch eher auf der teuren Seite, besonders wenn man bedenkt, dass diese Zinsaufschläge sensitiver für höhere Zinsen und geringeres Wachstum sind. Bei den Staatsanleihen sind die Renditen absolut gesehen immer noch niedrig“, erklärt Ryan Staszewski, Fondsmanager des Threadneedle (Lux) European Strategic Bond Fund. Derzeit gibt es bei IG Corporates in Europa rund 2,5 Prozent zu verdienen, im HY-Segment rund sechs Prozent, während der Threadneedle-Fonds eine Rendite von rund 3,5 Prozent bietet. Diese Yields sind mehr als doppelt so hoch wie zu Jahresbeginn. Damit ist das Renditeelement bei Euro-Anleihen wieder um einiges überzeugender als noch vor wenigen Monaten. Was TIPS (Treasury Inflation Protected Securities) anbelangt, so hat der Fonds aus Bewertungsgründen keine Position. Auch Daniel Ivascyn, Group CIO bei PIMCO und mitverantwortlich für den PIMCO GIS Income, MÄRKTE & FONDS . Anleihen Fixe Zinsen wieder attraktiv Die Performance des Anleihemarktes im ersten Halbjahr war so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Mit simplen zehnjährigen Staatsanleihen guter Qualität konnten Anleger bis zu 15 Prozent ihres Kapitals verlieren. WOLFGANG REGNER Nach einem starken Anstieg sinken die Renditekurven der Anleihen wieder. Credits: beigestellt; Archiv: James Thew/stock.adobe.com 34 . GELD-MAGAZIN – September 2022

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