GELD-Magazin, September 2022

Ein Blick in die heimischen Supermarktregale genügt: Sie sind zwar prall gefüllt, die Preise für Lebensmittel schießen aber durch die Decke. Der möglicherweise subjektive Eindruck täuscht nicht, sondern wird von offiziellen Statistiken untermauert. Der im August veröffentlichte EU-Preisindex zeichnet folgendes unerfreuliches Bild: Die Preise aller landwirtschaftlichen Produkte liegen deutlich über dem Vorjahr, der Index für Lebensmittel ist um 11,9 Prozent zum Vorjahr gestiegen. Es geht aber noch teurer: Bei Schweinefleisch setzt es ein Plus von 15,3 Prozent, bei Rindfleisch und Hühnchen sind es jeweils rund 26 Prozent mehr. Krieg treibt Preise Die Ursache für die Preislawine liegt klar auf der Hand: Der Krieg gegen die Ukraine sorgt für hohe Energiekosten, die wiederum Produktion und Transport für Lebensmittel verteuern. Und natürlich sind Russland und vor allem die Ukraine wichtige Lieferanten von Agrarrohstoffen, so zeichnen die beiden Länder gemeinsam zum Beispiel für rund 29 Prozent der weltweiten Weizenexporte verantwortlich. Der Krieg hat nun die Kornkammer Europas hart getroffen. Ernten können nicht eingefahren werden, die Exporte schwächeln. Auch wenn einzelne Transportschiffe die Häfen verlassen dürfen, bleibt die Versorgungslage unsicher. Das GELD-Magazin sprach zu der Problematik mit Gudrun Glocker, Südwind-Expertin für Lebensmittel- und Ernährungsfragen. Südwind ist ein österreichischer Verein für Entwicklungspolitik und globale Gerechtigkeit. Glocker: „In der Ukraine herrscht auch die Schwierigkeit, Felder zu bestellen, weil kriegsbedingt der Treibstoff für landwirtschaftliche Maschinen fehlt. Außerdem sind die Agrarflächen zum Teil vermint.“ Seit Beginn des Krieges gegen ihr Land sollen schon 20 Landwirte durch den Konflikt bei ihrer Arbeit ums Leben gekommen sein. Der Süden leidet Solche Meldungen relativieren natürlich die Sorgen beim Einkaufen in unseren Breiten: In der EU und Österreich schlagen sich Ukraine-Krieg und Energiekrise dramatisch in höheren Nahrungsmittel-Preisen nieder; ohne das Problem klein reden zu wollen, haben reiche Staaten aber die Möglichkeit, etwa mit Transferleistungen, gegenzusteuern. Eine Hungersnot droht in Österreich nicht. Das sieht im Süden unseres Planeten anders aus, wo die Möglichkeiten sozialer staatlicher Unterstützung ohnedies dünn gesät sind. Glocker meint dazu: „Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine treffen BRENNPUNKT . Nahrungsmittel-Krise Wenn der Teller leer bleibt Die Preise für Lebensmittel schießen durch die Decke: Was in reichen Ländern empfindlich in der Geldbörse schmerzt, führt im globalen Süden zu einer existenzbedrohenden Krise. Eine neue Hungersnot droht. HARALD KOLERUS In der Ukraine bleiben Ernten aus, das verschärft die Ernährungskrise weltweit. Credit: Miha Creative/stock.adobe.com 18 . GELD-MAGAZIN – September 2022

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