GELD-Magazin, Juni 2022

EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt Der Ukraine-Krieg als möglicher Game-Changer der Energiewende Die dominante Stellung Russlands als Erdöl- und Erdgaslieferant könnte durch den Konflikt in der Ukraine ins Wanken geraten, wenn dieser Anlass die Umstellung auf Erneuerbare Energien vorantreibt. Russland zählt weltweit zu den größten Lieferanten fossiler Energien. 70 Prozent der russischen Gasex- porte gehen nach Europa. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine fällt in eine entscheidende Phase im Kampf gegen den Klimawandel. Im jüngsten IPCC- Bericht steht, dass die CO 2 -Emissionen spätestens im Jahr 2025 ihren Höhepunkt erreicht haben müs- sen, um die Pariser Klimaziele von 1,5 Grad zu errei- chen. Regierungen und Unternehmen müssten jetzt radikal handeln und Dekarbonisierungs-Maßnah- men forcieren, um dieses ambitionierte Ziel noch zu erreichen. Weshalb wird die Krise mit Russland nicht als Anlass genommen, so rasch wie möglich auf Er- neuerbare Energien umzustellen? Könnte man dann nicht die Umsetzung der Pariser Klimaziele zeitnäher erreichen? Wenn es um die Dekarbonisierung geht, tobt eine hochpolitische Debatte, denn am Ende steht immer die Frage nach der Finanzierbarkeit. Die Regierun- gen müssen einerseits stringent die Klimaziele ver- folgen, stehen jedoch auch in der Verantwortung, die Energieversorgung zu erschwinglichen Preisen zu sichern. Einige Länder überlegen nun, russische fossile Brennstoffe durch Äquivalente aus anderen Ländern zu ersetzen. Sogar die Wiederaufnahme von alten Kohlekraftwerken oder Fracking wird in jüngster Zeit wieder diskutiert: aus Umweltsicht ein herber Rückschlag. Aber gesetzt den Fall, die EU würde sofort ein- heitlich und geschlossen alle fossilen Brennstoffe abschaffen, wäre das im Hinblick auf die Klima- ziele bereits ausreichend? Die EU ist nur für zehn Prozent der weltweiten Emis- sionen verantwortlich – Tendenz fallend. Ob der Krieg einen signifikanten Einfluss auf die globale Energiewende hat, hängt von der Reaktion der welt- weit größten Verursacher von Emissionen, den USA, China und Indien ab. Hier erhalten wir sehr unter- schiedliche Botschaften. Sowohl China als auch In- dien sind sogar bestrebt, ihre Energiebeziehungen zu Russland weiter auszubauen. Der Krieg hat leider nichts an unserer langfristigen Einschätzung geän- dert, dass die Welt die Temperaturziele des Pariser Abkommens höchstwahrscheinlich immer noch überschreiten wird. Welche europäischen Länder sind vorrangig auf Russlands Energielieferungen angewiesen? Die Abhängigkeit der einzelnen Länder Europas von russischem Gas ist sehr heterogen. Das liegt unter anderem am jeweils vorherrschenden Energiemix. Spanien und Portugal beziehen gar kein Erdgas aus Russland. UK nur etwa fünf Prozent. Auch Frank- reich, Holland oder Belgien sind mit jeweils unter zehn Prozent relativ wenig abhängig. Wo wir wieder beim Energiemix wären. In Frankreich stammen aber auch 70 Prozent der Stromerzeugung aus Atomkraft und viele Franzosen heizen auch mit Strom. Die von russischem Gas abhängigsten Länder sind Bulgarien (100 %), Polen (80 %), Ungarn, Slo- wenien, Slowakei und Österreich (jeweils ca. 60 %) und Deutschland (50 %). Was bedeutet das für die Anleger und welche Invest- mentmöglichkeiten gibt es? Nachhaltig orientierte Anleger, die neben einer at- traktiven Rendite einen positiven Beitrag für Um- welt und Gesellschaft erzielen möchten, sollten sich die sogenannten Artikel-9-Fonds gemäß der Offenle- gungsverordnung (SFDR) näher anschauen. Das sind Fonds, die sich zu einem konkreten, nachhaltig- keitsbezogenen Anlageziel verpflichtet haben. Bei abrdn bieten wir Ihnen dazu je nach persönlicher Präferenz diverse Strategien aus den Bereichen Kli- ma, Umwelt und Impact (SDGs) an. www.abrdn.com Pascale-Céline Cadix, CESGA®, Director Business Development, ESG & Su- stainability Specialist Juni 2022 – GELD-MAGAZIN . 35 EXPERTSTALK . Pascale-Céline Cadix, abrdn Investments Deutschland AG

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