GELD-Magazin, Juni 2022

V ariabel verzinste Wohnbaukredite haben sich von den Margen (Auf- schlägen) der Banken her nicht verteuert. Der Drei-Monats-Euribor, der als Basis für die variabel verzinsten Kredite in Österreich gilt, hat sich im Jahresverlauf vom Tiefstwert am 03.01.2022 iHv. -0,57 Prozent auf einen aktuellen Wert (20.05.) von ca. -0,35 % erhöht. Variabel verzinste Kredite wurden um ca. 22 Basispunkte teurer. „Im Fixzinsbereich hingegen haben sich die Swap-Sätze, welche als Basis für die Vergabe von Fixzinskrediten gelten, viel stärker erhöht als die variablen Zinsen. Zu Beginn des Jahres 2022 lagen die 15-jäh- rigen und 20-jährigen Swapsätze bei 0,49 und 0,54 Prozent. Der 15-jährige Swapsatz ist sodann von ca. 0,49 auf 1,79 Prozent und der 20-jährige Swapsatz von 0,54 auf 1,72 Prozent jeweils per 21.05.2022 gestie- gen. Die Zinssatzerhöhung seit Jahresbe- ginn beträgt im Fixzinsbereich mittlerweile 1,18 bis 1,30 Prozentpunkte“, erklärt Harald Draxl, Geschäftsführer des Finanzie- rungsberatungsunternehmens Infina. Fixzinsbindungen und lange Laufzeiten Wer beispielsweise als Jungfamilie erstmals einen Kredit aufnimmt, bekommt von zahl- reichen Banken den Fixzinskredit als „Stan- dardempfehlung“, gefolgt vom Splitting des Kreditbetrags in fix und variabel verzinste Hälften. Als naheliegendes Instrumentari- um stehen zur Absicherung langjährige Fix- zinsbindungen zur Verfügung, wobei es ab 20 Jahren Bindungsdauer wegen einer in- versen Zinskurve zunehmend günstiger wird. Und Draxl rät: „Bei längerfristigen Fix­ zinskrediten ist derzeit der Weg zu den Bau- sparkassen der meist bessere als jener zu den Banken. Die Bausparkassen können sich über deren Einlagen derzeit besser refi- nanzieren als Banken und sind daher bei BANKING . Wohnbaufinanzierungen Kreditverteuerung, was nun? Seit Jahresanfang haben sich neue Immobilienkredite teils spürbar verteuert. Wie sollen sich Neukreditnehmer verhalten? Wo gibt es noch günstige Wohnkredite und passende Zinsabsicherungen? Das GELD-Magazin erörtert diese Fragestellungen. MICHAEL KORDOVSKY Credit: Archiv „Bei längerfristigen Fixzinskrediten ist derzeit der Weg zu den Bausparkassen der meist bessere als jener zu den Banken.“ Harald Draxl, Geschäftsführer des Finanzierungsberatungs­ unternehmens Infina Finanzierungstipp 1 Möglichst lange Fixzinsbin­ dungen in Relation zur Kredit­ laufzeit: Erstens profitiert man über 15 Jahre Bindungsdauer von einer inversen Zinskurve und zweitens kalkulie- ren in so einem Fall einige Banken bezüglich Leistbarkeit anstatt auf Basis eines höheren fiktiven Zinses die tatsächliche Rate. Dazu die Erste Bank: „Bei einer Kreditlaufzeit von 30 Jahren und einer Fixzinsbindung von 20 Jahren wird die Echtrate als Basis für die Berechnung des DSTI herangezogen.“ Und die Hypo Vorarl- berg kommentiert: „Grundsätzlich berechnen wir die Rückzahlungsfä- higkeit mit einem fiktiven Zinssatz von 4,5 Prozent. Ausnahme ist hier nur bei einem 20-jährigen Fixzins. Hier rechnen wir fiktiv mit dem Fixzins.“ Finanzierungstipp 2 Laufzeitverlängerung mit Fallstricken: Bei Umschuldungen/Kreditoptimierungen kann die Leistbarkeit durch niedrigere Zinsen, aber vor allem durch eine längere Laufzeit verbessert werden. „Das Pro- blem besteht jedoch bei vielen Banken darin, dass bei Umschuldungen keine Laufzeitverlängerung mehr angeboten bzw. umgesetzt werden kann. Diese be- trachten nämlich die bereits bestehende Laufzeit des umzuschuldenden Kredites und ziehen diese Laufzeit von der maximalen Kreditlaufzeit des jeweiligen Insti- tutes wieder ab“, erklärt Draxl und ergänzt: „Andere Banken beziehen sich auf den neuen Begriff „Fourbearance“, welcher vor allem bei Laufzeitverlängerungen von bestehenden Krediten bei der finanzierenden Bank zum Tragen kommt. Damit ist ein Zugeständnis aufgrund finanzieller Schwierigkeiten des Kreditnehmers ge- meint. Dieses Zugeständnis verschlechtert jedoch die Bonität des Kunden, da es zu einem bankinternen Eintrag diesbezüglich kommt. Möchte der Kunde unbedingt eine längere Laufzeit, ist in solchen Fällen ratsam, eine Umschuldung zu prüfen.“ 20 . GELD-MAGAZIN – Juni 2022

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