GELD-Magazin, Juni 2022

Smarte Städte Wien steigt ab Konjunktur Österreich: Deutliche Bremsspuren Eingetrübt. Die anhaltenden Lieferprobleme und die Preisanstiege belasten weiterhin die Konjunkturstimmung in Österreich. „Infolge des Kriegs in der Uk- raine zeichnen sich für die heimische Wirtschaft mittlerweile deutliche Brems- spuren ab: Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im April auf 0,7 Punkte gesunken. „Nach dem abrupten Einbruch im Vormonat hat sich die Kon- junkturstimmung im April zwar nur noch geringfügig verschlechtert, jedoch auf allen Ebenen. Sowohl in der Industrie und am Bau als auch im Dienstleistungs- sektor trübten sich die Aussichten ein“, so UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Nach dem sehr dynamischen Start ins Jahr geht sein Kolle- ge, Ökonom Walter Pudschedl, für 2022 zwar weiterhin von einem Wirtschafts- wachstum von 3,6 Prozent aus. Für 2023 erwartet er aber eine Verlangsamung auf 2,6 Prozent. In der zweiten Jahreshälfte wird weiters die Stabilisierung der Energiepreise die Inflation verlangsamen. Prognostiziert wird für heuer eine durchschnittliche Inflation von 5,9 Prozent. 2023: 2,3 Prozent. Credit: beigestellt Rückschlag. Der Smart Centers Index (SCI) untersucht die Fähigkeit globaler Handels- zentren, Technologien zu schaffen, zu entwi- ckeln und einzusetzen. Führende Zentren im SCI haben ihren Sitz an Orten, die ein inno- vatives Kulturzentrum mit einem leistungs- starken Universitätssektor in allen MINT-Fä- chern (Mathematik, Informatik, Naturwis- senschaft und Technik) kombinieren. Unter- stützt wird das durch gut entwickelte regula- torische, kommerzielle und finanzielle Dienst- leistungen. Wien rangiert im aktuellen Ran- king auf Platz 41, was einen Abstieg um fünf Plätze bedeutet. Ganz oben auf der Liste befin- den sich hingegen New York, London, Hong- kong, Zürich sowie Kopenhagen. WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen DIE ZAHL DES MONATS 1.439 Headquarters. Firmenzentralen sind von elementarer Bedeutung für die heimische Wirtschaft, da sie die Öko- nomie und Reputation des Staats posi- tiv beeinflussen. „Dank der geogra- fischen Lage im Herzen Europas, der herausragenden Lebensqualität und der hohen Qualität an Infrastruktur so- wie Institutionen ist Österreich ein wichtiger Headquarter-Standort (HQ) in Europa“, heißt es in einer Analyse der WU Wien. Mit 1.439 HQs bestätigt Österreich laut den Wissenschaftern seine Attraktivität für Konzernzentra- len. Zusätzlich zu diesen österreichi- schen HQs (heimische Firmen mit Töchtern im Ausland) haben sich hier- zulande auch 390 internationale HQs angesiedelt. Die Verteilung der „Unter- nehmensflaggschiffe“ auf die einzel- nen Sektoren zeigt eine hohe Bran- chendiversifizierung: Wobei die verar- beitende Industrie an erster Stelle steht (25,3 %), gefolgt vom Groß- und Ein- zelhandel (19,0 %) und dem Dienstlei- stungssektor (18,2 %). UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator Österreich Quelle: Statistik Austria, Wifo, UniCredit Research UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator BIP (real; Veränderung zum Vorjahr) 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 ´22 +14% +12% +10% +8% +6% +4% +2% 0% -2% -4% -6% -8% -10% -12% -14% Alarmsignal. Im ersten Quar- tal 2022 sind die Firmenin- solvenzen um 111 Prozent auf 1.055 Verfahren angestie- gen und erreichen damit fast das Vorkrisen-Niveau. Die Zahl der eröffneten Verfahren ist dabei um 89,8 Prozent auf 611 gestiegen. Die mangels Vermögen abgewiesenen Plei­ ten haben sich gar um 150 Prozent auf 444 erhöht – ein Alarmzeichen für alle Gläubiger. Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer des Gläubigerschutzverbandes Creditreform, sieht als Hauptursache dafür das Auslaufen der staatlichen Corona-Hilfen. Bei vielen Unternehmern ist der Um- satz nach den zahlreichen Lockdowns und Covid- Maßnahmen nicht in dem erwarteten Umfang zu- rückgekommen, sodass sie Probleme bei der Bedie- nung von Ratenvereinbarungen haben. Auch zerrte das ständige Auf und Zu an den unternehmerischen Nerven und zwang zum Aufgeben. Die überwiegen­ de Anzahl der Konkurse hat Klein- und Kleinstunter- nehmen betroffen. Die Insolvenzpassiva belaufen sich auf rund 205 Millionen Euro; 3.000 Arbeitsplätze waren betroffen. Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer Creditreform Firmenpleiten: Es wird ernst 14 . GELD-MAGAZIN – Juni 2022

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