GELD-Magazin, Mai 2022

Kernenergie in der EU: Keine Notfalllösung Atomkraft spielt innerhalb Europas nur in Frankreich eine wesentliche Rolle. Was für Kernkraft spricht, ist ihre vergleichsweise gute CO2-Bilanz. Allerdings ist der Bau von AKWs zeitaufwendig, weshalb sie in der aktuellen Energiekrise zu spät käme. Quelle: Eurostat/Statistisches Bundesamt (Destatis) 2022 Frankreich 52 % Spanien 9 % Schweden 7 % andere EU-Länder 23 % Deutschland 9 % 14 . GELD-MAGAZIN – Mai 2022 zeitig muss die Kapazität an erneuerbaren Energiequellen erhöht werden. Meiner Mei- nung nach kommt im Energiesystem der Steigerung der Energieeffizienz eine zentra- le Rolle zu.“ Wichtigere Nachsatz zur aktu- ellen Situation: „Sollten die Gas-Importe aus Russland tatsächlich wegfallen, ist schwer vorherzusagen, ob genug LNG oder andere Versorgungsquellen zur Substitution zur Verfügung stehen.“ Langfristig gesehen glaubt Köppl mit Blick auf den Kampf gegen den Klimawandel nicht, dass sich der Vor- marsch der nachhaltigen Energieformen wird stoppen lassen - auch wenn jetzt kurz- zeitig LNG, Kohle oder Kernkraft Oberwas- ser erleben sollten. Dein Freund, das Atom? Wobei wir auch beim Reizthema Kernener- gie angekommen wären. Bekanntlich hat die EU-Kommission Atomkraft vor kurzem als nachhaltig eingestuft - eine Entschei- dung, die nicht nur von vehementen Um- weltschützern scharf angeprangert wird, ganz besonders in Österreich. Im Mittel- punkt der Kritik steht die ungelöste Frage der Endlagerung des strahlenden Abfalls so- wie die Angst vor dem nächsten Supergau. Hinzu kommt, dass es viele Jahre (mitunter Jahrzehnte) in Anspruch nimmt, bis ein AKW von der Planung bis zur „Schlüssel- übergabe“ fertiggestellt ist. Für eine gelun- gene Klimawende käme also eine Wiederge- burt der Kernenergie zu spät - für den Er- satz von russischem Erdgas sowieso. Also stellt LNG, um zum Ausgangspunkt zurück- zukehren, doch eine zumindest kurzfristige Lösung dar? Wenn vielleicht nicht in Öster- reich, wird Flüssiggas in weiten Teilen Euro- pas an Bedeutung gewinnen und als Über- brückungshilfe dienen. Aus Umwelt- und Klimasicht ist aber zu betonen: Flüssiggas bleibt Gas - und damit klimaschädlich. So- wohl in der Verbrennung entstehen hohe CO 2 -Emissionen, aber auch das Methan das entlang der Transportwege entweicht, heizt das Klima weiter an. Zudem wird auch LNG aus bedenklichen Staaten wie Katar impor- tiert und oftmals mit bedenklichen Förde- rungsmethoden wie Fracking hergestellt. Investment-Turbo zünden Deshalb ist es entscheidend, jetzt wirkliche Alternativen zu suchen und den Investions- Turbo in Wärmedämmung sowie Erneuer- bare Energien zu zünden. Ein Windrad braucht zwar seine Zeit für Genehmigung und Bau, aber andere Maßnahmen können rasch umgesetzt werden. Dazu zählt bei- spielsweise die Wärmedämmung oder der Fenstertausch, aber auch PV-Anlagen auf Dächern sind schnell installiert. Zudem kommt man an einer Senkung des Energie- verbrauchs nicht vorbei. Heizungen in Österreich Von den rund vier Millionen Heizsystemen in Österreich ist ein Gutteil von fossilen Brennstoffen abhängig. Erdgas Quelle: Statistik Austria BRENNPUNKT . Energiekrise 2019/2020 Anteil an der Eu-weiten Erzeugung von Atomstrom 2020 13 der 27 EU-Staaten betreiben Kernkraftwerke Holz Heizöl Wärmepumpen Sonstige Fernwärme 23% 17% 13% 11% 7% 30% 3,96 Mio. „Der Steigerung der Energieeffizienz kommt eine zentrale Rolle zu.“ Angela Köppl, Ökonomin und Energieexpertin amWIFO Credit: Alexander Müller/beigestellt

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