GELD-Magazin, März 2022

ren Nationalitäten befreiten, ebenso von der „nationalistischen Steuerlast“ sowie der „Ausbeutung der Kapitalisten durch die Ar- beitnehmer“. Und zwar indem sie private Milizen anheuern, sich die Staatsbürger- schaft von Steuerparadiesen verschaffen und in den Genuss eines neuen libertären Paradieses kommen würden. Merkwürdige Aussagen, die scheinbar auf Interesse sto- ßen; das Werk wurde 2020 mit einem Vor- wort Thiels neu aufgelegt. „Bin keinVampir“ Seltsames hörte man auch rund um Thiel und Parabiose. Also der Idee, älteren Men- schen das Blut jüngerer Spender zu injizie- ren, um sie so zu verjüngen. „Ich befasse mich mit dem Thema Parabiose und halte es für wirklich interessant“, so Thiel in einem Interview 2016. Er meinte, er denke durchaus darüber nach, sich im Rahmen seiner Gesundheitsvorsorge junges Blut inji- zieren zu lassen, merkte aber an, er habe das bisher noch nicht getan. Schnell kamen Gerüchte auf, Thiel würde sich vierteljähr- lich Infusionen mit dem Blut von 18-Jäh- rigen verabreichen lassen. 2018 entgegnete Thiel nicht ohne Humor: „Ich möchte ganz offiziell feststellen: Ich bin kein Vampir.“ Das ist er tatsächlich nicht, böswillige Ge- rüchte sollte man auch einfach dem Boule- vard überlassen. Peter Thiels Engagement für Trump und den Ultra-Libertarismus muss man aber im Auge behalten. „Großartig, Dich kennen- gelernt zu haben“, twit- terte Sebastian Kurz 2017 in Richtung Peter Thiel. Heute ist Kurz Global Stra- tegist bei Thiel Capital. war. Kolportiert wurden damals gespendete 1,25 Milliarden Dollar als Wahlkampfhilfe. Wobei Thiel auch als offizieller Redner auf einem Parteitag der Republikaner Trump den Rücken stärkte. „Sie waren großartig. Wir sind Freunde fürs Leben“, sagte Trump anschließend zu Thiel. Der war dann auch im „Übergangsteam“ Trumps vertreten, das bei der Regierungsbildung unter die Arme griff. Das ist nach dem unfreiwilligen Ab- gang Trumps nun aber kein Schnee von ge- stern: Laut US-Medien könnte Thiel sich jetzt quasi als „Ganztagsjob“ voll und ganz der Wiederwahl Trumps widmen. Wozu ins Bild passt, dass Thiel als Verwaltungsrat beim Internetgiganten Meta (vormals Face- book) zurücktritt. Also: Auf zu neuen Taten. Was Thiel will Da drängt sich natürlich die Frage auf, wel- che politischen und ökonomischen Ziele Pe- ter Thiel eigentlich verfolgt? Sie sind, vor- sichtig ausgedrückt, befremdlich. So ist Thiel bekennender Libertärer, im Zentrum dieser Weltanschauung steht die Selbstbe- stimmung des Individuums. Deshalb sind für Thiel staatliche Kontrolle und Steuer- pflicht ein Gräuel. Interessant ist in diesem Zusammenhang eines seiner Lieblingsbü- cher (zitiert aus Chafkins zuvor erwähnter Thiel-Biografie): „The Sovereign Individual“ von James Dale Davidson und William Rees-Mogg. Den Autoren zufolge würden alle reich werden, die sich frühzeitig von ih- PayPal ist eines der Unternehmen, das Thiel mit aus der Taufe gehoben hat. Zuletzt ging es mit dem Kurs bergab. Aber keine Sorge: Der milliardenschwere Investor machte mit der Übergabe an eBay schon zuvor fette Gewinne. PAYPAL: LUKRATIV Das Silicon Valley wurde zur Goldgrube der Neuzeit. Wobei Investoren wie Peter Thiel auch politisch hochfliegende Pläne schmieden: die durchaus für Kontroversen sorgen. USD 100 80 60 150 40 200 250 300 2018 2017 2019 2020 2021 März 2022 – GELD-MAGAZIN . 9

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=