GELD-Magazin, März 2022

64 . GELD-MAGAZIN – März 2022 Credits: EZB; WINEGG/JAKOBCZINGER Visual Zu wenig Eigenkapital. Die bekanntermaßen stark steigenden Immobilienpreise und Zinsen auf einem historischen Tief führten zu einer laxeren Kreditver- gabe durch die Banken. So stellte unlängst der Chef- bankenaufseher bei der EZB, Andrea Enia, vor dem Wirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments fest, dass die Zahl der notleidenden Immobilienkre- dite zwar noch überschaubar sei, sich die Qualität der dahinterstehenden Vermögenswerte jedoch ver- schlechtere. Um die Stabilität des Finanzmarktes zu sichern, muss die Österreichische Nationalbank nun im Auftrag der EZB die „Empfehlungen“ des Europä- ischen Rates für Systemrisiken umsetzen und die Banken strenger reglementieren. Was zuvor nur als Empfehlung galt, wird ab Mitte 2022 ein verpflicht- endes Kriterium bei der Neuvergabe von Krediten. Ab dann gilt, dass Käufer von Immobilien mindestens 20 Prozent des Kaufpreises – inklusive Nebenkosten – in Form von Eigenkapital nachweisen müssen. Hin- zu kommt, dass die Kreditrate höchstens 40 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens ausmachen und die Laufzeit der Finanzierung 35 Jahre nicht über- steigen darf. Bestandskredite sind von den Ände- rungen jedoch nicht betroffen. Derzeit würden in Ös- terreich bei mehr als der Hälfte der vergebenen Kre- dite die empfohlenen Mindestkriterien nicht voll- ständig erfüllt. Mehr als die Hälfte der Kreditnehmer hätten weniger als 20 Prozent Eigenfinanzierungsan- teil und fast ein Fünftel wende für die Tilgung der Rate mehr als 40 Prozent des Nettoeinkommens auf. Immobilien-Finanzierungen: Banken vergeben Kredite zu lax Preisanstieg: Immobilien um bis zu 19 Prozent teurer Eigentumswohnungen. Die Immobilienpreise in Österreich nehmen weiter an Fahrt auf. Ein Vorjahresvergleich von immowelt.at zeigt, dass sich die Kauf- preise von Eigentumswohnungen binnen eines Jahres in allen sechs unter- suchten Großstädten Österreichs deutlich verteuerten. Als Spitzenreiter kosten Eigentumswohnungen in Innsbruck nach einem Plus von zehn Prozent im Medi- an 6.770 Euro pro m 2 . Deutlich günstiger ist der Immobilienkauf hingegen noch in Wien. Hier wurde nach einem Plus von zehn Prozent gerade die 5.000-Euro- Marke geknackt. In Salzburg, nach Innsbruck der zweitteuersten Stadt in Öster- reich, stieg der Medianpreis für Wohnimmobilien um acht Prozent auf 5.630 Euro/m 2 . Der größte Anstieg von 19 Prozent in einem Jahr auf 3.320 Euro/m 2 wurde in Klagenfurt registriert. DIE ZAHL DES MONATS 93 Prozent Investments. Laut aktuellem EY Trend­ barometer bleibt der österreichische Immobilienmarkt auch 2022 für Inves­ toren interessant. 93 Prozent der Markt­ teilnehmer halten ihn aktuell für at- traktiv, mehr als die Hälfte (52 %) so- gar für sehr attraktiv. Das sind deutlich mehr als im Vorjahr, als nur 35 Prozent der Befragten dies so positiv beurteil- ten. Wenig überraschend ist das Woh- nungssegment mit 90 Prozent wie in den Jahren zuvor die beliebteste Anla- geklasse geblieben. Zunehmend attrak- tiv werden aber Immobilien im Gesund- heitsbereich, die heuer bei rund zwei Drittel der Investoren (67 %) im Fokus stehen, nach 43 Prozent im Vorjahr. Bei Büroimmobilien ist ein Rückgang des Interesses von 70 auf 49 Prozent fest- zustellen, an Hotellerie und Shopping Center sind heuer rund 30 Prozent der Investoren weniger interessiert. WINEGG Neue Immoprojekte in Wien Ausblick. WINEGG plant aktuell neun weitere Wohnprojekte mit rund 580 Eigentumswoh- nungen und einer Gesamtnutzfläche von etwa 35.500 Quadratmetern. Die Projekte befinden sich in Wiener Trendlagen, wie beispielsweise dem Pratercottage (s. Bild oben), im Kutsch- kerviertel oder auch im Schlossquadrat in Wien-Margareten. Zwei weitere Liegenschaf- ten befinden sich im Zentrum Floridsdorfs. Weitere Liegenschaftsankäufe sind bereits ge- plant. „Wir freuen uns laufend über Angebote: sowohl Liegenschaften für Neubau- als auch Revitalisierungsprojekte sind für uns interes- sant. Dabei schränken wir uns weder bei der Projektgröße noch im Segment ein und zah- len Bestpreise“, so Christian Winkler, Gründer und Geschäftsführer der WINEGG Realitäten. IMMOBILIEN . Kurzmeldungen „Wir sehen in einigen Ländern eine Zunahme von Schwachstellen bei Wohnimmobilien- Finanzierungen.“ Andrea Enia, Chefbankenaufseher bei der EZB

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