GELD-Magazin, März 2022

Börsen: Höhenflug beendet Aus der Traum. Die Höhenflüge an den Aktienmär- kten der vergangenen 18 Monaten werden sich 2022 höchstwahrscheinlich nicht wiederholen. „2021 war ein Jahr der boomenden Märkte. Es drohte sogar eine Überhitzung, bevor der Ausbruch der Omikron- Variante des Coronavirus dieser Gefahr ein Ende setzte. Heuer werden alle Finanzmärkte volatil sein“, so Ann Steele, Portfoliomanagerin des Threadneedle Pan European ESG Equities. Bis die ganze Welt geimpft ist, werde die Wirtschaft weiterhin durch die steigenden Infektionszahlen immer wieder vor- übergehend ins Stocken geraten. „Die Umsatzzahlen einiger Unternehmen werden daher für manch böse Überraschung sorgen“, meint Steele. Zusätzlich führten die Veränderungen auf der politischen Füh- rungsebene in Europa, wie die neue Bundesregie- rung in Deutschland (erstmals eine Dreier-Koalition, möglicherweise ein instabiles Gebilde), oder die an- stehenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich, zu Unsicherheiten an den Märkten. Neuer Wettlauf. Früher ritter­ ten die USA und die Sowjetuni- on um die Eroberung des Erdtra- banten. Jetzt planen die NASA und einige Unternehmen mit Pioniergeist die nächste Mond- landung. Im Umfeld ergeben sich auch „unendliche Weiten“ für Investments. Rolando Grandi, Fondsmanager des Echiquier Space bei LFDE, wirft einen Blick zu den Sternen: „Obwohl Inve- stitionen in die Weltraumwirt- schaft eine generationenübergreifende Perspektive erfordern, bieten die Anfänge der Weltraumrevolution 2.0 ein aus heutiger Sicht schon nahezu unerschöpf- liches Potenzial, das es zu heben gilt. Die Weltraum-Odyssee hat gerade erst be- gonnen.“ Ein hochfliegendes Beispiel: Da die Internationale Raumstation ISS, die zum Ende des Jahrzehnts veraltet sein wird, ersetzt werden muss, haben sich Privatunternehmen an einer Ausschreibung der NASA beteiligt, die auf Partnerschaften und Outsourcing setzt. SpaceX und drei weitere Unternehmen erhielten den Zuschlag, darunter die 2016 gegründete Axiom Space, die weitere Stationsmodule an die ISS ankoppeln will. Das in Houston ansässige Unterneh- men Nanoracks hat ebenfalls einen Auftrag über 160 Millionen Dollar von der NASA erhalten, um eine private Raumstation namens Starlab als Forschungs- und Produktionszentrum zu bauen. Space-Investments: Fly me to the moon! Rückkehr zu Qualität. Die Zentralbanken sind derzeit aggressiver unterwegs, als viele Beobachter im Voraus gedacht haben. Das hat Kon- sequenzen: „Erhöhte Zins- sätze sind keine gute Nach- richt für Unternehmen, de- ren Cashflow weit in die Zu- kunft reicht“, so Knut Hel- landsvik, Leiter Aktien bei DNB Asset Management. Ein Beispiel aus seiner Sicht sind die so genannten Meme-Aktien, vielleicht das Symbol des Spekulationsbooms schlechthin, die um 70 bis 80 Prozent äußerst stark gefallen sind. (Als Meme-Aktien bezeichnet man von Internet-Fo- ren getriebenen Titel.) Zu den Gewinnern gehörten im vergangenen Jahr hingegen große Qualitätsun- ternehmen. „In den Markt, in den wir jetzt eintreten, mit seinen höheren Zinsen und hohen Rohstoffprei- sen passt Europa mit einem relativ hohen Anteil von Old Economy-Unternehmen besser hinein. Außer- dem hat Europa einen höheren Anteil an Finanzak- tien, die im allgemeinen von höheren Zinsen profi- tieren“, analysiert Hellandsvik. März 2022 – GELD-MAGAZIN . 25 6 Knut Hellandsvik, Leiter Aktien bei DNB Asset Management Rotation: Meme-Aktien stürzen ab Gespaltenes Metaversum: Bust or Boom? Licht und Schatten. Kaum hat sich Facebook in Meta umbenannt, hagelt es Probleme: Datenschutz- streitereien, ein angekündigter (und prompt wider- rufener) Rückzug aus Europa und – nicht zuletzt: schwache Zahlen. Nur weil Meta/Facebook momen- tan strauchelt, sollte man aber nicht gleich das gan- ze Metaversum verdammen. Der Marktwert dieser neuen virtuellen Welt, die vor Avataren nur so wim- melt, wird immerhin auf rund eine Billion Dollar ge- schätzt. Mark Hawtin, Investment Director für Aktien „Disruptives Wachstum“ bei GAM, meint: „Von Gucci-Handtaschen bis hin zu Flugzeugen: Das Metaversum hat eine Innovationswelle angestoßen. Wir glauben, dass es neue Umsatzchancen und Pro- duktivitätssteigerungen in zahlreichen Branchen bieten wird – im Einzelhandel durch virtuelle Ver- kaufsräume, aber auch bei der industriellen Kon- struktion und Fertigung, der 3D-Analytik, bei Pro- duktvorführungen und virtuellen Rundgängen.“ Also: Let‘s go virtuell! Siehe Bericht ab Seite zehn. Mark Hawtin, Aktien-Spezialist bei GAM Investments

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