GELD-Magazin, März 2022

S WIFT ist die Abkürzung für „Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunications“. Wie aus dem Namen bereits hervorgeht, handelt es sich um eine Gesellschaft, die für sichere Tele- kommunikation zwischen Banken weltweit sorgt. Wobei SWIFT eine Genossenschaft im Besitz von Banken und anderen Finanzinsti- tuten wie Brokern und Investmenthäusern sowie Börsen ist – und dem EU-Recht unter- liegt. Außerdem erfolgt eine kooperative Überwachung durch die Zentralbanken der G10 und der EZB. Fast unverzichtbar Das alles klingt zunächst unspektakulär, ohne SWIFT würde aber im modernen, glo- balen Geld- und Warenverkehr praktisch nichts mehr rund laufen. Wobei mit einem weit verbreiteten Irrtum aufgeräumt wer- den muss: Via SWIFT wird kein Geld kreuz und quer über den Globus geschickt. SWIFT ist vielmehr für die Übermittlung von Nach- richten zu internationalen Zahlungen ver- antwortlich. In solchen Nachrichten teilt eine Bank zum Beispiel einem anderen Fi- nanzinstitut mit, dass für deren Kunde(n) ein Überweisungsauftrag vorliegt. Dessen Gegenwert solle sich die Empfängerbank zu einem gewissen Termin von dem genannten Verrechnungskonto holen und an den Zah- lungsempfänger weitergeben. Die eigentli­ che Verbuchung erfolgt also über die Syste- me der beteiligten Finanzinstitute. Somit stellt SWIFT einen sicheren Standard dar, der sich weltweit in 200 Ländern etabliert hat und von mehr als 11.000 Banken ge- nutzt wird. Dramatische Folgen „Wenn nun ein Staat oder einzelne Institute aus SWIFT ausgeschlossen werden, hat das durchaus dramatische Konsequenzen. Wa- renlieferungen können nicht mehr mit den entsprechenden Geldströmen verknüpft werden und die Betroffenen müssen sich mühsam Umwege suchen“, so Wifo-Öko- nom Thomas Url im Gespräch mit dem GELD-Magazin. Geschehen ist das etwa, als der Iran wegen der Atom-Zwistigkeiten vo- rübergehend aus SWIFT ausgeschlossen worden war. So wurde, um ein plastisches Beispiel zu nennen, das wichtige Exportgut Safran über den Landweg via Türkei in die Abnehmerländer transportiert. Um nicht zu sagen: geschmuggelt. Dann musste auf ge- nauso umständlichem Weg – möglichst dis- kret – Bargeld in den Iran zurück „impor- tiert“ werden. Url: „Es ist also möglich, SWIFT zu umgehen, allerdings ist das höchst umständlich, außerdem steigen die Transaktionskosten. Und es kommt einer Rückkehr in vergangen geglaubte Zeiten gleich, weil man auf Briefverkehr, Fax-Zah- lungsverkehr, Bargeldaustausch usw. zu- BRENNPUNKT . Geopolitik Ohne SWIFT läuft nichts Im Zuge des Ukraine-Konflikts ist das Zahlungssystem SWIFT in die Schlagzeilen gekommen. Es wird als „Bestrafungsinstrument“ gegen unliebsame Aggressoren ins Treffen geführt. Aber worum handelt es sich dabei eigentlich? HARALD KOLERUS Wer nicht im globalen SWIFT-System vertre- ten ist, muss einen hohen Preis zahlen. Credits: WIFO; WrightStudio/stock.adobe.com; wikimedia/Paolo Contri/IAEA Imagebank „Man kann SWIFT umgehen, das ist allerdings äußerst aufwendig und kommt teuer.“ Thomas Url, Ökonom am Wifo 14 . GELD-MAGAZIN – März 2022

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