GELD-Magazin, Februar 2022

V om dritten Quartal 2017 bis zum dritten Quartal 2021 sind in Wien die Preise für neue und gebrauch- te Eigentumswohnungen um jeweils 30,6 bzw. 33,6 Prozent gestiegen. Außerhalb von Wien verteuerten sich die Wohnimmobili- enpreise im gleichen Zeitraum sogar um 35,4 Prozent. Der OeNB-Fundamentalpreis­ indikator für Wohnimmobilien lag im drit- ten Quartal 2021 bundesweit und in Wien bereits jeweils 22,8 bzw. 31,0 Prozent über dem Fundamentalpreis. In Deutschland, wo laut Bundesbank die Immobilienpreise zehn bis 30 Prozent über dem fundamental ge- rechtfertigten Niveau liegen, hat der Aus- schuss für Finanzstabilität einen antizykli- schen Kapitalpuffer von 0,75 Prozent und zusätzlich zwei Prozent zusätzliches Eigen- kapital für Wohnimmobilienkredite vorge- IMMOBILIEN . Wohnimmobilien Der Markt nach Corona Die Corona-Krise war indirekt über niedrige Zinsen und steigende Geldmengen ein Preisbeschleuniger am Wohnungsmarkt. Doch wie geht es danach weiter? Das GELD-Magazin zeigt, worauf es nun ankommt. MICHAEL KORDOVSKY Credits: Archiv; pixabay „Vor allem jene Immobilien, die aus diversen Gründen weniger fungibel oder handelbar sind, werden schwieriger verkauft werden können.“ Harald Draxl, Geschäftsführer bei Infina WIE ZINSEN UND GELDMENGE DIE IMMOBILIENMÄRKTE BEEINFLUSSEN JAHR 3-MONATS-EURIBOR* GELDMENGENWACHSTUM HAUSPREISE WOHNIMMOBILIEN EUROZONE M3** EUROZONE ÖSTERREICH 2007 4,39% 11,5% +4,1% +4,7% 2008 4,51 % 7,7 % +1,2 % +1,1 % 2009 1,15 % -0,3 % -2,8 % +3,9 % 2010 0,82 % 1,2 % +0,9 % +6,2 % 2011 1,39 % 1,6 % +1,1 % +4,2 % 2012 0,52 % 3,6 % -2,2 % +12,4 % 2013 0,22 % 1,0 % -2,1 % +4,7 % 2014 0,21 % 3,8 % +0,2 % +3,5 % 2015 -0,03 % 4,7 % +1,6 % +4,1 % 2016 -0,27 % 5,0 % +4,0 % +7,3 % 2017 -0,33 % 4,6 % +4,3 % +3,8 % 2018 -0,32 % 4,2 % +4,7 % +6,9 % 2019 -0,37% 4,9 % +4,3 % +3,9 % 2020 -0,44 % 12,2 % +5,1 %*** +7,0 % 2021 -0,55 % 7,3 % 6,8 %**** 10,4 %***** Quellen: https://www.euribor-rates.eu/en/; EuroStat, EZB, Wohnimmobilienpreisindex veröffentlicht von der OeNB; * Werte Anfang jeden 3. Monats im Quartal, daraus Durchschnitt pro Jahr; ** Ultimo jeden Jahres ggü. Vorjahr, 2021: November ggü. Vorjahr; *** Durchschnittswert Quartalssteigerung; **** zweites Quartal gegenüber Vorjahreszeitraum; ***** Q 3 gegenüber Vorjahreszeitraum; schlagen. Das bedeutet zusätzliche Kosten, die Banken auf neue Kreditkunden abwäl- zen könnten. Neue Mindeststandards für die Vergabe vonWohnkrediten In Österreich will heuer die Finanzmarktauf- sicht (FMA) Mindeststandards für die Verga- be von Wohnkrediten erlassen. Kritikpunkte sind beispielsweise, dass bei sechs von zehn Krediten der Eigenmittelanteil unter 20 Pro- zent liegt und bei zwei von zehn Krediten die Rückzahlungsrate über 40 Prozent des verfügbaren Nettofamilieneinkommens. Auch habe jeder zehnte Kredit eine Laufzeit von über 35 Jahren und rund 40 Prozent des Kreditvolumens seien noch variabel verzinst und weisen damit ein Zinsanstiegsrisiko auf. Medienberichten zufolge sind Mindesteigen- mittel von 20 Prozent, eine maximale Lauf- zeit von 35 Jahren und maximal 30 bis 40 Prozent des monatlich verfügbaren Netto- einkommens für den Schuldendienst gep- lant. Dazu Harald Draxl, Geschäftsführer beim Finanzierungsberatungsunternehmen Infina: „Das Ziel der FMA ist, einer mög- lichen Immobilienblase bzw. einem Un- gleichgewicht im Immobilienmarkt gegen- zusteuern. Dadurch wird die Kreditvergabe an bestimmte Kundenzielgruppen erschwert werden, was kurzfristig sicherlich Einfluss auf die Immobilienpreisentwicklung haben wird. Vor allem jene Immobilien, die aus di- versen Gründen weniger fungibel oder han- delbar sind, werden schwieriger verkauft werden können“, und er ergänzt: „Der Grund ist einfach: Die relevante Käufergrup- pe wird durch die seitens der FMA ins Auge gefassten Maßnahmen getroffen und in die Miete gedrängt, da sie sich einen Kauf der Immobilie finanzierungstechnisch nicht 66 . GELD-MAGAZIN – Februar 2022

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