GELD-Magazin, Februar 2022

Credit: beigestellt 12 . GELD-MAGAZIN – Februar 2022 wechseln, sondern auch bei der Nachfrage anzusetzen“, heißt es in einem Statement des WWF. Ähnlich äußert sich Jasmin Duregger, Klimaspezialistin bei Greenpeace Österreich: „Wichtig ist es, die Steigerung des Energiebedarfs zu stoppen, Energieeffi- zienz zu forcieren und Erneuerbare Quellen auszubauen. Gelder der EU sollten in diese Bereiche fließen, nicht in Atomkraft.“ Übri- gens: So „sauber“ wie oft propagiert ist die CO 2 -Bilanz von AKWs laut Duregger nicht: „Sie emittieren im Laufe ihres Lebenszyklus indirekt CO 2 und andere Treibhausgase: Zur Produktion von Atomstrom fallen vom Bau eines AKWs über den Betrieb bis zur Endla- gerung des Atommülls Prozesse an, die ebenfalls Energie verbrauchen oder CO 2 freisetzen. Weiters ist Atomkraft ohne staat- liche Hilfe nicht überlebensfähig, und bis ein AKW ans Netz geht, dauert das ein Jahr- zehnt oder länger: Was soll das im akuten Kampf gegen den Klimawandel bringen?“ Ein Beispiel: Frankreich könnte in der näch- sten Legislaturperiode mit der Planung von sechs neuen Reaktoren beginnen, die wür- den zwischen 2033 und 2045 ans Netz ge- hen. Zu spät für eine deutliche CO 2 -Reduk- tion, die laut überwiegender wissenschaft- liche Meinung in den nächsten 20 Jahren erfolgen müsste. Realistische Alternativen Möglichkeiten für eine „grüne Zukunft“ ohne (noch mehr) AKWs gibt es hingegen zur Genüge. Hierbei muss an vielen Rädern gedreht werden, das Forcieren von Sonne, Wind etc. liegt auf der Hand. Bei Gebäuden wiederum sollte die Sanierungsrate angeho- ben werden und sich der Passivhausstan- dard im Neubau durchsetzen. Von der brei- ten Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt bieten auch Landnutzung und Forstwirt- schaft einen weiteren Ansatzpunkt. Wälder, Ackerfläche, Grünland und Feuchtgebiete speichern effizient CO 2 und sollten deshalb von der EU-Politik nicht links liegen gelas- sen werden. In der Realität sieht es aber so aus, als würde die EU-Kommission andere Prioritäten setzen und Kernenergie als nach- haltig einstufen. Der entsprechende Rechts- akt der Kommission geht jetzt an den Euro- parat und ans EU-Parlament. Atom-Gegner wie Österreich, Deutschland, Portugal und Dänemark haben kaum Chancen, die Initia- tive abzuwehren, weil die nötige Mehrheit fehlt. Walter Hatak, Leiter ESG-Fonds Erste Asset Management: „Studien gehen davon aus, dass sich durch die Integration von Atomenergie in der EU-Taxonomie deren Fi- nanzierungskosten aufgrund der großen da- hinterliegenden Kapitalströme spürbar re- duzieren könnten und damit dessen Wettbe- werbsfähigkeit erhöht würde.“ Übrig bleibt also billiger Atomstrom, eine zu billige Lö- sung der EU-Klimapolitik. Globaler Energiemix: Atomkraft schwach vertreten Bei der weltweiten Energieversorgung spielt Kernkraft eine relativ überschaubare Rolle: Ihr Anteil beträgt nur knapp fünf Prozent. Anstatt neue AKWs aus dem Boden zu stampfen, wäre es sinn- voller, alternative Quellen zu fördern und den Energie-Gesamtbedarf zu drosseln. Quelle: IEA 14.282 Megatonnen Öleinheiten Kohle (26,9%) Öl (31,6%) Erdgas (22,8%) Atomkraft (4,9%) Wasserkraft (2,0%) Biokraftstoffe & Abfall (9,3%) andere (2%) 2,0% 9,3% 2,0% 4,9% 22,8% 26,9% 31,6% Österreich: CO 2 -Pfad CO 2 -Senkung durch gezielte Nutzung von Land- und Forstwirtschaft (Lulucf) ist ein Weg, die Erderwärmung zu bekämpfen. Quelle: IEA CO 2 -Emissionen in Mio. Tonnen 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 ohne LULUCF mit LULUCF Begrenzung auf +2,0° Begrenzung auf +1,5° Szenarioergebnisse „Die Integration von Atomenergie in der EU-Taxonomie würde deren Wettbe­ werbsfähigkeit erhöhen.“ Walter Hatak, Leiter ESG-Fonds Erste Asset Management BRENNPUNKT . Nachhaltigkeit

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=