GELD-Magazin, Dez. 2021 / Jän. 2022

I nternet-Giganten wie Google, Facebook oder Amazon sucht man in Europa zwar vergebens, dennoch finden sich interes- sante Investmentchancen. Markus Herr- mann, Fondsmanager bei Loys, meint dazu: „Europa zeichnet sich dadurch aus, dass es aus vielen verschiedenen Ländern besteht, die jeweils ihre eigene Kultur und dement- sprechende Stärken haben. In Staaten wie Frankreich oder Italien beispielsweise fin- den sich besonders viele Unternehmen, die von Kreativität leben, bspw. aus dem Mode- oder Mediensektor, in Skandinavien domi- nieren digitale Geschäftsmodelle und in Deutschland leben viele der Unternehmen vom Erfindergeist. Dies bietet die Grundla- ge für ein ausgewogenes Portfolio.“ Hohes Potenzial Thomas Romig, Head of Multi Asset Portfo- lio-Management bei Assenagon, fügt hinzu: „Europa steht für einen weitgehend homo- genen Wirtschafts- und Währungsraum, der besonders durch einen stabilen Rechtsrah- men glänzen kann. Zudem werden die posi- tiven Zukunftsaussichten von dem konstant hohen Bildungsniveau sowie den hervorra- genden Bildungsbedingungen unterstützt.“ Und Anlage-Experte Maximilian Anderl von UBS meint: „Während europäische Aktien bei Anlegern nicht die beliebteste Assetklas- se war, sehen wir für die Region viel Aufhol- potenzial, das von mehreren Treibern unter- stützt wird.“ So haben laut Anderl europä- ische Aktien bereits aufgehört, Underper- formance zu erzielen. Sie sind weiters gün- stig und werfen attraktive Dividendenrendi- ten ab. Auf makroökonomischer Ebene soll­ ten wiederum die Fiskalausgaben unterstüt- zend wirken, da der EU-Konjunkturfonds in Kraft tritt und die EZB länger als andere Zentralbanken akkommodierend bleiben wird. Das BIP-Wachstum der Eurozone wird sich voraussichtlich 2022 über dem Trend- niveau beschleunigen, während Europa auch höhere Nettogewinnrevisionen nach oben erfahren hat als die meisten anderen großen Regionen. Außerdem sieht der UBS- Experte die jüngste Schwäche als gute Kauf- gelegenheit: „Sorgen im Zusammenhang mit stark steigenden Energiepreisen, Spit- zenwerte der Frühindikatoren und Engage- ment in den chinesischen Märkten haben sich in letzter Zeit negativ auf die Perfor- mance der Region ausgewirkt und bieten ei- nen attraktiven Einstiegspunkt in die Anla- geklasse.“ Europaweit „zuschlagen“ Wenn man sich also für Europa entscheidet, auf welche Regionen sollte man setzen? Dazu Anderl: „Wir legen keinen allzu groß- en Fokus auf Länder, da wir viele europä- ische Unternehmen als international be- trachten. Ein durchschnittliches europä- isches Unternehmen erwirtschaftet mehr als 50 Prozent seines Umsatzes außerhalb des Kontinents. Daher konzentrieren wir uns auf die Aktienauswahl und bevorzugen Unternehmen, die in der Lage sind, mit glo- balen Mitbewerbern zu konkurrieren.“ Für Romig von Assenagon sind die wichtigsten Länder des aktuellen Europa-Aktien-Portfo- lios Großbritannien, Frankreich und Deutschland: „Auf Länderebene haben wir eine Selektion gemäß der aktuellen Markt- kapitalisierung gewählt und uns innerhalb dieser Länderselektion mit besonderem Fo- kus auf Unternehmen im Small Cap-Bereich positioniert.“ Loys-Experte Herrmann ge- währt ebenfalls Einblick in seine Portfolio- Aufstellung: „Die wichtigsten Länder sind Nicht unterschätzen! In der Investorengemeinschaft spielt Europa schon seit langem nicht mehr die erste Geige. Schade, denn der „alte Kontinent“ verfügt über eine Vielzahl von hervorragenden Unternehmen, die in jedes Portfolio passen. HARALD KOLERUS Credits: beigestellt/Archiv; Denys Rudyi/stock.adobe.com MÄRKTE & FONDS - Ausblick 2022 . Europa 24 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2022 „In Großbritannien bekommt man Qualitätstitel mit einem mittlerweile ungerechtfertigten Brexit-Discount.“ Markus Herrmann, Fondsmanager bei Loys „Die wichtigsten Länder unseres aktuellen Europa- Aktien-Portfolios sind Großbritannien, Frankreich und Deutschland.“ Thomas Romig, Multi Asset- Spezialist bei Assenagon „Während europäische Aktien bei Anlegern nicht sehr beliebt waren, sehen wir für die Region viel Aufholpotenzial.“ Maximilian Anderl, Anlagespezialist bei UBS

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