GELD-Magazin, Oktober 2021

W ir stehen am Beginn eines neuen Zeitalters der Unsi- cherheit“, erklärt Johann Frank, Generalmajor des Österreichischen Bundesheers. Der neueste World Risk Re- port zeigt dies deutlich und bewertet die Ge- fahren der Klimakrise oder einer Pandemie hinsichtlich der Auswirkungen etwa gleich den Massenvernichtungswaffen, jedoch mit einer vielfach höheren Eintrittswahrschein- lichkeit. „Die Schäden haben sich von einer lokalen Ebene auf eine überregionale Ebene verlagert“, wie Kurt Weinberger, Chef der Hagelversicherung, erklärt. Allein im heuri- gen Jahr werden Kosten von einer Milliarde Euro für die Versicherer durch Schäden auf- grund von Naturereignissen erwartet. Die Rückversicherungen haben daher bereits für das kommende Jahr Prämienerhöhungen im Bereich der Naturkatastrophen angekündi- gt, wie Doris Wendler, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen, erklärt. Einen Mix aus Prämienerhöhungen und Ausschlüssen stellt Kaspar Hartmann, Vorstand für Scha- den-Unfall bei Helvetia Österreich, in Aus- sicht: „Wir müssen schauen, dass es sich am Schluss ausgeht.“ Ausschlüsse statt Versicherung Am Beispiel der Cyberversicherungen be- schreibt Kerstin Keltner, Versicherungsmak- lerin bei Koban Sudvers, den Teufelskreis- lauf immer höherer Risiken und immer we- niger Absicherung durch Ausschlüsse, was letztendlich zu einem Marktversagen führt. Aufgrund immer höherer Schäden und Um- satzverluste gibt es ein hohes Nachfragepo- tential. Demgegenüber steht jedoch eine ex- treme Marktverhärtung, denn Versicherer hüten sich davor, diese Risiken in ihren Port- folien aufzunehmen. Inhaltlich zeigt sich die Verhärtung durch Ablehnung oder Aus- schluss von Risiken bzw. einer Reduktion des Versicherungsumfanges, erklärt Keltner. Ähnlich gehen die Versicherer bei der Eigen- heimversicherung oder Haushaltsversiche- rung vor: Außergewöhnliche Naturereig- nisse wie Hochwasser, Überschwemmungen und Erdbeben werden ausgeschlossen. Mit einem Basisschutz versichert sind hingegen erwartbare Naturgefahren wie Sturm oder Hagel. Der Basisschutz beträgt jedoch meist nur 4.000 Euro, so Alexander Gimborn, Vor- stand des Österreichischen Versicherungs- maklerrings (ÖVM), in einer Aussendung. Man kann aber eine erweiterte Naturkata- strophendeckung abschließen. „Dies ist aber nur möglich, wenn der Besitz sich außerhalb eines Risikogebietes befindet und auch nur bis zu einem limitierten, oft viel zu nied- rigen Betrag“. In vielen Fällen fehlt aufgrund von Ausschlüssen der echte Versicherungs- VERSICHERUNG . Risiken & Ungewissheiten Ruf nach dem Staat Pandemien, Cyberangriffe oder Naturkatastrophen stellen eine Herausforderung für die Versicherbarkeit dar. Größere Schäden und vermehrte Häufigkeiten bringen die Assekuranzen immer mehr an ihre Grenzen. CHRISTIAN SEC Credits: Wiener Städtische/Jeff Mangione Anzahl der Naturkatastrophen, die einen Versicherungsschaden verursachten Quelle: Münchner Rück 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 100 200 300 400 500 600 700 800 900 Hydrologisch Meteorologisch Klimatologisch Geophysikalisch „ 72 . GELD-MAGAZIN – Oktober 2021

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