GELD-Magazin, Oktober 2021

D ie aktuellen Wirtschafts- und Inflationsentwicklungen schüren Unru- he an den Märkten. Die Dynamik des Wirtschaftswachstums nimmt ab, die Inflation steigt weiter an. So lag diese im September in Deutschland bei 4,1 Prozent, in Österreich bei 3,2 Prozent und EU-weit bei 3,1 Prozent. Weit über dem Ziel der EZB, die die Anleihenkäufe im vierten Quartal zwar von 80 Milliarden Euro auf 65 bis 70 Milliarden pro Monat reduziert, je- doch damit weiterhin viel Geld in die Märkte pumpt. EZB-Chefin Christine Lagarde rechtfertigt dies mit dem Argument, dass die hohe Inflation nur ein vorübergehendes Phänomen sei. Hält sich die Inflation jedoch auf hohem Niveau, und das scheint vor allem durch die weiter steigenden Energiepreise durchaus wahrscheinlich, könnte sich diese zunehmend durch Zweitrunden­ effekte einzementieren. Denn die Gewerkschaften werden es sich nicht neh- men lassen, entsprechend hohe Gehaltserhöhungen zu fordern – und das mit Recht. Bei Sparguthaben werden die Anleger bereits ordentlich geschröpft. Bei einer Inflation jenseits der Drei-Prozent-Marke und null Zinsen auf Spargutha- ben (rd. 277 Mrd. Euro) summiert sich der Kaufkraftverlust aus diesem Posten in Österreich auf gut acht Milliarden Euro p.a.! Die Bank of America warnt hinsichtlich der Inflationsentwicklung vor einem möglichen Anstieg des Rohölpreises auf über 100 US-Dollar. Beim letzten OPEC-Treffen wurde eine Ausweitung der Rohölproduktion zur Eindämmung des Preisanstieges abgelehnt. Nun könnte ein kalter Winter und zunehmende Flugreisen den Preis weiter in die Höhe treiben. Damit könnte sich die Rally beim Ölpreis in einer Energiekrise manifestieren, so die Experten der Bank of America. Das würde die Zentralbanken auf dem falschen Fuß erwischen, deren Handlungsmöglichkeiten laut Feri Research bereits stark eingeschränkt sind. Die Kombination hoher Inflationsraten mit niedrigem Wirtschaftswachstum – sprich Stagflation – könnte die Risiken für das Finanzsystem in den kommen- den Jahren signifikant erhöhen. Lesen Sie auch dazu das Interview mit John Greenwood, Chefökonom bei Invesco, ab Seite 8, der keinen baldigen Rück- gang der Inflation erwartet, die Bedingungen für die Aktienmärkte jedoch rela- tiv positiv sieht. Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Inflationsrisiko editorial impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 19/1/29B, 1010 Wien T: +43/676/570 95 10 · E: [email protected] · GESCHÄFTSFÜHRUNG Snezana Jovic, Mario Franzin · CHEFREDAKTEUR Mario Franzin REDAKTION Mario Franzin, Mag. Isabella de Krassny, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh MSc, Mag. Christian Sec LEKTORAT Mag. Rudolf Preyer · GRAFISCHE LEITUNG Noura El-Kordy · COVERFOTO agsandrew /stock.adobe.com · DATENANBIETER Lipper Thomson Reuters*, Morningstar · VERLAGSLEITUNG Snezana Jovic · EVENTMARKETING Ivana Jovic · PROJEKTLEITUNG Dr. Anatol Eschelmüller · IT-MANAGEMENT Oliver Uhlir · DRUCK Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Str. 80 · VERTRIEB PGV Austria, 5412 Puch, Urstein Süd 13. www.geld-magazin.at ABO-HOTLINE: +43/699/192 20 326 · [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. Oktober 2021 – GELD-MAGAZIN . 3

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