GELD-Magazin, September 2021

64 . GELD-MAGAZIN – September 2021 AKTIEN . Österreich D ie Gewinne der börsennotierten Unternehmen legten grosso modo im ersten Halbjahr ordentlich zu. Die Corona-Pandemie schien mit Jahresbe- ginn aufgrund der Impfstoffzulassungen be- wältigbar und aus dem Jahr 2020 gab es Nachholeffekte. Als Vergleichsniveau bot das erste Halbjahr 2020 freilich eine extrem niedrige Latte, doch einige Unternehmen er- zielten darüber hinaus sogar wieder Rekord- ergebnisse. Soweit zum rosaroten Umfeld, das sich derzeit wieder etwas eintrübt. In Einzelfällen sah man bereits sinkende Mar- gen aufgrund höherer Preise bei Vorproduk­ ten (z.B. bei Mayr-Melnhof, Polytec, etc.). Der steigende Verbraucherpreisindex zeigt zwar, dass diese Kosten zum Teil auf die Kun- den übergewälzt werden können, doch span- nend werden die Lohnrunden im Herbst – ob sich eine Preis-/Lohnspirale zu drehen be- ginnen wird. Dem entgegen wirken derzeit aber schwache Wirtschaftserwartungen (den dritten Monat in Folge) aufgrund steigender Unsicherheit bezüglich der Delta-Variante und aufgrund von Lieferengpässen bei man- chen Schlüsselprodukten. Das heißt, dass zy- klische Unternehmen und Dienstleister in nächster Zeit eher schwach performen wer- den, andererseits z.B. Finanzwerte tendenzi- ell einen Auftrieb erhalten. Corona-Verlierer Aufgrund der vierten Welle in der Corona- Pandemie wird möglicherweise ein neuer Lock Down angeordnet oder werden zumin- dest Reisebeschränkungen verschärft. Für den Flugverkehr ist das natürlich ein Deba- kel. Da verwundert es nicht, wenn vor allem der Flughafen Wien, der Airline- und Event- caterer Do&Co und FACC – als Zulieferer der Flugzeugindustrie – im Kurs wieder leiden. Sieht man sich z.B. die Flugbewegungen in Wien an, so ging die Anzahl der abgefertig- ten Passagiere im ersten Halbjahr 2021 im Jahresvergleich um 61,1 Prozent auf 2,36 Millionen zurück. Der Periodenverlust des Flughafen Wien vergrößerte sich von 18,2 auf 32,5 Millionen Euro. Tendenziell verbes- serte sich die Situation heuer jedoch: Das zweite Quartal verlief mit einem Umsatz von 71,1 Millionen Euro wesentlich besser als das erste Quartal (Umsatz: 57,5 Mio. Euro). Der Start in das dritte Quartal war ebenfalls gut, das Passagieraufkommen erreichte im- merhin wieder 50 Prozent im Vergleich zu 2019. Dennoch reduzierte der Vorstand Mit- te August seine Schätzung für den Gesamt- jahresumsatz von 430 auf 380 Millionen Euro und erwartet einen Gewinn von vier Millionen Euro. Ein Kauf der Aktie drängt sich derzeit nicht auf, da u.U. noch schwä- chere Zahlen ins Haus stehen könnten. Wie auch dem Flughafen Wien halfen die fis- kalischen Maßnahmen Do&Co, ohne Insol- venzgefahr durch die Krise zu kommen. Der Caterer musste zwar im Geschäftsjahr 2020/21 einen Verlust von 35,5 Millionen Euro verkraften, doch die letzten Quartale zeigen eine langsame Besserung. Im ersten Konsolidierung Nach den Kursanstiegen im Sommer macht sich jetzt Unsicherheit breit. Während dieWirtschaftsdaten noch steigen, sinken die Erwartungen. Das könnte im Herbst zu einer negativen Überraschung an der Börse führen. MARIO FRANZIN Langweilig. Der ATX befindet sich seit An- fang August in einem Seitwärtstrend – zwi- schen 3.500 und 3.650 Punkten. Wurde der Index im Juli noch durch gute Quartalsbe- richte unterstützt, beginnt nun die stärkere Ausprägung der vierten Pandemie-Welle zu belasten. Eine Korrektur auf 3.450 Punkte würde nicht überraschen – damit würde die Unterstützung des Aufwärtstrends getestet. ATX-INDEX . Im Seitwärtstrend gefangen Quartal 2021/22 (mit Ende Juni) stieg der Umsatz auf 102,8 Millionen Euro und un- term Strich stand ein Gewinn von zwei Milli- onen Euro – marginal, aber immerhin. Auch hier wird es durch das neue Aufflammen der Pandemie zu einer Verzögerung der opera- tiven Tätigkeiten kommen. Vorstand und Großaktionär Attila Dogudan will inzwi- schen Do&Co auch auf Endkunden ausrich- ten und diese über ein eigenes Lieferservice bedienen. Im ersten Schritt soll in Wien Su- shi angeboten werden, das via Fahrradboten mit Kühlboxen ins Haus geliefert wird. Eine interessante Idee, die der Aktie mittelfristig schönes Potenzial verschafft. Immobilienunternehmen werten auf Aufgrund der Unsicherheit in der Pandemie werteten die Immobilienunternehmen 2020 ihre Bestände ab, was trotz stabiler Mietein- nahmen zu herben Gewinnschmälerungen führte – bei der Immofinanz sogar zu einem Verlust von 166 Millionen Euro. Jetzt, in der Erholungsphase, steigen nicht nur die Miet­ erlöse weiter, es wurden die Verkehrswerte im ersten Halbjahr wieder angehoben, was in den Finanzberichten zum ersten Halbjahr zu hohen Aufwertungsgewinnen führte – bei 1.800 2.400 2.200 2.000 2.600 2.800 3.000 3.200 3.600 3.400 2021 2020 1.600

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