GELD-Magazin, September 2021

September 2021 – GELD-MAGAZIN . 29 Und wie sieht es im Aktienbereich aus? Im Aktienbereich sind wir neutral positio- niert. Da gibt es positive und negative Fak- toren, die sich derzeit etwa die Waage hal- ten. Positiv sind die guten Wirtschafts- und Gewinnentwicklungen. Dabei ist die Stim- mung trotz der Indexhöchststände noch re- lativ neutral – also, es ist noch keine ausge- prägte Euphorie festzustellen. Auch das Nachfragepotenzial bei den Konsumenten unterstützt die Märkte – sowohl in den USA wie auch in Europa. Das ist sogar so groß, dass sich man sich gar nicht wünscht, dass das auf einmal in den Markt kommt. Man sieht das an den derzeit z.T. langen Bestell- und Lieferzeiten – und auch an den Ein- kaufsmanager-Indizes, die ordentlich zuge- legt haben. Aber der Konsum ist wiederum ein scheues Reh, dessen Jäger Covid & Co. sind. Wobei wir derzeit davon ausgehen, dass sich das zu keinem stärkeren Gegen- wind entwickeln wird. Als negativ werte ich hingegen die relativ ho- hen Bewertungen, wobei man da differen- zieren muss. In der entwickelten Welt – vor allem in den USA – sind sie hoch, in den Emerging Markets nicht. Bei den Emerging Markets dominiert China, das derzeit stark vom Thema Regulatorik geprägt wird. Ich stufe die dort getroffenen Maßnahmen, wie z.B. im Bildungs- oder Internetbereich, aber weniger als kapitalmarktfeindlich ein, son- dern mehr als gesellschaftliche Entwicklung. China liegt zwischen einem rigiden kommu- nistisch-stalinistischen System und einem Manchester-Kapitalismus. Auch die Bevölke- rungspyramide entwickelt sich nachteilig, in den vergangenen Jahren gab es immer weni- ger Geburten, da müssen sie im Bereich der Kinder und auch deren Bildung was tun. Gibt es Alternative Investments, die Sie als Art Airbags im Portfolio einsetzen? Wir setzen bereits seit geraumer Zeit z.B. auf Wandelanleihen. Die niedrige Volatilität an den Aktienmärkten haben wir zum Ein- stieg genutzt und sie gefallen uns von den Bewertungen her noch immer gut. Den typi­ schen Inflationsschutz Gold beobachten wir, sind aber zur Zeit kaum engagiert. Es wird bestenfalls interessant, wenn sich die Inflati- on doch als nachhaltiger erweisen sollte als angenommen. Kepler ist stark bei nachhaltigen Invest- ments engagiert. Denken Sie nicht, dass es durch die starken Kapitalzuflüsse ge- nerell zu Überbewertungen kommt? Jein. In manchen Teilbereichen mag das zu- treffen – zum Beispiel beim Hype im vergan- genen Jahr bei Wasserstoffwerten. Auf brei- ter Basis und im starken Ausmaß sehen wir das nicht. Aber es stimmt, in Summe beo- bachten wir in diesem Bereich eine starke Nachfrage. Das Volumen unserer Fonds, die einen sehr differenzierten und strengen Nach­ haltigkeits-Ansatz verfolgen (rund 15 % un- seres Gesamtvolumens), sind auf etwa 2,7 Milliarden Euro gestiegen. Ich bin heute froh, dass wir schon vor vielen Jahren be- gonnen haben, unsere Berater zum Thema Nachhaltigkeit zu schulen. Ab nächstem Jahr müssen ja die Nachhaltigkeitsprofile abgefragt werden – und das wird ein starker Multiplikator. Generell ist Nachhaltigkeit ein tolles Thema, denn wer will nicht für die nächste Generation etwas Positives tun? Das Thema „Klima“ wird derzeit medial stark forciert. Schlägt dies auf die Nach- frage nach entsprechenden Fonds durch? Ja, wir erleben eine extrem hohe Nachfrage nach unserem Kepler Umwelt Klimafonds. Er beschäftigt sich mit Neuen Energien, aber auch mit umweltschonender Logistik usw. Wir haben da ganz starke Zuflüsse. Es spricht auch von den sich ändernden Le- bensgewohnheiten her einiges für dieses An- lageprodukt. Die Menschen nehmen gene- rell immer stärker Rücksicht auf nachhaltige Kriterien, z.B. beim Kauf von Kleidung oder bei Nahrungsmitteln, also warum nicht auch bei Investmentfonds? www.kepler.at ZUR PERSON Der studierte Volkswirt Uli Krämer ma- nagt seit der Gründung der KEPLER- FONDS Kapitalanlagegesellschaft, der Fondstochter der Raiffeisenlandesbank OÖ, im Jahr 1998 Anleihenportfolios. 2014 wurde er zum Leiter des gesamten Portfoliomanagements der Linzer Fonds- gesellschaft ernannt. Zudem übernimmt er verschiedene Lehr- und Schulungs­ aktivitäten innerhalb des Unternehmens sowie in Universitätskursen oder bei ex- ternen Veranstaltungen. Krämer gilt als ausgewiesener Experte im Bereich Nach- haltige Geldanlage und war maßgeb- lich an der Auf lage eines der ersten hei- mischen nachhaltigen Investmentfonds beteiligt. Heute gilt KEPLER in Österrei- ch und Deutschland als grüner Pionier mit mehr als 20 Jahren Erfahrung im Ma- nagement von ethisch-nachhaltigen Publi- kumsfonds und Strategien für institutio- nelle Investoren. Mag. Uli Krämer: „Die Menschen nehmen generell immer stärker Rücksicht auf nach- haltige Kriterien, also warum nicht auch bei Anlageprodukten.“

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