GELD-Magazin, September 2021

D ie Rahmenbedingungen für Unter- nehmensfinanzierungen haben sich aufgrund der Corona-Krise definitiv verschlechtert. Vor allem die Chan- cen auf eine positive Erledigung eines Kre- ditwunsches sowie die Chancen auf eine Ausweitung des Betriebsrahmes bzw. Konto- korrentkredits werden 2021 deutlich nega- tiver beurteilt als 2020 – so das Ergebnis ei- ner aktuellen Marketmind-Umfrage. Wichtigste Kriterien und Unterlagen bei KMU-Finanzierungen Laut Gregor Deix, Bereichsleiter Firmenkun- dengeschäft der Erste Bank, benötigt die Erste Bank Informationen zum Geschäfts- modell und Finanzierungszweck, Business Plan, Bilanz und G&V der letzten beiden Jahre, aktuelle betriebswirtschaftliche Da- ten und eine aktuelle Planung. Als Drop- Out-Kriterien nennt er: „Wenn die Rückführ- barkeit der Finanzierung aus den Unterlagen nicht gegeben ist und etwaige Finanzie- rungslücken auch nicht durch alternative Quellen geschlossen werden können.“ Die Bank Austria benötigt bei Antragstellung „die wirtschaftlichen Unterlagen der letzten drei bis fünf Jahre, ein Finanzierungskon- zept inklusive Prognose und COVID-Betrof- fenheit, Finanzamt- und GKK/SVA-Auszüge (Rückstände – bestehende Vereinbarungen) und eine Aufstellung der Eigenmittel bzw. Vermögensaufstellung“. Bei der Volkskreditbank (VKB) gelten als wichtigste Kriterien: Bilanzen, aktuelle Zah- len (Saldenlisten), Businessplan (Planzah- len), mögliche Bedienbarkeit des Darlehens sowie mögliche Sicherheiten. Hingegen sind etwaige bisherige negative Erfahrungen, fehlende Sicherheiten, fehlender Eigenkapi- talanteil bei Investitionen oder eine man- gelnde Bonität „Drop-Out-Kriterien“. Die Hypo Vorarlberg achtet besonders auf nachhaltige Bedienbarkeit in Streß-Szenari- en wie steigenden Zinsen, Mietausfällen, Umsatz- und Ertragsrückgängen etc. Zu den erforderlichen Unterlagen zählen Bilanzen, Businessplan, Projektübersicht, Kostenauf- stellungen, Schätzungen, Mietenspiegel, al- lenfalls Vorverwertungen oder ähnliches. Zusätzlich ist noch der Track-Record (Refe- renzliste bisheriger Umsetzungen) entschei- dend. Hat der Kunde bereits unter Beweis gestellt, dass er ein oder mehrere Projekte (Investitionen) erfolgreich umsetzen konn- te? Was vor allem im Baubereich zählt. Das wurde zuletzt finanziert Aufgrund des Immobilienbooms werden von Banken noch gerne Wohnbauprojekte be- währter Bauträger und Projekte der gewerb- lichen Vermietung von Wohnungen finan- ziert. Auch Erweiterungsinvestitionen im Le- bensmitteleinzelhandel, insbesondere wenn sie im Zusammenhang mit Online-Zusatzge- schäften stehen, oder Ersatz- und Erweite- BANKING . Gewerbekredite Was geht noch? So finanzieren KMUs ihre Investitionen Eine Marketmind-Befragung von 2.660 Firmen im Auf trag der aws und der WKO ergab folgenden aktuellen Finan- zierungsmix bei mittleren und größeren Investitionen: 45,7 Prozent der Befragten finanzierten über ihren Cash Flow, 20,3 Prozent mit Bankkrediten, 14,9 Prozent mit Eigenkapital, 9,7 Prozent mit Förde- rungen und 9,4 Prozent mit sonstigen Finanzierungen (z.B. Crowdfunding ...). Bankkredi te erreichten dabei einen langjährigen Tiefststand. Firmen haben einen erschwerten Zugang zu Bankkrediten. Daran wird sich auch in nächster Zeit nicht viel ändern, da die Corona-Krise noch nicht vorbei ist. Das GELD-Magazin zeigt, was noch möglich ist. MICHAEL KORDOVSKY Ein zentrales „Drop-Out-Kriterium“ ist ein fehlender Eigenmittelanteil. Credit: kamiphotos/stock.adobe.com 24 . GELD-MAGAZIN – September 2021

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