GELD-Magazin, Juli/August 2021

Die „Börsen-Omi“. Zunächst einige Worte zur bemerkenswerten Entstehungsge- schichte dieses Buchs: Beate Sander be- gann erst im Ruhestand mit Aktien zu han- deln, deshalb wurde sie gerne als „Börsen- Oma“ bezeichnet. Mit 60 Jahren und 30.000 Euro Startkapital fing alles an; durch ihre Hoch-/Tief-Mut-Strategie brachte sie es zur Millionärin. Im Septem- ber 2020 starb sie im Alter von 82 Jahren. Ihr Sohn, Uwe Sander, setzt seit 20 Jahren die Börsen-Weisheiten seiner Mutter um und vollendete dieses Buch. Wie der Titel „Die besten Aktien findet man nicht im DAX“ bereits nahelegt, liegt der Fokus der Titelauswahl auf Nebenwerten. Wobei im Sinne der Diversifikation natürlich nicht nur die Deutsche Börse unter die Lupe ge- nommen wird, so findet man auch Kurzbe- schreibungen der wichtigsten internationa- len Börsenindizes. Interessant ist dabei, dass auch konkrete Aktien aus dem Depot- auszug von Sander/Sander aufgelistet wer- den. Mit Alphabet (Google) zum Beispiel wurde innerhalb von 3,3 Jahren ein Ge- winn von 83 Prozent erzielt. Mit Amazon waren es 124 Prozent plus in 21 Monaten und Apple brachte einen Reibach von 142 Prozent in 15 Monaten. Im Sanders-Depot finden sich über 200 Titel, die laut den Au- toren äußerst divers zusammengesetzt sind, sowohl im Hinblick auf ihre Größe, globale Herkunft und den Unternehmens- segmenten. Weiters nicht uninteressant (vor allem für Einsteiger) ist ein Börsen­ lexikon mit Begriffen von „Aktie“ bis hin zu „Zykliker“. Das politische Buch. Sie ist alles andere als eine Unbekannte: Die linke deutsche Politikerin Sahra Wagenknecht polarisiert, nicht zuletzt in der eigenen Partei. Dazu hat ihr jüngstes Buch „Die Selbstgerechten“ seinen Beitrag geleistet. Die hier vertretene These lautet kurz zusammengefasst: Poli- tisch „links“ zu stehen, sei für viele Men- schen heute vor allem zu einer Lifestylefra- ge degradiert worden. Viel Energie fließe in die Diskussion rund um Genderstern- chen oder Binnen-I. Konzepte für sozialen Zusammenhalt blieben hingegen auf der Strecke, genauso wie schlecht verdienende Frauen, arme Zuwandererkinder, ausge- beutete Leiharbeiter und große Teile der Mittelschicht. Somit würde von den linken „Selbstgerechten“ der politischen Rechten in die Hände gearbeitet. Wagenknecht fin- det dabei durchaus harte Worte: „Ob Flüchtlingspolitik, Klimawandel oder Co- rona, es ist immer das gleiche Muster: Linksliberale Überheblichkeit nährt rechte Terraingewinne (...) Nazis sind gegen Zu- wanderung? Also muss jeder Zuwande- rungskritiker ein verkappter Nazi sein!“, wird hier etwa gleich am Bucheinband scharf gegen das zu einfache Weltmodell der „Selbstgerechten“ geschossen. Die Poli- tikerin und promovierte Volkswirtin legt nach: „Ich halte es für eine Tragödie, dass die Mehrzahl der sozialdemokratischen und linken Parteien sich auf den Irrweg des Linksliberalismus eingelassen hat, der die Linke theoretisch entkernt und sie großen Teilen ihrer Wählerschaft entfrem- det.“ Ein Buch nicht nur für „linke Leser“. Konfrontationskurs. Schon alleine der Buchtitel hat es in sich: „BlackRock. Eine heimliche Weltmacht greift nach unserem Geld.“ Die renommierte Journalistin Heike Buchter fasst es auch so zusammen: „Geld. Macht.BlackRock.“ Sie setzt somit also ih- ren vollen Konfrontationskurs gegen den Finanzkonzern fort, den sie erstmal bereits 2015 einem kritischen Blick unterworfen hatte. „Noch nie hat es ein Imperium wie BlackRock gegeben. Mehr als sieben Billi- onen Dollar verwaltet der amerikanische Vermögensverwalter. Keine Bank, kein Fonds hat annähernd so viel Einfluss (...) Eines steht fest: Die Macht dieses Global Players stellt unser ganzes Wirtschaftssy- stem infrage“, ist hier zu lesen. Das ist also durchaus starker Tobak, wobei die Autorin mit ihrer Recherche sowohl Öffentlichkeit, Politik als auch Kartellwächter wachrütteln will. Denn laut Buchter spannt BlackRock, aus dem Verborgenen operierend, sein Netzwerk von der breiten Öffentlichkeit nahezu unbemerkt über den gesamten Glo- bus: „Wie ein Krake hat der Finanzkonzern seine Tentakeln bis fast in den letzten Win- kel der Welt ausgestreckt. In 100 Ländern sind die Amerikaner aktiv (...) BlackRocks Vertreter gehen in Finanzministerien ein und aus. Sie beraten die Fed genauso wie die Europäische Zentralbank.“ Fest steht laut Buchter: „Es gibt kaum eine wichtige Transaktion in der Wirtschaft, bei der die New Yorker Herren des Geldes nicht zu- mindest informiert sind.“ Wobei die Auto- rin kritisiert, dass BlackRock absichtlich „unter dem Radar“ agiert. Die Selbstgerechten Sahra Wagenknecht. Verlag: Campus. 345 Seiten. ISBN: 978-3-593-51390-4 Die besten Aktien findet man nicht im DAX Beate und Uwe Sander. Verlag: FBV. 248 Seiten. ISBN: 978-3-95972-426-5 BlackRock. Eine heimliche Weltmacht ... Heike Buchter. Verlag: Campus. 320 Seiten. ISBN: 978-3-99013-078-0 BUCHTIPPS . Neuerscheinungen & Pflichtlektüre Credits: beigestellt 82 . GELD-MAGAZIN – Juli/August 2021

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