GELD-Magazin, Juli/August 2021

Juli/August 2021 – GELD-MAGAZIN . 13 tivere Rolle bei der Regulierung von Kryp- towährungen einnehmen. Wie ihr Vorsitzen- der Gary Gensler Anfang Juni in einem In- terview bemerkte, würden Kryptowährun­ gen keinen ausreichenden Anlegerschutz bieten und eine spekulative Anlageklasse darstellen. Über diese sollte seine Behörde Befugnis haben, Regeln aufzustellen und zum Schutz von Investoren zur Regulierung von Krypto-Börsen beitragen. Einheitliche europäische Lösung? Die EU erarbeitete vergangenen September einen Vorschlag für eine erste supranatio- nale Regulierung von Krypto-Assets, die Europe’s Markets in Crypto-Assets Regulati- on (MiCA). Ergänzend dazu wurde eine Ver- ordnung über ein Pilotregime für Marktinfra- strukturen angekündigt, das gewissermaßen eine paneuropäische Sandbox darstellt, die darauf abzielt, einen regulatorisch sicheren Raum für Unternehmen zu schaffen und den Regulierungsbehörden mehr Einblick in die Marktrealität von kryptobasierten Produkten zu bieten. Die Teilnehmer werden von be- stimmten, in MiCA eingeführten Anforde- rungen befreit. Eine kürzliche Aktualisie- rung zeigte etwa, dass Bankinstitute, die kryptowährungsbasierte Dienste anbieten, keine weiteren Anforderungen erfüllen müs- sen, denen sie nicht jetzt schon durch ihr Kerngeschäft nachkommen. Broker und In- vestmentgesellschaften hingegen müssen neuen Vorschriften gerecht werden. Außer- dem müssen Unternehmen, die Krypto- Dienstleistungen für Europäer anbieten, auch in der Region ansässig sein, um zu ver- hindern, dass diese sich dem europäischen Zuständigkeitsbereich entziehen. MiCA dürf- te endgültig nächstes Jahr ratifiziert werden und bestehende nationale Gesetze ersetzen. Chinas eiserne Faust Weniger jovial gehen die chinesischen Be- hörden derzeit in Bezug auf Kryptowäh- rungen und die Industrie vor. Erst vor eini- gen Wochen wurden die Gesetze verschärft, die Finanzinstituten und Zahlungsdienstlei- stern die Bereitstellung von Services im Zu- sammenhang mit Kryptowährungen verbie- ten. Im Vergleich zu einem früheren Verbot aus 2017 erweiterten die neuen Regeln den Umfang der untersagten Dienste erheblich und untermauern den Regierungsstand- punkt, kompromisslos gegen den Markt vor- zugehen. Neben einem Komplettverbot, Krypto in jedweder Form zu akzeptieren, in sie zu investieren oder sie als Zahlungs- bzw. Abwicklungsmittel zu verwenden, werden Banken und Zahlungsunternehmen dazu aufgefordert, die Überwachung der Geld- flüsse punkto Kryptowährungen zu verstär- ken und sich bei der Identifizierung solcher Risiken enger abzustimmen. Regulierung vonVorteil Trotz all der neuen Verbote und Einschrän- kungen könnte die aktuelle Regulierungs- welle der Industrie letzten Endes zugute- kommen, indem sie mehr Anlegern aus un- terschiedlichen Bereichen Investitionen er- möglicht und höhere Sicherheit gewährlei- stet. So unliebsam es auch sein mag, doch al- leine eine transparente steuerliche Behand- lung könnte eine gewisse Klarheit liefern und zum weiteren Wachstum der Branche beitra- gen. Wie Mike Novogratz, Gründer von Gala- xy Digital erst kürzlich klarstellte: „Wir brau- chen eine Regulierung, das mag in Krypto- Kreisen eine unpopuläre Meinung sein, aber wenn man Institutionen dazu bringen will, sich der Revolution anzuschließen, braucht man eine gewisse Regulierung.“ „Wenn man Institutionen dazu bringen will, sich der Revolution anzuschließen, braucht man eine gewisse Regulierung.“ Mike Novogratz, Gründer und CEO von Galaxy Digital „Es wird unweigerlich einige enttäuschte Ambitionen in diesem Prozess geben, aber ich denke, dass daraus eine robuste Form der Innovation entstehen wird.“ Andrew Bailey, Governor der Bank of England „Wenn etwas groß genug wird, kommen Verbraucherinteressen und Geldwäsche ins Spiel. Es gibt also gute Gründe zu glauben, dass Regulierung passieren wird.“ Stefan Ingves, Riksbank-Gouverneur Schreckgespenst FATF Kürzlich schloss die Financial Action Task Force (FATF), ein supranatio- nales Gremium zur Bekämpfung von Geldwäsche, ihre zweite jährliche Überprüfung der Fortschritte bei der Umsetzung eines Rahmens für Kryp- towährungen ab und sorgte damit für Unsicherheit in der Branche. Laut FATF hat die Mehrheit die Anforderungen noch nicht umgesetzt und die Nachzüg- ler wurden somit aufgeforderert, dem nachzukommen. FATF hatte vor zwei Jahren empfohlen, Kryptowährungsun- ternehmen, sogenannte Virtual Asset Service Provider oder auch VASPs, in ihren regulatorischen Rahmen einzube- ziehen. Dies hat damals die Branche vor Herausforderungen gestellt, insbe- sondere in Bereichen wie der „Travel Rule“, einer Vorgabe, die VASPs dazu auffordert, personenbezogene Daten ihrer Kunden zu erheben und bei Trans- aktionen gewisser Höhe zu teilen. Nicht unbedingt einfacher gestaltete sich die Umsetzung der Vorschriften mit dem Aufkommen der sich immer schneller entwickelnden Bereiche von Decentral Finance (DeFi) und Stablecoins. Der Vorwurf der Branche auf den letzten Leitlinienentwurf der FATF, dass die Regulierungsbehörden einen zu breiten Ansatz verfolgen würden und so Inno- vationen verhindern, führte dazu, dass die Organisation nun die VASP-Regeln erst bei ihrer nächsten Plenarsitzung im Oktober endgültig machen will.

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