GELD-Magazin, Juni 2021

Auch im Mai kletterte der DAX munter weiter und erreichte bei rund 15.600 Punkten einen neuen Rekordstand. So- lange er nicht in seine Keilformation wieder zurückfällt, die er nach oben durchbrochen hatte, steht die Ampel weiter auf grün. Bei 15.100 Punkten gibt es eine gute Unterstützung. Trotz nega- tiver saisonaler Faktoren („Sell in May and go away“) bleiben die Anleger wei- ter investiert. Eine Sommerrally könnte bevorstehen. AKTIEN . Deutschland D eutsche Unternehmen nahmen im April zusammen 1,1 Prozent weni- ger ein als im Vormonat. Im März hatte es noch ein Plus von 6,2 Prozent gege- ben. Der Gesamtumsatz lag zu Beginn des Frühjahrsquartals dennoch um 6,5 Prozent über dem Niveau vom Februar 2020, dem Monat vor Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland. Schon ab Mai rechnen Ökonomen wegen der zunehmenden Lockerungen der Restrik- tionen mit einem deutlichen Anstieg. Das Ifo-Institut prognostiziert, dass das Bruttoin- landsprodukt im laufenden zweiten Quartal um 2,6 Prozent zulegen wird, nachdem die deutsche Wirtschaft wegen des Corona- Lockdowns zu Jahresbeginn noch um 1,8 Prozent geschrumpft war. Im Sommer soll das Plus sogar noch etwas höher ausfallen. Die Chancen stehen gut, dass die Konjunk- tur bereits im Herbst das Vorkrisenniveau überschreiten wird. Einen Dämpfer bei den Exporterwartungen musste die Automobil- industrie verkraften. Im Moment werden kaum neue Aufträge aus dem Ausland er- wartet. Doch auch dieser Schwächeanfall ist nur eine Momentaufnahme, im Jahresver- lauf ist mit einer Aufholjagd zu rechnen – al- lerdings können Lieferengpässe bei Vorpro- dukten wie Halbleitern den Aufschwung bremsen: Im April klagte fast jeder zweite Industriebetrieb über Engpässe. Der Deut- sche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet in diesem Jahr dennoch mit einem Exportplus von acht Prozent. Bayer: Unendliche Geschichte Bayer kann in den USA auf absehbare Zeit keine Lösung für den Rechtsstreit um eine krebserregende Wirkung von Glyphosat fest- zurren. Der zuständige Bezirksrichter in San Francisco lehnte einen Vorschlag des Kon- zerns zum Umgang mit künftigen Klagen als schlicht „unvernünftig“ ab. Nun stellt Bayer das Geschäft mit dem Verkauf des glypho- sathaltigen Unkrautvernichters Roundup an US-Privatkunden auf den Prüfstand. Die überwiegende Mehrheit der Kläger in dem Rechtsstreit, den sich Bayer mit der Über- nahme des US-Konzerns Monsanto ins Haus holte, hat Roundup privat im eigenen Gar- ten verwendet. Das Geschäft mit diesen macht aber nur etwa 300 Millionen Euro im Jahr aus. Wesentlich wichtiger ist das Ge- schäft mit der Landwirtschaft, an dem Bayer festhalten will. Insgesamt erzielte der Kon- zern im vorigen Jahr mehr als die Hälfte sei- ner Herbizid-Umsätze von rund fünf Milliar- den Euro mit Roundup-Produkten. Die Be- rufungsverfahren für bereits verlorene Kla- gen will Bayer weiter vorantreiben und bis vor das Oberste Gericht der USA ziehen. Ein mögliches Urteil des Supreme Court könnte Mitte kommenden Jahres erfolgen. Doch drohen höhere Rückstellungen den zukünf- tigen Gewinn zu belasten. Immo-Megafusion Das Timing bei der Aktie des Immobilienrie- sen Deutsche Wohnen war recht gut. Nur wenige Wochen nach unserer Kaufempfeh- lung stehen die Berliner vor der Übernahme durch den Konkurrenten Vonovia. Und dies- mal dürfte der Deal beim dritten Versuch endlich glücken. Erstmals werden die Bemü- hungen vom Deutsche-Wohnen-Vorstand ge- stützt. Die Transaktion ist 18 Milliarden Euro schwer und könnte den Nettoinventar- wert des fusionierten Konzerns um vier bis fünf Prozent steigern. Der anfängliche Ver- wässerungseffekt für Vonovia sei allerdings hoch, so Analysten. Eine acht Milliarden Zurück zu alter Stärke Die deutscheWirtschaft hat wegen verschärfter Einschränkungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie einen Fehlstart ins zweite Quartal hingelegt. Doch eine starke Konjunkturerholung steht unmittelbar bevor. WOLFGANG REGNER Euro schwere Kapitalerhöhung steht bevor, um die Übernahme zu refinanzieren. Die Immo-Aktie der deutschen Nummer Eins kam deshalb unter Druck, während die Deutsche Wohnen-Aktie einen Freuden- sprung nach oben machte. Denn Wohnim- mobilien bieten erhebliche operative Syner- gien. Die beiden DAX-Konzerne haben ge- meinsam 550.000 Wohnungen im Wert von 80 Milliarden Euro in ihrem Bestand und kommen auf einen Börsenwert von 48 Milli- arden Euro. Um die Politik mit ins Boot zu holen, bieten sie der Stadt Berlin den Ver- kauf von 20.000 ihrer 150.000 Wohnungen an. Zudem wollen die Konzerne Geld für Sa- nierungen und Neubauten lockermachen. DAX . Neues Rekordhoch Credit: lily/stock.adobe.com 9.000 10.000 11.000 12.000 13.000 14.000 16.000 15.000 2021 2020 60 . GELD-MAGAZIN – Juni 2021

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