GELD-Magazin, Juni 2021

Credit: beigestellt 46 . GELD-MAGAZIN – Juni 2021 ren profitierte Nvidia stark vom Trend zur Künstlichen Intelligenz. Ob in der Autoin- dustrie, der Medizin oder der Hirnfor- schung: Überall sind die Prozessoren der Kalifornier im Spiel. Mit Hilfe der Hochleis- tungschips des US-Konzerns können die re- chenintensiven Prozesse überhaupt erst um- gesetzt werden. Besonders das Geschäft mit Datenzentren boomt. Nvidia baut Chips für Datenanalysen, maschinelles Lernen, Künst- liche Intelligenz, Cloud Computing und Cloud-Grafik, die wegen des Trends zum Home Office deutlich zulegten. Die 40 Milli- arden Dollar schwere Übernahme des Chip- designers ARM von Softbank soll Ende 2021 abgeschlossen sein. Um den Mangel bei Grafikkarten auszugleichen, will Nvidia einen Chip designt für Kryptocurrency-Mi- nenschürfer entwickeln und rasch auf den Markt bringen. Bei Infineon bleibt die Elek- tromobilität ein Hauptwachstumstreiber. Die Produktion von Leistungshalbleitern auf Wafern (Siliziumscheiben) wird nun hoch- gefahren. Bei diesen Chips, die Spannungen regulieren, sind die Bayern mit großem Ab- stand Weltmarktführer. Mit der eigenen Technologie zur Herstellung der Chips auf großen Siliziumscheiben fertigt Infineon wegen der großen Mengen günstiger als die Konkurrenz. Boom bei Ausrüstern Europas Hoffnung wiegt 180 Tonnen, hat einen Stückpreis von 120 Millionen Euro und stellt elektrische Schaltkreise her, de- ren Leiterbahnen tausende Mal feiner sind als ein Haar. Ein Meisterwerk der Technik. Es hat die Größe eines kleinen Hauses, ar- beitet mit glühend heißem Plasma, extrem kurzwelligem Licht und in luftleeren Räu- men. So lassen sich Chips erschaffen, die Strukturen haben, die kleiner und leistungs- fähiger sind, als alles, was es bislang gab. Die EUV (extreme Ultra-Violet)-Belich- tungsmaschinen der niederländischen AS- ML-Gruppe sind so komplex, dass es derzeit kaum mehr als hundert Stück von ihnen gibt auf der Welt. Auch Halbleiterausrüster, die Komponenten für neue Chipfabriken lie- fern, sind zuversichtlich gestimmt. Sie ge- hören zu den größten Profiteuren der Chip- knappheit, da ein massiver Investitionszy- klus angebrochen ist. Dazu zählen Applied Materials, Lam Research, ASML Holding, Teradyne und KLA Corp. Das liegt auch an neuen Chipgenerationen, die bald auf den Markt kommen könnten, Chips mit einer Größe von wenigen Nanometern (= ein Milliardstel Meter). Die fortschreitende Mi- niaturisierung ermöglicht es, die Winzlinge einzubauen, wo dies bis vor kurzem noch unmöglich war. Taiwan Semiconductor Ma- nufacturing (TSMC), der größte Chipher- steller für Tech-Riesen wie Apple, will fast 30 Milliarden Dollar investieren, um die Nachfrage zu decken. Hoch wird die Nach- frage wegen des globalen 5G-Mobilfunk- Rollouts nach mobilen Kommunikations- halbleitern bleiben. Ähnlich sieht es im Kon- sumbereich aus, Chips für Laptops, Spiel- konsolen, die Internet-Infrastruktur und PCs sind weiterhin stark nachgefragt. Viele Halbleiter werden zudem individuell nach Kundenwünschen designt, sind also vom Nachfrageüberhang betroffen, da sie nicht durch Konkurrenzprodukte ersetzt werden können. Ausblick positiv Fidelity-Investmentdirektor Matthew Jen- nings ist zuversichtlich. „Die Halbleiterin- dustrie kann auf einen positiven Ausblick verweisen, dank des stetig steigenden Be- darfs an Computer-Kapazitäten und gene- rell wegen der nachhaltigen Wachstumssto- ry der Technologiebranche. Daneben glänzt die Industrie mit attraktiven Strukturen und hohen Markteintrittsbarrieren, denn signifi- kante Kosten für Forschung und Entwick- lung (F&E) und riesige Kapitalerfordernisse halten neue Player meist davon ab, in den Chipmarkt einzutreten. Von Kontakten mit Unternehmen der Branche wissen wir, dass der Halbleitermangel sich bis ins Jahr 2022 fortsetzen könnte. Neue Werke brauchen ein bis zwei Jahre Anlaufzeit. Zuletzt haben viele Chipaktien wegen der Lieferprobleme und Produktionskürzungen aufgrund von Ausfällen in den asiatischen Zulieferketten nach unten korrigiert. Dieser Rücksetzer birgt nun einiges an frischem Kurs­ potenzial.“ MÄRKTE & FONDS . Halbleiter-Knappheit Ausblick von Joe Wilson Langfristige Wachstumstreiber sind weiterhin intakt, vor allem der rasante Ausbau der E-Mobilität (E-Autos benö- tigen mehr Chips als Verbrenner), aber auch Corona-induzierte Trends, die über die Pandemie hinaus anhalten, wie Tele-Work, E-Commerce, Smart Homes und E-Health. Dazu kommen 5G, Künstliche Intelligenz, Datencenter. Das verleiht der eigentlich traditionell sehr zyklischen Industrie strukturelles Wachstum für viele Jahre. Präsident Bidens Infrastruktur-Paket sieht 50 Mil- liarden Dollar an Förderungen für den Ausbau der US-Chip-Kapazitäten vor, um wieder mehr der nach Asien ab- gewanderten Lieferketten heim in die USA zu holen. Wir sind sowohl für die Fabs (Chipproduzenten), als auch für die Chip-Ausrüster (liefern Komponen- ten für Chipfabriken) positiv gestimmt. Bei Letzteren könnten die Umsätze von 65 auf über 100 Milliarden Dollar an- steigen. Unsere Favoriten sind Advan- ced Micro Devices, Micron Technology, Lam Research und Analog Devices. „Bei Chip-Ausrüstern könnten die Umsätze bis 2024 von 65 auf über 100 Milliarden Dollar ansteigen.“ Joe Wilson, Fondmanager des JPM US Technology

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