GELD-Magazin, April 2021

012345 KMU: Spreu trennt sich vomWeizen SAMMELKLAGEN Einigung für Europa Kapitalstark. Viele mittelständische Unternehmen in Österreich kommen relativ gut durch die Krise, vor allem jene, die auf eine stabile Eigenkapitalbasis zählen können und die digitale Transformation noch vor der Pandemie vorangetrieben hatten. So eine Umfrage des Beratungsunternehmens Advicum. Ro- man Pongracz, Associate Partner des Unterneh- mens: „Covid-19 beschleunigt den Verlust der Mitte. Die agilen Unternehmen, die bereits vor der Krise in Digitalisierung investierten, ihre Prozesse schlank hielten und die Kundenbedürfnisse eng im Fokus hatten, sehen die Chance, ihre Position weiter aus- zubauen und ihren Vorsprung zu vergrößern. Jene Unternehmen, die auf alte Rezepte setzten, mit dem Bestehenden zufrieden waren und unterdurch- schnittliche Renditen erwirtschafteten, drohen in der Krise hingegen den Anschluss zu verlieren.“ Heimische Industrie: Kräftiges Lebenszeichen Die Lokomotive läuft. Die Erholung der österreichischen Industrie gewinnt sehr rasch an Tempo: Der UniCredit Bank Austria Einkaufs-Manager-Index stieg im März auf 63,4 Punkte. Er erreicht damit den zweithöchsten Wert seit der erst- maligen Erhebung des Indikators vor mehr als 20 Jahren. Die aktuellen Zahlen signalisieren damit ungeachtet der bestehenden Beschränkungen zur Eindäm- mung der Pandemie eine starke Beschleunigung des Aufschwungs in der hei- mischen Industrie zu Beginn des Frühjahrs. Die Konjunkturerholung stützt sich auf die neuerlich verbesserten internationalen Rahmbedingungen für die stark exportorientierte heimische Industrie: In ganz Europa befindet sich die Wirt- schaft im Aufwärtstrend. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die Verarbei- tende Industrie im Euroraum ist im März auf 62,4 Punkte geklettert und hat da- mit sogar ein neues Allzeithoch erreicht. Deutschland profiliert sich dabei wie- der einmal als Konjunkturlokomotive. UniCredit Bank Austria Einkaufs-Manager-Index Quelle: IHS Markit, UniCredit Research Credit: beigestellt Neue Rahmenbedingungen. Eine langjäh- rige Forderung von Konsumentenschützern wird jetzt verwirklicht: Verbraucherverbände können künftig im Namen vieler Betroffener ein Unternehmen auf Schadensersatz verkla- gen. Darauf einigten sich Europaparlament, EU-Kommission und Ministerrat. Auch schon zuvor gab es Sammelklagen, sie waren aber lediglich auf einzelstaatlicher Ebene gere- gelt, was in Zeiten der Globalisierung natür- lich zu kurz griff. Jetzt wird eine europawei- te Regelung geschaffen, die alle Verbraucher- rechte, auch zum Beispiel bei Flug- und Zug- verspätungen, umfasst. Darüber hinaus kön- nen Verbände stellvertretend für eine Vielzahl von Betroffenen Sammelklagen einreichen. Was prinzipiell eine gute Nachricht für Konsu- menten ist, den Unternehmen das Leben aber schwerer machen könnte. Roman Pongracz, Associate Partner bei Advicum WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen DIE ZAHL DES MONATS 40.000.000.000 Enorme Verluste. Die Corona-Pandemie hat mit dem Inkrafttreten des ersten Lock Downs am 16. März 2020 zum tiefsten und abruptesten Konjunk- tur-Einbruch der Nachkriegsgeschichte in Österreich geführt. Das heimische BIP lag laut OeNB in den zwölf Monaten seit Beginn des ersten Lock Downs durchschnittlich um 8,5 Prozent unter der vorherge- henden Vergleichsperiode. Die Wertschöpfungsver- luste in diesem Zeitraum kumulieren sich auf etwa 40 Milliarden Euro. Die Analyse der Notenbank ver- deutlicht jedoch auch, dass sich die Wirtschaft recht zügig erholt, wenn gesundheitspolitische Einschrän- kungsmaßnahmen gelockert werden. Das lässt eine deutliche Konjunkturerholung erwarten, sobald eine hinreichende Durchimpfungsrate erreicht wird. Am Arbeitsmarkt und im Tourismussektor werden die Folgen der Covid-19-Krise jedoch noch länger zu spüren sein. 16 . GELD-MAGAZIN – April 2021

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