GELD-Magazin, Februar 2021

N ach einem bombastischen Jahres- start geriet der Kryptomarkt ab Mitte Jänner etwas ins Straucheln. In einem – gegen Ende immer überhitzter anmutenden – Run auf 42.000 Dollar zog der Primus Bitcoin viele der jüngeren Kryp- toassets mit auf ungekannte Höhen, bevor temporär der Dampf ausging. Von 10. auf 11. Jänner fiel der gesamte Markt um mehr als 25 Prozent und läutete damit eine mehr- wöchige Korrektur ein. Momentan sieht es laut Analysten so aus, als ob Bitcoin beim Preis von 29.000 Dollar seinen Boden er- reicht hätte und demnächst einen neuen An- lauf auf sein letztes Hoch oder darüber hi- naus starten könnte. Großer Sell Off Wie jeher am hochvolatilen Kryptomarkt sind Vorhersagen aber immer mit Vorsicht BLOCKCHAIN . Bitcoin & Altcoins Aufwind für Kryptoassets Die Preise von Bitcoin und Co. schienen bis vor kurzem kein Halten zu kennen, doch eine Korrektur legt den Bull Run nun temporär auf Eis. Müssen wir mit weiteren Einbrüchen rechnen, oder handelt es sich nur um einen gesunden Pull Back? MORITZ SCHUH Credit: beigestellt zu genießen und eine weitere Fortsetzung der Korrektur bis in den mittleren oder gar unteren 20.000 Dollar-Bereich nicht ganz auszuschließen. Auch der letzte Preissturz unter die 30.000-Marke kam für viele über- raschend. Nach dem ersten Sell Off von sei- nem Höchststand wurde Bitcoin in einem immer enger werdenden Band zwischen 34.000 und 40.000 Dollar gehandelt, bis schließlich das Durchbrechen dieses chart- technischen „Contracting Triangle“ eine erste Verkaufswelle in Gang setzte. An- schließend fiel der Preis am 21. Jänner um 13 Prozent – der größte Tagesverlust seit dem panischen Ausverkauf im März, als die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona- Pandemie deutlich wurden. Nicht dabei geholfen, den Ausverkauf zu mildern, hatte eine auf Social Media und in Mainstream-Finanzmedien kursierende Meldung über das Auftreten eines soge- nannten „Double Spendings“, einer gefürch- teten schwerwiegenden Sicherheitslücke in der Bitcoin-Blockchain, die sich jedoch schnell als unwahr herausstellte. Während viele langjährige Kryptotrader solche pa- nischen Verkäufe aufgrund von „FUD“ – Kryptojargon für „Fear, Uncertainty & Dou- bt“ – und die daraus resultierende Volatili- tät gewöhnt sind, dürften viele Neueinstei- ger, die erst kürzlich investiert haben, da- von überrascht worden sein. Institutioneller Hunger nimmt ab Ob sich der Aufwärtstrend weiter fortsetzt, oder ob hier erstmal das Ende der Fahnen- stange erreicht wurde, lässt sich zum jet- zigen Zeitpunkt nicht mit Sicherheit sagen. Institutionelle Anleger, welche für einen Großteil der letztjährigen Nachfrage verant- wortlich waren, sind zwar immer noch Bullishe Bitcoin On-Chain Daten Aktuelle Kennzahlen der Blockchain-Analysefirma Glassnode zeichnen langfristig immer noch ein optimistisches Bild. Die Zahl der in Akkumulationsadressen – also Wallets, die bisher nur Bitcoin erhalten, aber nie welche ausgegeben haben – ge- haltenen Bitcoin ist im vergangenen Jahr um 17 Prozent gestiegen. Da fast 15 Prozent des Gesamtangebots diesen Adressen zuzurechnen ist, führt dies in Kombination mit dem allgemeinen Rückgang neu geminter Bitcoin durch das Halving und der Anzahl verlorener Coins zu einem noch begrenzteren Angebot. Das trägt dazu bei, noch hö- here Preisniveaus aufrechtzuerhalten. Auch die SOPR (Spent Output Profit Ratio), die Gewinnquote aller gehandelten Bitcoin gemessen an der Variation zwischen Kaufpreis und Verkaufspreis, bewegt sich nach mehrmonatiger Erhöhung wieder zurück Rich- tung 1. Ein SOPR-Wert von weniger als 1 bedeutet, dass die Bitcoin, die pro Stunde zwischen Anlegern gehandelt werden, im Durchschnitt nicht mehr mit Gewinn ver- kauft werden. Damit der SOPR unter 1 sinken kann, müssten die Anleger bereit sein, mit Verlust zu verkaufen, was angesichts der aktuellen Marktform unwahrscheinlich ist. Ein „Reset“ der SOPR ist laut Glassnode notwendig, um eine gewisse Stabilität auf dem Markt zu schaffen und den Weg für den nächsten Bull Run zu ebnen. „Nach Kursgewinnen von 300 Prozent ist eine kleine Korrektur wahrscheinlich gesund.“ Alex Mashinsky, CEO Celsius Network 62 . GELD-MAGAZIN – Februar 2021

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=