GELD-Magazin, November 2020

V or zwanzig Jahren hatten selbst erstklassige Staatsanleihen noch Kupons von vier oder sogar fünf Prozent. Die Anleger kauften also die Wert- papiere, behielten sie bis zur Fälligkeit und profitierten jedes Jahr vom Kupon. „Dieser klassische Buy-and-Hold-Ansatz funktio- niert nicht mehr“, erklärt Frank Lipowski, Fondsmanager des FvS Bond Opportunities R, der vorwiegend in Unternehmensanlei- hen investiert. „Heute müssen Investoren viel aktiver und damit auch flexibler vorge- hen, wenn sie Renditen erzielen wollen. Das Schöne am Anleihemarkt ist, dass er nicht nur eine Einkommensquelle bietet. Der Markt ist mit seiner Vielzahl von Emissionen und Emittenten riesig und Anleger können von Kursanstiegen profitieren, selbst wenn die Rendite negativ ausfällt. Oder anders ausgedrückt: Eine bereits negative Rendite kann aus verschiedenen Gründen eben noch weiter fallen. Und wer mit der nötigen Akri- bie und Aktivität solche Investments eben nicht einfach nur kauft und liegen lässt (wo- mit dann ein Verlust per se garantiert wäre), kann auch mit negativ rentierenden Unter- nehmensanleihen Geld verdienen. Wir nen- nen so etwas gerne ‚denk das Undenkbare‘. Hätten Sie bis vor kurzem gedacht, dass ja- panische Anleihen inzwischen quasi Hoch- zinspapiere sind? Vielleicht rentieren Top- Unternehmensanleihen künftig ja sogar un- terhalb von Staatsanleihen erstklassiger Bo- nität“, meint Lipowski. Geschadet hat dem Flossbach-Fonds diese Einschätzung jeden- falls nicht: im Gegenteil. Die Dreijahresper- formance liegt bei satten 15,8 Prozent. Marion Le Morhedec, Fondsmanagerin des AXA WF Global Sustainable Aggregate Bond, erklärt das Krisenmanagement ihres Investmenthauses. „Unser größtes Risiko waren übergewichtete Positionen in Invest- ment Grade (IG)-Unternehmensanleihen (corporate credit), sowohl in den USA als auch in Europa. Um dieses Risiko abzu- hedgen setzten wir einerseits Credit Default Swaps (CDS, Versicherung gegen die Zah- lungsunfähigkeit eines Schuldners) ein, an- dererseits eröffneten wir Short-Positionen in italienischen Staatsanleihen via Bond-Fu- tures als Makro-Hedge-Strategie. So konn- ten wir die Underperformance bei Unter- nehmensbonds abfedern. Bei deutlich MÄRKTE & FONDS . Anleihen Strategien gegen Nullzinsen Festverzinsliche Wertpapiere hatten lange die Funktion, als Sicherheitspuffer gegenüber Aktien zu dienen. Diese Funktion ist auch heute noch unverzichtbar, allerdings sollte man auf breit aufgestellte Anleihefonds setzen. WOLFGANG REGNER DIE BESTEN ANLEIHESTRATEGIE-FONDS ISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 J.p.a. 5 J.p.a. TER LU0399027613 Flossbach von Storch - Bond Opportunities 4.860 Mio.€ 7,2% 5,0% 5,7% 1,05% LU0170291933 Candriam Bonds Global High Yield 230 Mio.€ 6,1% 3,7% 4,6% 1,26% LU0210533179 JPM Global Aggregate Bond Fund 307 Mio.€ 1,3% 3,6% 2,1% 0,91% LU0337577430 Fidelity International Global Bond 1.065 Mio.€ 6,3% 3,5% 2,7% 1,09% LU1691812256 Franklin High Yield Fund 1.120 Mio.€ -1,6% 3,3% 3,9% 1,52% LU1670719886 M&G (Lux) Global Macro Bond Fund 850 Mio.€ 8,5% 2,4% 1,8% 1,48% DE0009788026 DWS Qi Extra Bond Total Return 215 Mio.€ 1,6% 2,1% 3,2% 0,65% LU0184633773 AXA WF Global Sustainable Aggregate Bond 430 Mio.€ 4,0% 2,0% 1,9% 0,99% LU0330917880 BlackRock GF World Bond Fund 1.183 Mio.€ 3,3% 1,9% 1,5% 1,08% LU0170994346 Pictet Global Emerging Debt 2.920 Mio.€ 1,5% 0,5% 2,2% 1,43% Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 31. Oktober 2020 Credits: beigestellt Herausforderungen für Anleiheinvestoren Zinsrisiken: Anleihepreise bewegen sich in der genau entgegengesetzten Richtung wie die Renditen: steigen die Renditen, fallen die Anleihekurse. Kreditrisiko: Ein Schuldner kann die Zinsen nicht mehr zahlen und auch die Tilgung zu 100 Prozent am Laufzeiten- de nicht leisten. Hier kommen die An- leiheratings ins Spiel. Bonds sicherer Emittenten mit einem hohen Rating sind „Investment Grade“, während ris- kantere Bonds mit niedrigeren Ratings als BBB+ als High Yield-Anleihen be- zeichnet werden. Liquiditätsrisiko: In Krisenzeiten kann es vorkommen, dass eine Anleihe nur mit geringeren Umsatzvolumina ge- handelt wird. Dann kann es sein, dass ein Anleiheinvestor seinen Bond nicht oder nur zu einem schlechten Kurs ver- kaufen kann. Inflationsrisiko: Ist die Inflation höher als die Anleiherenditen, erleiden Bond- holder zwar keinen Zinsverlust, aber einen Verlust ihrer realen Kaufkraft. In einem solchen Szenario können die Anleihen auch deutlich fallen. 32 . GELD-MAGAZIN – November 2020

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