GELD-Magazin, November 2020

Vergleich Bruttoregionalprodukt in Mio. Euro Wien ist sozusagen das „produktivste Bundesland Österreichs,“ wobei es natürlich auch die bei weitem meisten Einwohner zählt, nämlich knapp 1,9 Millionen. Als Wasserkopf betrachten die Wiener ihre Stadt dennoch nur ungern. über 96 Milliarden Euro, also ein Viertel des österreichischen BIPs. Beim Bruttoregional- produkt je Einwohner liegt Wien deutlich über dem Österreichschnitt. Einzig die Regi- onen Linz-Wels und Salzburg und Umge- bung können hier mithalten.“ Weiteres Lob des Experten: „Die Wiener Stadtregierung hat in den letzten Jahren im Rahmen der Smart City-Ziele wichtige Impulse Richtung Digitalisierung und Industrie 4.0 gesetzt. Beeindruckend ist etwa die Innovationsof- fensive in der Seestadt Aspern im 22. Bezirk mit dem Technologiezentrum Seestadt oder der ersten Pilotfabrik Österreichs, wo Ex- perten der TU Wien gemeinsam mit natio- nalen und internationalen Unternehmen an Lösungen für die Industrie 4.0 arbeiten. Stadtregierung, kommunale sowie private Unternehmen und die Wiener Wirtschafts- kammer arbeiten meiner Einschätzung nach also schon seit Jahren erfolgreich zu- sammen, um das Erfolgsmodell Wien auch in die Zukunft zu tragen.“ Noch mehr Bildung Allerdings sieht Lehner im schulischen Bil- dungsbereich die Notwendigkeit von Verän- derung: „Das ist jedoch ein österreichweites Problem. Projekt- und praxisorientiertes in- terdisziplinäres Lernen müsste gefördert, die 50 Minuten Lehr/Lern-Einheiten an den Schulen aufgebrochen werden. Kreativität müsste vermehrt in den Unterricht einge- hen, so dass die junge Generation befähigt wird, Antworten und Lösungen auf zukünf- tige Fragen und Herausforderungen zu fin- den – Fragen, die wir heute noch gar nicht kennen.“ Übrigens: Lediglich 1,5 Prozent der 25- bis 64-Jährigen haben heute im Be- reich „Naturwissenschaften, Mathematik und Statistik“ die höchste abgeschlossene Ausbildung. Im Bereich „Informatik und Kommunikationstechnologie“ sind es gera- de einmal 1,3 Prozent. Lehner: „Ein höherer Anteil wäre für die Wiener Wirtschaft von Vorteil und könnte durch spezielle Anreize in den Schulen, etwa einem eigens zuge- schnittenen Digital Literacy-Programm, auch erreicht werden.“ In diesem Sinne darf es ruhig auf gut Wienerisch noch „ein bis- serl mehr“ sein. Quelle: WKO Wien gilt als eine der lebenswertesten Städte der Welt, wie sieht der wirt- schaftliche Vergleich mit anderen Me- tropolen aus? In Wien lebt es sich gut, das stimmt. Es gibt aber auch Aufholbedarf. Der inter- nationale Standortwettbewerb wird jetzt noch härter werden. Daher gilt es, in Stärkefelder zu investieren – zum Bei- spiel in die Gesundheitswirtschaft. Hier ist Wien schon gut aufgestellt und könnte international eine führende Rol- le einnehmen. Dafür sind aber Investiti- onen in die Infrastruktur und Bemü- hungen um die Top-Forscher notwendig. Bei der Frage, wie es um die Infrastruk- tur am Standort Wien bestellt ist, schnitt Wien in internationalen Studien nur mittelmäßig ab. Hier müssen wir aufho- len. Das betrifft das Gesamtverkehrs- netz, den Ausbau der digitalen Infra- struktur, die Energieversorgung und die Modernisierung des öffentlichen Raums. Welche Maßnahmen stehen konkret auf der Agenda? Für Wien haben wir Projekte der öffent- lichen Hand im Umfang von sechs Milli- arden Euro identifiziert. Diese würden alleine in der Bauphase rund 50.000 Jobs bringen. Dazu zählen beispielswei- se der Ausbau des öffentlichen Verkehrs mit Straßenbahnen und Schnellbahn, der Bau des Lobautunnels oder die Revi- talisierung von heruntergekommenen „Grätzeln“ und Straßen in Wien. Man- che Projekte wurden bereits beschlos- sen, andere hängen noch in der Geneh- migungsschleife und einige sollten vor- gezogen werden. INTERVIEW Alexander Biach, Standortanwalt für Wien Wien 96.417 0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 65.850 Oberösterreich 61.020 Niederösterreich 49.604 Steiermark 34.673 Tirol 29.045 Salzburg 20.882 Kärnten 19.077 Vorarlberg 9.006 Burgenland LEBENSQUALITÄT: GOLDENES WIEN PLATZIERUNG 2019 STADT 1 Wien 2 Zürich 3 Vancouver 3 München 3 Auckland 6 Düsseldorf 7 Frankfurt 8 Kopenhagen 9 Genf 10 Basel Quelle: Ranking Quality of Living, Mercer November 2020 – GELD-MAGAZIN . 19

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