GELD-Magazin, Oktober 2020

Die runde Marke von 13.000 Punkten konnte nicht signifikant überwunden werden. Nach mehreren vergeblichen Anläufen gegen die 13.300-Punkte-Mar- ke setzte eine kräftige Korrektur ein, die den DAX bis auf 12.500 Punkte abstür- zen ließ. Damit ist der kurzfristige Auf- wärtstrend durchbrochen. Die 200-Ta- ges-Linie bei 12.150 Punkten sollte hal- ten, um weitere Kursverluste zu vermei- den. Das Stopp-Loss bei 12.580 Punkten hielt nicht – ausgestoppte Anleger kön- nen jetzt vorerst nur abwarten. AKTIEN . Deutschland A uch was die deutsche Wirtschaft anbetrifft, ist zuletzt Ernüchte- rung eingetreten. Nach schwa- chen Zahlen zu den Auftragseingängen war es allerdings wenig überraschend, dass auch die Industrieproduktion deutlich an Schwung verloren hat: So stieg sie im Juli le- diglich um 1,2 Prozent gegenüber dem Vor- monat – im Juni waren es noch 9,3 Prozent. Damit lag die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe zehn Prozent unter dem Vorjahr. Auch im Investitionsgüterbereich wuchs die Produktion im Juli nur noch um 2,1 Prozent (nach 18,1 Prozent im Juni). Sie liegt nun etwa 16 Prozent unter ihrem Vorjahreswert. Das ist kein gutes Omen für die kommenden Monate. Das zeigt etwa der nachlassende Automobilhandel im August. Immerhin konnte aber der in der Corona- Krise boomende Versand- und Onlinehandel den Umsatz des deutschen Einzelhandels in der ersten Jahreshälfte anschieben. Die preisbereinigten Umsätze lagen in diesem Jahr insgesamt um 0,8 Prozent höher als in der ersten Jahreshälfte 2019. Nicht vertrau- ensstiftend waren die Insidertransaktionen deutscher Manager, die zuletzt mit Aktien ihrer Unternehmen Kasse machten. Viele Vorstände und Aufsichtsräte in Deutschland rechnen offenbar mit Rückschlägen an der Börse und stoßen ihre Papiere ab. 55 bör- sennotierte Unternehmen haben im Juli Aktienverkäufe ihrer Führungskräfte an die Finanzaufsicht Bafin gemeldet. So viele Ver- kaufsmeldungen gab es seit Juli vergange- nen Jahres nicht mehr. Übernahmen im Gespräch Das mögliche Interesse eines Finanzinve- stors an einer Übernahme von Covestro hat die Aktie des Kunststoff-Konzerns nach oben getrieben. Die US-Beteiligungsgesellschaft Apollo soll einen Kauf des Dax-Unterneh- mens ausloten und ist dazu in den vergange- nen Wochen an Covestro herangetreten. Die Überlegungen sind aber noch in einem frü- hen Stadium. Mit einem Börsenwert von rund neun Milliarden Euro wäre die ehema- lige Bayer-Tochter für die von dem Milliar- där Leon Black geführte Apollo ein dicker Brocken. In den vergangenen sechs Monaten hat sich der Kurs der Covestro-Aktie mehr als verdoppelt, Anfang 2018 war er freilich noch doppelt so hoch. Mitte August hatte das Unternehmen signalisiert, dass sich das Geschäft seit Juli deutlich von den Einbrü- chen in der Corona-Krise erholt hat. Die New Yorker Beteiligungsgesellschaft wäre dank ihrer Größe einer von wenigen Inve- storen weltweit, die die Transaktion alleine stemmen könnten. Covestro wäre das erste Unternehmen aus dem Leitindex Dax, das von einem Finanzinvestor geschluckt wird. Apollo hat viel Erfahrung in der Kunststoff- Industrie und ist mit der Übernahme der bri- tischen Chemiefirma RPC Group geschei- tert. Das könnte Appetit auf Covestro ma- chen, die zuletzt überraschend gute Daten vorlegte. Volkswagen: Warten aufsWeltauto Mit dem Elektro-SUV ID.4 soll der milliar- denteure Ausbau der E-Mobilität bei Volks- wagen noch in diesem Jahr die nächste Etappe erreichen. Nach dem verzögerten Verkaufsbeginn des ID.3, der die neue Serie reiner E-Autos begründet, kündigte VW den Marktstart des Folgemodells bis zum Jahres- ende an. Der ID.4 wird mit allen Software- Funktionen auf die Straße kommen. Beide Modelle sind für den weltgrößten Au- tokonzern von entscheidender Bedeutung. Der nächste Finanzskandal? Die deutschen Börsen traten zuletzt auf der Stelle. Neben neu aufgeflammten Ängsten wegen eines harten Brexits sorgten Corona sowie neue Spekula­ tionen über fehlerhafte Bilanzen für schlechte Stimmung. WOLFGANG REGNER Angesichts der Klimadebatte, der verschärf- ten CO 2 -Ziele der EU und des Wandels zu al- ternativen Antrieben pumpt der Hersteller riesige Summen in Elektromobilität, Digita- lisierung und Vernetzung. Der ID.3 soll da- bei als „Golf“ des E-Zeitalters eine wesent- liche Funktion erfüllen. VW und seine Töch- ter müssen aber auch in anderen Fahrzeug­ segmenten das Angebot erweitern, wenn sich die enormen Investitionen am Ende be- zahlt machen sollen. Der ID.4 soll die bis zur Corona-Krise global gestiegene Nachfrage nach SUVs besser abdecken („Weltauto“). Er eröffnet den wichtigen Volumenmarkt der kompakten E-SUVs. Mit vergleichsweise ge- DAX . Seitwärtsbewegung Jän. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sep. 9.000 8.000 12.000 11.000 10.000 13.000 14.000 58 . GELD-MAGAZIN – Oktober 2020

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