GELD-Magazin, Oktober 2020

AKTIEN . Anlagetipps M onatelang schienen die Finanz- märkte die massive Rezession in fast allen Ländern der Erde zu ignorieren. Vor allem die US-Technologie­ börse Nasdaq schnellte weiter in die Höhe. Seit man allerdings weiß, wer zu einem er- heblichen Teil dafür verantwortlich war, nimmt die Vorsicht der Anleger wieder zu. So hatte die japanische Technologie-Beteili- gungsfirma Softbank große Stückzahlen an Call-Optionen auf Nasdaq-Schwergewichte wie Amazon oder Microsoft erworben, um von steigenden Kursen zu profitieren. Hinzu kommt, dass die zweite Corona-Welle so richtig ins Laufen kommt. Die Folge: Erneut starke Kurseinbrüche an den Weltbörsen, da ab Mitte Oktober mit bösen Überraschun- gen bei den Unternehmensergebnissen zu rechnen ist. Erleichterung kommt hingegen von der Zinsfront, insbesondere von der neuen Strategie der US-Notenbank FED, die sich in ihrer Geldpolitik nicht nur an der In- flation sondern auch am Arbeitsmarkt ori- entieren will. Die US-Notenbank erwartet, dass die Zinsen mehrere Jahre bis minde- stens 2023 auf historischen Tiefstständen verharren werden, was die Attraktivität von sichereren Staatsanleihen, die fast keine Wachsende Marktrisiken Die Aktienkurse erholten sich im April, Mai und Anfang Juni, als viele Länder ihreWirtschaft allmählich öffneten. Allerdings befinden sich wichtige Konjunkturindikatoren schon wieder auf dem Rückzug. WOLFGANG REGNER Rendite bieten, weiter schmälert. Dadurch werden auch die Abzinsungssätze kompri- miert und Aktien generell attraktiver. Doch die Klumpenrisiken wachsen. Der Extrem- fall ist der Russell 1000 Growth Index, bei dem nur fünf Titel jetzt einen Rekordanteil von 37 Prozent ergeben. US-Aktien machen heute 66 Prozent des MSCI World aus, ge- genüber nur 30 Prozent vor drei Jahr- zehnten. In der Vergangenheit hat sich das extreme Konzentrationsniveau in einer klei- nen Gruppe von Titeln in der Regel umge- kehrt. Das könnte einigen der heutigen Me- ga-Aktien auch passieren. ISIN JP3236200006 Kurs (02.10.2020) 389,50 € KGV 2019 38,6 Marktkap. 96,32 Mrd. € KGV 2020 e 61,0 Umsatz 2020 e 4,44 Mrd. € KGV 2021 e 65,7 Buchwert/Aktie 58,43 € DIV. 2020 e 0,31% KEYENCE CORP. . Automation pur Die Keyence-Aktie hat im September neue Rekordhochs erreicht. Der Titel befindet sich in einem mehr als fünfjährigen Aufwärts- trend. Kauf bei 342 Euro, Stopp-Loss-Limit bei 239,60 Euro platzieren. Keyence ist weltweit einer der größten Hersteller von Industriesensorik und Auto- matisierungstechnologien. Die Fertigung selbst hat der Technologiekonzern mit Sitz in Osaka an Auftragsfertiger ausgelagert. Beim Betriebskapital entlastet diese Ausla- gerung die Bilanz erheblich. Auch deshalb schaffen die Japaner nach Einschätzung der Experten von Bloomberg Intelligence die höchsten Margen in ihrer Branche. Außer- halb Japans liefert das Unternehmen ein breites Sortiment von Sensoren, oft in Kom- bination mit Technologien für Messtechnik und Bildverarbeitung mithilfe spezieller Ka- meras. Maschinen für computergestützte, automatische dreidimensionale Fertigung, sogenannte 3-D-Drucker, gehören ebenfalls zum Sortiment. Damit ist der Konzern mit 4,2 Milliarden Euro Umsatz bei der Digitali- sierung in der Industrie und bei der Vernet- zung von Produkten und Komponenten mit dem Web – Stichwort IoT – gut im Geschäft. Umsatz und Gewinn legten binnen zehn Jahren jeweils um 16 Prozent jährlich zu. Die Experten von Bloomberg Intelligence er- warten für den globalen Markt der Automa- tisierung bis 2040 jährliche Zuwächse von 6,5 Prozent, sobald die Industrie die Auswir- kungen der Pandemie im Griff hat. Fazit: Der japanische Automatisierungsspezialist ist der profitabelste Konzern in einer aus- sichtsreichen Zukunftsbranche. Credits: Keyence, Sartorius VZG, Sanova EUR (Frankfurt) 2016 2017 2018 2019 2020 100 400 350 300 250 200 150 56 . GELD-MAGAZIN – Oktober 2020

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