GELD-Magazin, Oktober 2020

46 . GELD-MAGAZIN – Oktober 2020 Euro. Die größte internationale Klimafinan- ziererin hierzulande ist wiederum die Oesterreichische Entwicklungsbank (OeEB). Sie agiert im Auftrag der Republik und ist gleichzeitig ein privates Unternehmen, das zu 100 Prozent im Besitz der Oesterreichi- schen Kontrollbank (OeKB) steht. Seit 2019 begibt die OeKB einen Sustainability Bond, in den zum Teil auch Projekte der OeEB ein- fließen. Mit Ende des Jahres 2019 waren 549 Millionen Euro – das sind rund 40 Pro- zent des Portfolios – in klimarelevante Pro- jekte investiert. MÄRKTE & FONDS . ESG-Bonds risken nicht primär die Finanzindustrie sel- ber verantwortlich wäre. In Bezug auf den Klimawandel tut sie hier aber noch zu we- nig. Nur eine Minderheit der Finanzbranche ist ausreichend auf das Risiko der Erderwär- mung vorbereitet. Österreich ist hier im in- ternationalen Vergleich übrigens weder be- sonders gut noch besonders schlecht aufge- stellt. Auch andere Notenbanken finden bei den von ihnen beaufsichtigten Finanzinsti- tuten nur selten dafür passende Instru- mente im Risikomanagement vor.“ Dabei gibt es durchaus schon Wegweiser, etwa ei- nen neuen FMA-Leitfaden, der aufzeigt, welche Risken zu berücksichtigen wären. Oder auf internationaler Ebene gibt es die TCFD (Task Force on Climate-related Finan- cial Disclosures), die von Michael Bloom- berg geleitet wird. Die TCFD schlägt Metho- den für Risikomessung und geeignetes Risi- komanagement vor, aber nur ein relativ kleiner Teil der Unternehmen macht davon bisher Gebrauch. Frankreich hat die Nase vorne Ebenso starten Unternehmen bei der Bega- be von ESG-Bonds sozusagen aus der zwei- ten Reihe. Vorreiter sind supranationale Or- ganisationen aber vor allem Staaten. In Eur- opa liegt Frankreich mit einem ausstehen- den Emissionsvolumen von rund 20 Milliar- den Euro an der Spitze. Anfang September hat die Bundesrepublik Deutschland ver- gleichsweise spät ihre erste grüne Bundes- anleihe überhaupt begeben, das aber mit dem stolzen Volumen von 6,5 Milliarden Enormes Potenzial Vor allem für Private bleibt die Frage zu klä- ren, wie sie in Green- bzw. ESG-Bonds inve- stieren können. Mittlerweile gibt es eine wachsende Palette von Publikumsfonds für diese Thematik (siehe Tabelle Seite 46). Die Performance ist mit rund zwei bis sechs Pro- zent jährlich überschaubar; es handelt sich aber eben um reine Anleihen-Portfolios, die mehr der Stabiliserung als der rasanten Rendite-Steigerung dienen. Ein guter Über- blick zum Vergleich nachhaltiger Fonds fin- det sich auf www.gruenesgeld.at . „Klimarisken können zu verringerten Erträgen bei Investitionen führen.“ Wolfgang Pointner, Klimaspezialist Österreichische Nationalbank Versicherungsunternehmen kalkulieren sehr genau, weshalb ihre Bilanzen einen guten Auf- schluss über Schäden geben, die durch klimabedingte Ereignisse (zum Beispiel Starkregen, Trockenheit) entstehen. Die Grafik zeigt: Die Verluste gehen in die Abermilliarden und steigen an. Klimarisken kosten Versicherern Milliarden Quelle: ESRB 1975 1978 1981 1984 1987 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011 2014 2017 Erdbeben/Tsunami wetterbedingte Katastrophen 160 140 120 100 80 60 40 20 0 menschengemachte Katastrophen Verluste der wetterbedingten Katastrophen in Prozent – Durchschnitt 5 Jahre linke Skala: in Mrd. USD 2018 – rechte Skala: in Prozent der Schadenssumme Grüne Anleihen nehmen bisher nur einen kleinen Prozentsatz des gesamten Bonds-Sektors ein, dafür steigt ihr Volumen aber kräftig. Wachsendes Umwelt- aber auch Risikobewusstsein und die Unterstützung der Politik lassen diesen Trend nicht abreißen. Europa: Stetige Evolution des Green Bonds-Markts Quelle: ESRB in Mrd. Euro bestehende Emittenten neue Emittenten 120 100 80 60 40 20 0 bestehende Emittenten Projektion neue Emittenten Projektion 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Credit: beigestellt 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0

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