GELD-Magazin, Juli/August 2020

0 Corona: Impfstoff gerecht verteilen Fast unbemerkt: Grenzkonflikt eskaliert BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Heiß begehrt. Noch gibt es sie nicht, aber rund um den Globus wird fieberhaft an einer Corona- Impfung gearbeitet. Die Weltge- sundheitsorganisation WHO hat nun einen ersten Plan veröffentli- cht, wie ein Impfstoff, mit dem die Bevölkerung weltweit gegen das Coronavirus immunisiert werden soll, fair verteilt werden kann. Der Plan sieht die bevorzugte Behandlung von Gesundheitspersonal, Personen über 65 sowie vulnerablen Gruppen wie Personen mit Mehrfacherkrankungen vor. Wann welche Länder versorgt werden, soll anhand einer Risikobewertung ent- schieden werden, und zwar aufgrund des Zustands des jeweiligen Gesundheits- systems und der Bevölkerungsstruktur. Denn es werden nicht gleichzeitig acht Milliarden Dosen eines Impfstoffes zur Verfügung gestellt werden können. Selbst beim WHO-Plan werden allein für die Versorgung der drei bevorzugten Gruppen insgesamt etwas mehr als vier Milliarden Dosen eines Impfstoffes benötigt: etwa 115 Millionen für Gesundheitsberufe, circa 1,5 Milliarden für Personen über 65 Jahre und etwa 2,65 Milliarden für Erwachsene mit schwerwiegenden Erkran- kungen. Kein Hersteller alleine kann solche Mengen produzieren. Hier wird die Industrie mittels freiwilliger Lizenzvereinbarungen arbeiten müssen. China vs. Indien. Der friedliche Schein in der Region Ladakh (siehe Bild) trügt. Zuletzt erreichten die Grenzstreitigkeiten zwischen China und Indien in diesem Gebiet einen neuen Höhepunkt, den es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hatte. Berichten zufolge wurden mindestens 20 indische Soldaten bei einer Aus- einandersetzung mit chinesischen Truppen in der Nähe von Ladakh getötet. Eine ähnliche Anzahl chinesischer Soldaten soll bei den Zusammenstößen ums Leben gekommen sein. Der Grenzstreit ist einer der ältesten Konflikte, die In- dien mit China hat, und geht bis ins 19. Jahrhun- dert zurück. Der Grenz- verlauf ist seit der Grün- dung des unabhängigen Indiens im Jahr 1947 im- mer noch umstritten. Eine weitere Eskalation ist nicht ausgeschlossen, wobei massive Kämpfe natürlich jedem Beteilig- ten schaden würden. Steigender Einfluss. Auch eingefleische Anhänger der freien Marktwirtschaft müssen heute unumwun- den zugeben, dass ohne staatliche Unterstützung der Weg aus dem Corona-Chaos nicht denkbar wäre. Aber droht vielleicht auch zuviel des Guten? Laut einem Kommentar des Barings Investment Institute sei es nämlich „ein wenig beunruhigend“ zu beo- bachten, wie die öffentliche Hand ihren Einfluss auf die Wirtschaft in erheblichem Maße ausbaut. Neues- te Statistiken zeigen demnach, dass die Zentralban- ken des Euroraums jetzt 20 Prozent des Marktes für Staatsanleihen in der Region besitzen. Witschafts- theoretischer Hintergrund: Die Wiederbelebung des Bereichs der Depressionsökonomie, nach der die Höhe der Staatsverschuldung keine Rolle spielt, er- fordert eine subtile, aber stetige Erhöhung des öf- fentlichen Eigentums an Privatvermögen. Und die gleichzeitige Infragestellung des Wertes, den die Märkte dem beimessen. „Es ist sicherlich zu früh, um über einen Ausstieg aus der politischen Unterstüt- zung zu sprechen, aber es ist nicht zu früh, um über Wiederaufbau und nachhaltige politische Paradig- men nachzudenken“, heißt es in der Analyse. Credits: Leigh Prather, Bunpoht/stock.adobe.com; pixabay Staatliche Hilfe: Zu viel des Guten? EUROPA Weiteres Pandemie-Risiko Österreich gut aufgestellt. Virologen sind sich einig, dass die Wahrscheinlichkeit für Virus-Aus- brüche, ähnlich wie Corona, steigt. Creditreform hat nun einen Index entwickelt, um die Pandemie- Anfälligkeit der EU-Länder und des Vereinigten Königreichs zu messen. Der Pandemic Vulnerabi- lity Index (PVI) gibt die ökonomische, gesund- heitliche und gesellschaftliche Betroffenheit bei einem derartigen Ausbruch wieder. Die Studie bescheinigt Österreich eine gute Resilienz, wäh- rend Italien und Griechenland zu den Schluss- lichtern gehören. Der PVI zeigt deutlich, dass Staaten im Süden und am Rand der EU tendenzi- ell anfälliger sind. Diese Länder erzielen hohe Risikowerte über alle wesentlichen Faktoren hin- weg. Im Norden und im Kernland Europas finden sich mit Luxemburg, Deutschland, Dänemark und Großbritannien die weitaus widerstandsfä- higeren Nationen. Gemein haben diese Länder ein hervorragendes Gesundheitssystem, einen hohen Wert bei der Möglichkeit des mobilen Arbeitens und stabile Arbeitsmärkte, die durch ein geringes Aufkommen von prekären Beschäf- tigungsverhältnissen gekennzeichnet sind. 6 . GELD-MAGAZIN – Juli/August 2020

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