GELD-Magazin, Juli/August 2020

Z ugegeben, der News-Flow aus den USA war zuletzt nicht immer der beste: Schlechtes Corona-Manage- ment, Konjunktureinbruch, Rassenunruhen und ein etwas kopflos wirkender Präsident prägen das Land. Inwieweit wirkt sich das auf die US-Aktienmärkte aus? Und welche Argumente sprechen für Investments in Übersee? Best of the best Christophe Nagy, Portfoliomanager des Comgest Growth America, streicht gegen- über dem GELD-Magazin die positiven Sei- ten hervor: „Die USA bieten die beste Kom- bination der am besten geführten Unterneh- men mit den besten Geschäftsmodellen und einem stabilen fiskalischen und politischen System. Um Warren Buffet zu paraphrasie- ren: Sie möchten in ein Land investieren, das immer noch gut abschneidet, wenn es von einem Idioten geführt wird.“ Apropos: Wie werden die Präsidentschaftwahlen Ende des Jahres Wirtschaft und Börsen be- einflussen? Darauf Nagy: „Vergessen wir nicht, dass die Aktienmärkte Cashflows und nicht die Sympathie der Kandidaten abwä- gen, insbesondere aus europäischer Sicht. In dem unwahrscheinlichen Szenario (ba- sierend auf aktuellen Umfragen) in dem Trump gewinnt, wird der Markt positiv überrascht sein. Das wahrscheinlichste Sze- nario ist die Wahl von Biden mit einem Se- nat, der in republikanischen Händen bleibt. Dies wird zu einem Ausgleich führen, den der Markt normalerweise mag. Das schlech- teste Ergebnis für die Aktienmärkte - zumin- dest kurzfristig - ist ein vollständiger demo- kratischer ,Sweep‘, der eine Aufhebung der Körperschaftsteuersenkungen von 2018 er- möglichen könnte.“ Wobei man übrigens MÄRKTE & FONDS . USA Trump or not Trump? Die Präsidentschaftswahlen haben ihren langen Schatten vorausgeworfen. Aber gleichgültig, wie das Rennen ausgeht, bieten die USA erstklassige Unternehmen, die stärkste Börse und die größte Volkswirtschaft der Welt. HARALD KOLERUS Credits: pixabay; beigestellt Es gibt wichtigere Einflussfaktoren für das Wirtschafts- wachstum als den Ausgang der Präsidentschafts- wahlen. Andrew Beck, Chief Executive Officer, River Road den Einfluss der Wahlen auf Wirtschaft und Börse nicht überschätzen sollte (siehe Arti- kel rechte Seite). Das meint etwa Andrew Beck von der Nordea-Investment-Boutique River Road Asset Management. Er führt weiter aus: „Mit Blick auf das Jahr 2021 ste- hen jedenfalls Demokraten und Republika- ner vor der Herausforderung, die Wirtschaft zu einer vollständigen Erholung anzufüh- ren. Und das angesichts einer anhaltenden COVID-19-Pandemie, weit verbreiteter sozi- aler Aufstände gegen Rassismus und Un- gleichheit sowie anhaltenden Handelsspan- nungen mit China.“ Langsame Normalisierung Die Herausforderungen sind also enorm, Alan Levenson, US-Chefvolkswirt bei T. Rowe Price, kommentiert: „Im Durchschnitt wird die Arbeitslosenquote im zweiten Quartal dieses Jahres wahrscheinlich auf 15 Prozent steigen, während das reale BIP um 40 Prozent fallen dürfte. Dies liegt im wirt- schaftlichen Stillstand begründet, den der Lock Down zum Schutz vor Corona hervor- gerufen hat. Mit der zunehmenden Öffnung der Bundesstaaten werden Nachfrage sowie Produktion und schließlich auch die Be- schäftigungszahlen steigen.“ Obwohl die Wachstumsraten im dritten und vierten 36 . GELD-MAGAZIN – Juli/August 2020

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=