GELD-Magazin, Juli/August 2020

Öl sprudelt aufgrund des Corona-Schocks derzeit nur mäßig. stark ansteigen ließ. Zuletzt war aber wie- der eine Erholung zu beobachten, weil die Opec Förderkürzungen beschlossen hat und die Lock Downs abgeschwächt wurden. Auch wurden rund 25 bis 30 Prozent der In- vestitionen in die Produktion von Öl und Gas gekürzt, was langfristig ebenfalls Aus- wirkungen – in Form eines geringeren An- gebots – haben wird.“ Veredeln statt verbrennen Wie werden nun die Geschäftsfelder der OMV in 10 bzw. 20 Jahren aussehen? Seele dazu: „Erstens wird die Bedeutung von Öl als Energieträger in unserem Portfolio ab- nehmen. Zweitens verfolgen wir eine Nach- haltigkeitsstrategie, indem wir immer weni- ger Öl verbrennen und immer mehr vere- deln. Wir schaffen also mehr Kapazitäten für die chemische Wertschöpfungskette. Drittens werden wir uns noch wesentlich mehr bei Recycling engagieren. Der Kunst- stoffabfall soll wiederum der Wertschöp- fungskette zugeführt werden. Kurz zusam- mengefasst wird die OMV in 10 bis 20 Jah- ren also ein geringeres Engagement beim Energieträger Öl und Gas aufweisen, sich aber stärker als Chemie-Firma präsentieren, die auch signifikant in die Infrastruktur für die E-Mobilität investiert.“ Langlebige Assets Das GELD-Magazin hat auch bei Climate- Partner zur Zukunft der Erdöl-Branche nachgefragt. Die Experten bieten Unterneh- men nachhaltige Lösungen in verschie- denen Bereichen an: „Indem wir diesen hel- fen, Klimaschutzstrategien umzusetzen, in denen CO 2 -Emissionen berechnet, Reduk- tions- und Vermeidungspotenziale erkannt und unvermeidbare CO 2 -Emissionen durch Klimaschutzprojekte ausgeglichen werden“, erklärt Jakob Sterlich, der für die Aktivi- täten von ClimatePartner in Österreich zu- ständig ist. Betreut werden dabei auch Ver- treter aus der Öl- und Gasindustrie – primär im europäischen Raum, vorwiegend aber in den deutschsprachigen Ländern. Die Kund- schaft umfasst dabei durchaus sehr bekann- te Namen – wie zum Beispiel OMV, Esso oder Total. Hauptsächlich wird Öl im Mobilitätsbereich eingesetzt, die Verwendung in der chemischen Industrie bzw. im Kunststoffsektor wird aber voraussichtlich stark zunehmen. Die Verwendung von Erdöl E-Mobilität, Recycling & Co. Sterlich sieht die Branche jedenfalls vor ei- ner „langfristigen und massiven Transfor- mation, die spätestens seit der Klimakonfe- renz von Paris 2016 in Schwung gekommen ist. Zumindest haben in Europa bereits vor einigen Jahren die Öl- und Gas-Unterneh- men breiter zu diversifizieren begonnen – und in die Bereiche E-Mobilität bzw. Kunst- stoffe und Recycling zu investieren begon- nen.“ Natürlich sieht Sterlich die Situation realistisch und weiß, dass fossile Brenn- stoffe nicht von heute auf morgen restlos ersetzt werden können; zum Beispiel kann man die Besitzer von Öl-Heizungen nicht einfach zu deren Abbau zwingen. Und Men- schen werden Benzin- und Dieselfahrzeuge fahren, solange es keine preisgünstigen Alternativen gibt. „Es geht natürlich darum, zu erfassen, was reduziert und vermieden werden kann. Ebenso ist es aber wichtig, Endverbraucher und Unternehmen zu ani- mieren, parallel zur Nutzung von fossilen Brennstoffen in CO 2 -Einsparungen zu inve- stieren, um so ein klimaneutrales Portfolio zu schaffen“, so der Experte. Diese Investiti- onen kommen zertifizierten Klimaschutz- projekten, zum Beispiel Aufforstungen, oder alternativen Energieträgern wie Solar, Wind und Wasserkraft zugute. Ein kon- kretes Beispiel bietet etwa das Mineralöl- Credit: peterschreiber.media/stock.adobe.com Quelle: APME 0% 25% 50% Treibstoffe Heizung, Elektrizität,Prozessenergie Diverses Chemische Industrie 45% 5% Kunststoffe 4% 4% 42% Juli/August 2020 – GELD-MAGAZIN . 17

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=