GELD-Magazin, Juni 2020

wird nun auch in einer Reihe von High-End- Plattformen auf Android-Basis angeboten. Ein Geschäftsmodell, das sich rechnet. Milliarden-Budgets 2019 erzielte AMS einen Umsatz von 1,9 Milliarden Euro und einen stolzen Nettoge- winn von rund 300 Millionen Euro. Auch das erste Quartal kann sich sehen lassen. Der Umsatz kletterte auf 500 Millionen Euro und liegt damit um 32 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres. Die EBIT-Mar- ge betrug bereinigt satte 20 Prozent, ein Wert von dem Osram nur träumen kann. Der große Bruder verlor mit 821 Millionen Euro im ersten Quartal fast acht Prozent sei- nes Umsatzes, das EBIT war negativ. Nun heißt es für AMS: Die Ärmel hochkrem- peln. Die angestrebten Synergieeffekte von 300 Millonen Euro müssen gehoben wer- den, die ertragsschwachen Osram-Teile ver- äußert und F&E fokussiert werden. Die nächsten beiden Jahre gelten als Übergangs- zeit, aber schon 2022 könnte der gemein- same Umsatz bei über sechs Milliarden Euro liegen, das EBITDA bei 1,5 Milliarden und das EBIT bei fast einer Milliarde. Demgegen- über steht eine derzeitige Marktkapitalisie- rung von 3,5 Milliarden Euro bzw. ein Enter- prise Value von 5,5 Milliarden Euro. Sollte es keinen durch Covid-19 verursachten Weltuntergang geben, steht einer Kursver- doppelung somit nichts mehr im Wege. Juni 2020 – GELD-MAGAZIN . 67 Sie haben den Übernahmekampf um den Beleuch- tungskonzern Osram nach langem Tauziehen für sich entschieden. Kurz danach kam Covid-19. Hat diese Krise etwas an Ihren Plänen geändert? Covid-19 hat keinen Einfluss auf die Attraktivität die- ser Transaktion, denn sie war eine strategische Ent- scheidung auf einen Betrachtungszeitraum von 10 bis 15 Jahren. Der Aktienkurs der AMS hat sich seit Ankündigung der Osram-Übernahme um rund 60 Prozent redu- ziert. Glauben Sie immer noch, dass ein Zusam- menschluss zwischen AMS und Osram wertbildend ist oder verstehen die Märkte die Zusammenhänge einfach nicht? Ja, wir sehen langfristig ein bedeutendes Wertschöp- fungspotenzial. Osram ist komplementär mit seinem Portfolio und wir können gemeinsam Produkte an- bieten, die Wettbewerber nicht anbieten können. Im Kern ist unsere M&A-Strategie unüblich. Wir kaufen keinen Umsatz, der deckungsgleich mit dem vorhan- den Portfolio ist, sondern wir kaufen Technologie dazu, die wir nicht haben. Daher ist diese Transakti- on auch etwas komplexer und der Wertzuwachs nicht kurzfristig sondern eher mittel- bis langfristig zu sehen. Das Feedback der Kunden ist sehr positiv. Kunden wollen mit uns – AMS und Osram – gemein- sam an neuen Technologien arbeiten, um Wachs- tumsmärkte erschließen zu können. Daher sehen wir, dass diese Transaktion langfristig äußerst wert- steigernd sein wird. Osram und AMS haben im Geschäftsjahr 2019 fast 700 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung (F&E) investiert. Welches Einsparpotenzial sehen Sie in diesem Bereich, ohne den Unternehmen Zu- kunftspotenzial zu nehmen? Wir sehen Einsparungspotenzial bei gewissen The- men, wo die Unternehmen in der Vergangenheit Lö- sungen jeweils für sich entwickelten. Die können nun zusammengelegt werden. Viel wichtiger für uns ist es aber, darauf zu achten, dass wir die Entwicklungs- leistungen in die richtigen Bereiche beider Unterneh- men lenken und damit Wachstumsmärkte erschlie- ßen, die uns ein zweistelliges Wachstum bei hoher Profitabilität ermöglichen. Zwar haben Sie Osram zugesagt, bis 2022 keine fu- sionsbedingten Kündigungen auszusprechen, den- noch versprechen Sie sich durch die Fusion bis zu 300 Millionen Euro an Synergiepotenzial? Wir haben umfangreiche Vereinbarungen mit Osram getroffen, und die halten wir auch ein. Einsparungs- potenzial sehen wir z.B. in der Fertigung in Asien. Dabei geht es aber weniger darum, wie viel man eins- part – sondern vielmehr: in welchen Bereichen? Wir sind nach wie vor fest davon überzeugt, dass die Sy- nergien von mehr als 300 Millionen Euro erreicht werden können, ohne die Vereinbarungen mit Osram zu verletzen. Auf der Hauptversammlung holten Sie sich neuer- lich die Genehmigung einer Kapitalerhöhung über eine Wandelanleihe oder über Genussrechte unter Ausschluss der Bezugsrechte. Droht damit nicht eine weitere Verwässerung der Altaktionäre? Die Einräumung des bedingten Kapitals ist ein übli­ cher Vorratsbeschluss, der dem Unternehmen die Flexibilität gibt, sich bei Bedarf rasch und ohne großen Aufwand zu finanzieren. INTERVIEW Alexander Everke, CEO der AMS AG

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