GELD-Magazin, Juni 2020

Beruhigungsmittel in turbulenten Börsenzeiten I m Kampf gegen die globale Corona-Pandemie gibt es seit Anfang Mai die ersten Erfolgsmel- dungen aus dem Biotechsektor. Für erste bereits zugelassene Medikamente wurde die Indikation auf Covid-19 erweitert und auch in der Entwicklung von Impfstoffen werden regelmässig Fortschritte ver- zeichnet. Stand Anfang Mai forschen nach Erhe- bungen des Journal of Virus Eradication 115 Pro- jekte weltweit an einem Impfstoff gegen SARS- CoV-2. Zehn Vakzine befinden sich in der klinischen Entwicklung. Alle diese Substanzen zielen auf eine aktive oder passive Immunisierung des menschli- chen Körpers ab. Experten beziffern das Zeitfenster, bis eine wirksame prophylaktische Impfung auf in- ternationaler Ebene zur Verfügung steht, auf 12 bis 18 Monate. Diagnostik im Fokus Zugleich läuft die Entwicklung und Produktion von Diagnostik-Schnelltests auf Hochtouren. Ein wich- tiger Schritt ist hier die Zulassung, die Roche kürz- lich für sein Testsystem erhalten hat. Damit lässt sich genau bestimmen, wie gross der Bevölkerungs- anteil ist, der bereits eine Covid-19-Infektion durch- laufen hat. Roche ist in der Lage, monatlich Testkits im zweistelligen Millionenbereich auszuliefern. Zu- gleich spielen flächendeckend verfügbare Diagnos- tika eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, lokale Infektionsherde zu identifizieren und damit künf- tige Pandemiewellen frühzeitig einzudämmen. Der globale Covid-19-Pandemieverlauf und die Ver- fügbarkeit von Diagnostiktests unterstützen eine Rückkehr zur Normalität. Deutschland befindet sich bereits mitten in der Erholungsphase. Auch in den USA haben einzelne Staaten Lockerungen der «Stay at Home-Auflagen» bekannt gegeben, so dass dort im Juni mit einer Rückkehr zur Normalität zu rechnen ist. Diese Entwicklung entspricht dem von uns erhofften Verlauf. Die Trends zeigen in die richtige Richtung, zumal die Massnahmen der Regierungen und der Ärztege- sellschaften die These einer Markterholung im 4. Quartal 2020 stützen. Wir rechnen daher im 4. Quartal dieses Jahres mit einer Rückkehr zu einem normalen Wachstum – wobei bereits im 3. Quartal wieder ein quartalweises Wachstum mög- lich sein sollte. Unterstützt von den weitgehend po- sitiven Unternehmensergebnissen für das 1. Quartal 2020 stimmt diese Entwicklung auch die Investoren optimistisch. Krisenresistenz erneut unter Beweis gestellt Insbesondere konnte der Medtech & Services-Sek- tor seine defensiven Qualitäten auch in der Corona Krise unter Beweis stellen und behauptete sich in einem äusserst schwierigen Aktienmarkumfeld. Die Fundamentalfaktoren dürften durch Covid-19 nur kurzfristig beeinflusst werden. Dies beruht in erster Linie auf der nicht-zyklischen Nachfrage. Viele ge- sundheitliche Probleme müssen unabhängig der Krise behandelt werden (z.B. Herzprobleme, Kno- chenbrüche etc.). Einzigartig ist allerdings, dass während der Pandemie zeitlich nicht dringliche Operationen wie der Einsatz von Hüft- und Knieim- plantaten verschoben werden mussten. Doch fallen diese nicht ersatzlos aus, sondern werden zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt – was für zusätz- liche Nachfrage sorgen wird. Für den Sektor spre- chen zudem die mit einer Nettoschulden/EBITDA- Ratio von deutlich unter 3 solide finanzierten Bi- lanzen. Selbst eine Rezession wird die Branche nur gering beeinflussen, da sowohl die Nachfrage als auch die Preise dank Kostenrückerstattungen durch die Krankenkassen sehr stabil sind. Mit Blick auf die Vergangenheit zeigt sich die Branche zwar nicht im- mun gegen Kurseinbrüche, erholt sich aber schnel- ler als der Gesamtmarkt. StrukturellesWachstum in Asien Positiv sind die Aussichten auch in Asien, wo die Co- rona Krise digitalen Technologien zum grossen Durchbruch verholfen hat. Telemedizin und Online- Konsultation von Gesundheitsdienstleistern hatten Dr. Cyrill Zimmermann, Head Healthcare Funds & Mandates, Bellevue Asset Management IM FOKUS . Cyrill Zimmermann, Bellevue Asset Management Noch ist es schwierig, die Auswirkungen der Pandemie auf die Weltwirtschaft einzuschätzen. Trotzdem gehen wir davon aus, dass sich die Gesundheitsaktien aufgrund ihrer nichtzyklischen Nachfrage besser entwickeln werden als der breite Aktienmarkt. FOTO: beigestellt 44 . GELD-MAGAZIN – Juni 2020

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